Der Blick von nah und fern auf die Schweizer Wahlen

Die heutige “Zeit” aus Hamburg nennt uns die beiden wichtigsten Politologen der Schweiz: Michael Hermann und mich. Schon vor der Wahl vom Sonntag bot man uns zu einem Streitgespräch über die Nationalratswahl 2011 auf. Wir sagten beide zu, unwissend, was uns erwartete. Eine Einordnung des Gesprächs zur Zeit.

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Fotos: Die Zeit

Alle Reaktionen aus dem Ausland, die ich zu den vergangenen Wahlen erhielt, waren voll des Lobes. Sie drehten sich ums Grundsätzliche wie den Uebergang von der Polarisierung zur Harmonisierung in der Schweizer Parteienlandschaft. Die Schweiz wurde für ihre neue Mitte beglückwünscht. Und für unsere Analysen hierzu, die im Jahre 2010 einsetzten, erhielten wir rundum Gratulationen.

Ganz anders die Reaktionen in der Schweiz. Zwar spüre ich in der Bevölkerung Begeisterung und Zustimmung. Je politischer und medialer die Leute jedoch verhängt sind, desto gegenteiliger ist das Feedback. Es regiert der Negativismus – auf die Wahltagsberichterstattung. Die Hochrechnung unserer Kollegen von projections wird kritisiert, die Wahlumfragen erfahren teilweise ein vergleichbares Schicksal und der Treffpunkt Bundesplatz wird als reine PR-Uebung der SRG apostrohiert.

Da hat mir das Streitgespräch mit Michael Hermann für die Schweizer Ausgabe der “Zeit” gut getan. Statt Geschäftigkeit herrschte am Dienstag nach der Wahl Entspanntheit. Peer Teuwsen und Matthias Daum empfingen uns im Badener Kornhaus, um darüber zu debattieren, was geschehen. Klar, es ging auch um unsere die Fehleinschätzung der SVP-Macht. Behandelt wurde auch die Schweiz als Insel. Gesprochen würde über die Ursachen der Wahlsiege von BDP und GLP. Und die Verliererinnen wurden wenigstens summarisch analysiert. Zum Schluss wollte man noch etwas Persönliches hören: Was Experten gewählt haben und ob sie das Wahlresultat erfreut.

Toll war die Atmosphäre des Gesprächs: Bisweilen war es kontrovers, dann wieder harmonisch. Manchmal verlief die Trennlinie zwischen Journalisten und Wahlanalytikern, dann wieder zwischen uns beiden. Lohnend ist auch der Leitartikel des Schweizer Zeit-Chefs Teuwsen auf der Front der Zeit, der sich direkt auf unsere Gespräch bezieht – und es noch weiter führt.

Merci an die Herren, die auf der Höhe ihrer Zeit waren, dass uns auch jemand in der Schweiz so schnell nach den Wahlen erinnert hat, das Politische dieser Bevölkerungsentscheidung nebst dem Lärm darum nicht zu übersehen.

Claude Longchamp

Wahlbefragungen und Wahlbörsen im pragmatischen Vergleich

Nun ist sie wieder aufgebrochen, die Polemik zwischen Wahlbefragungen und Wahlbörsen. Indes, es sind nicht die Börsianer, die sie führen. Es sind gewisse Medienschaffende, die der Geschichte ihren Dreh geben. Zu unrecht, denn unter den Wahlanalytiker-Fans herrscht ein deutlich höherer Pragmatismus vor.

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Drei typische Instrumente: eine Wahlbefragung, das Wahlbarometer, ein geschlossener Expertenkreis, der Prognosemarkt, und eine offene Wahlbörse, jene von SRF.

Zuerst: Herzliche Gratulation an die offene Wahlbörse. Ihr ward hinsichtlich des Wahlausgangs genauer! Die mittlere Abweichung bei den 7 meist diskutierten Parteien beträgt beim Wahlbarometer 1,3 Prozentpunkte im Schnitt, bei den Wahlbörsen mit 0,8 gut die Hälfte davon. Die geschlossene Wahlbörse mit 30 Experten liegt dazwischen, hat eine vergleichbare Abweichung zur Wahlbefragung. In unserer Umfrage ist der Wert für die SVP ausserhalb des Stichprobenfehlers, in der Wahlhörse kann man jenen für die FDP diskutieren. Beim geschlossenen Prognosemarkt rangiert die FDP gar hinter der CVP.

Sodann: Es bestätigen sich zwei Erfahrungen aus ausländischen Vergleichen: Erstens, kein Informationstool, das man zu Vorhersagen einsetzt, ist fehlerfrei. Es kommt darauf an, nicht die Schwächen zu betonen, sondern sie durch einen produktiven MIx zu verringern. Zweitens, die verschiedenen Tools haben ihre typischen Konjunkturen. In den USA sagt man: Makro-ökonomische Prognosemodelle sind für längerfristige Vorhersagen brauchbar, Wahlabsichtsbefragung für mittelfristige, prozessbezogene Einschätzungen, und Wahlbörsen für kurzfristige Prognosen.

In der Schweiz kennt man ersteres nicht. Was den Vergleich von Wahlbefragungen und Wahlbörsen angeht, kommt man zu einer vergleichbaren Einschätzung. Dass BDP und GLP WahlsiegerInnen sein würden – und alle anderen Parteien verlieren könnten, vermeldete das erste Wahlbarometer vor just einem Jahr. Nachher setzte eine Dynamik der Meinungsbildung ein, bestimmt durch Medienthemen, Personendebatten und Bundesratsfragen, deren Wirkungen sich mit Wahlbefragung am besten analysieren liessen. Am Ende ging es um den Ausgang der Wahl, von den Wahlbörsen besser bestimmt als von allem anderen Tools.

Schliesslich: Die Prognose ist die einzige Absicht der Wahlbörsen. Man kann sie in der Schweiz auch bis zum letzten Tag vor der Wahl machen. Das alles ist bei Umfragen nicht der Fall. Sie dürfen 10 Tage vorher nicht mehr publiziert werden. Faktisch waren sie am Wahltag 2011 15-25 Tage alt. Wahlbefragung sind gar auf die Vorhersage im engen Sinne beschränkt. Sie sind aus der Wahlforschung entstanden, gemäss der es drei Fragen zu beantworten gibt: Warum wählt wer wen? Wahlbörsen können das nicht. denn sie beschränken sich auf eine Frage: Wer wird gewählt?

Vielleicht lernt man in der Schweiz, die Stärken der Informationstools vor Wahlen besser einzuschätzen. Mir wär’s recht! Zum Beispiel durch unabhängige Expertenbewertungen, die vom Nutzen der verschiedenen Instrumente überzeugt sind, und das Beste aus dem Möglichen heraus zu holen. Da könnte die Schweiz vom Pragmatismus in der Wahlforschung des Auslands noch einiges lernen.
Statt sich auf die das Eine-gegen-das-Anders-Auszuspielen zu konzentrieren.

Claude Longchamp

Auch der Volatilitätsrekord deutet auch eine Neuformierung des Parteiensystems hin

Die Wahlen in den Nationalrat sind vorbei. Nun folgt die Analyse. Zum Beispiel: Der Volatilitätsindex erreichte beim Nationalrat einen Rekordwert von 11.5 Punkten. Gestiegen ist auch die Zahl relevanter Parteien resp. die Fraktionisierung des Parteiensystem.

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Die Wahlen 1991 waren der einzige eigentliche Einschnitt im Parteiensystem der Schweiz. Es verloren nicht nur FDP und CVP, es gewannen auch die Grünen und die (damalige) Autopartei sichtbar hinzu. Oekologie und Asylpolitik waren die dominanten Themen gewesen.

Danach begann die grosse Polarisierung, mit Gewinnen für SVP und SP rund um die neue Konfliktlinie zwischen Innen und Aussen, Eigenem und Fremden, Schweiz und Europa. 2007 veränderte sich die innere Polarisierung in eine eigentliche Rechtstendenz mit nationalistischen Tendenzen.

2011 zeigt sich ein neues Muster: Von Polarisierung kann nicht mehr die Rede sein. Vielmehr ist es die neue Mitte, die den Trend setzt. Die Harmonisierung schweizerischer Interessen angesichts der Bedrohung durch den Schweizer Franken wurde zur neuen Leitlinie. Zwischenzeitlich überschreiten 7 Parteien die 5 Prozent-Marke. Voraussichtlich die gleichen 7 Fraktionen werden mindestens 10 ParlamentarierInnen haben.

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Der bisherige Rekordwert für die Volatilität bei Schweizer Wahlen lag seit Einführung des Frauenstimmrechts lag bei 10 Punkten; erreicht wurde er im Jahre 2007. Seit 1991 pendelten die Werte stets zwischen 9 und 10. Davor lagen sie konstant viel tiefer, mit einem vorläufigen Höchstwert 1979.

GewinnerInnen, bei Wählenden-Anteilen und in der Sitzzahl sind die GLP und die BDP. Bei der GLP entstand das mit diesen Wahlen. Bei der BDP entwickelt sich alles in mehreren Schritten: Zuerst durch die Parteiabspaltung 2008 von der SVP. Dann durch die Wahlsiege auf Kantonsebene vor allem 2009/10, und jetzt im Zusammenhang mit den Parlamentswahlen.

Das beeinflusste auch die Sitzverschiebungen bei der SVP, die in zwei Stufen erfolgte – jetzt und mit der Gründung der BDP. Verluste gibt es auch für die fusionierten FDP und LP, sowie für die CVP. Sitzgewinne, bei leichten Verlusten im Wählendenanteil, resultieren bei der SP.

Das neue Parteiensystem der Schweiz kann nicht mehr auf die bisherige, zentrale Spaltung zwischen rechts und links reduziert werden. Denn das vormalige bürgerliche Lager zerfällt zusehends in eine nationalkonservative, eine Mitte/Rechts- und eine Zentrumsgruppe Das nationalkonservative Lager besteht vor allem aus der SVP, ergänzt durch die Lega und das MCR. Mitte-/Rechts sind die fusionierten FDP und LP, und im Zentrum befinden sich, nebst der CVP, die GLP und die BDP.

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Die Fraktionalisierung des Schweizer Parteiensystems hat mit den Wahlsiegen kleiner Parteien wieder zugenommen. Stärker war sie nur 1991. Mit anderen Worten: Die Zahl relevanter Parteien ist grösser, die Polarisierung ist gestoppt, dafür zeichnet sich in der neuen Unruhe im Parteiensystem auch eine Neuausrichtung eben dieses ab.

Claude Longchamp

Die verkannte Bedeutung der Ständeratswahlen 2011

Der Wahlkampf 2011 war durch die Nationalratswahlen bestimmt, die Ständeratswahlen entfalteten nicht die gleiche Wirkung – mindestens auf der nationalen Ebene. Dabei unterschätzt man die Bedeutung des Ausgangs der Ständeratswahlen für die Allianzbildung in der kleinen Kammer.

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Grafik anclicken, um sie zu vergrössern (Quelle: NZZ)

Wenn der Ständerat zur Schlussabstimmung schreitet, demonstriert er unverändert gerne überparteiliche Einstimmigkeit. Gelingt dies nicht, schart sich meist die SVP hinter das Zentrum und die Ratslinke auszulassen. Seltener kommt Umgekehrtes vor. Immerhin. die Häufigkeit des Bürgerblocks ist seltener geworden, zunehmend ist die Allianzbildung Mitte/Links. Ganz selten sind polarisierte Situation, bei denen die CVP zur Linken hält, die FDP zur SVP.

Das hat zunächst mit der Diskussionskultur im Ständerat zu tun. Diese ist eine Folge der Ratsgrösse, aber auch der parteipolitischen Zusammensetzung. Denn CVP und FDP haben seit der Gründung des Bundesstaates eine numerische Mehrheit in der kleinen Kammer, seit Beendigung des Kulturkampfes Ende des 19. Jahrhundert zwischen beiden Parteien bildet ihre Allianz gar das Rückgrad des Ständerates.

Das alles könnte sich 2011 ändern. Beide Parteien stellen heute noch 26 der 46 Parlamentarier in der kleinen Kammer. Wenige Sitzverluste bei den anstehenden Wahlen könnte das gewohnte Bild massgeblich auf den Kopf stellen.

Eine Uebersicht über die anstehenden Ständeratswahlen. publiziert im Tages-Anzeiger vom 12. Oktober 2011, benennt die unsicheren Wahlgänge, bei denen ein(e) Abgeordnete(r) aus CVP, FDP (und BDP, die wir hier dazu nehmen) über die Klinge springen könnte:

Erstens, von der SVP herausgefordert wird die FDP namentlich in Luzern und Neuenburg. Im Tessin ist die Lega die Konkurrenz (die sich der SVP-Fraktion anschliessen würde) und in Schaffhausen ist es Thomas Minder, der im Falle einer Wahl mit einem Beitritt zur GLP liebäugelt.

Zweitens, in aussichtsreicher Lauerstellung zur CVP ist die SVP in den Kantonen Uri und im Wallis.

Drittens, auf FDP oder CVP abgesehen hat es die SVP in St. Gallen.

Viertens stehen die SP und GPS in den Kantonen Aargau und Bern auf der Angreiferseite, wobei es FDP/BDP oder SVP treffen könnte.

Damit kommt auf mindestens 9 Wahlgänge, die über die Möglichkeiten Allianzbildung im Zentrum des Ständerates entscheiden.Gegenteiliges zeichnet sich nur in Graubünden ab, wo die FDP einen Sitz der SVP erben wird.

Am Sonntag abend wird man eine erste Auslegeordnung machen können, was Sache werden könnte; höchstwahrscheinlich weiss man dann noch nicht, ob die CVP/FDP-Mehrheit kippt, denn es dürften in verschiedenen der genannten Kantone zu einem zweiten Rundgang kommen. Bei dem wird entscheidend sein, wer sich mit wem verbindet, resp. wer unter welchen Auflagen auf eine Wahl verzichtet.

Was es heisst kann, in einem Rat zu politisieren, in dem es keine starke Mitte-Allianz mehr gibt, zeigt eine Studie des Genfer Politikwissenschafters Simon Hug. Gespaltene Situationen mit einer Trennlinie zwischen CVP und FDP kommen im Nationalrat vermehrt vor als im Ständerat, sind aber nicht der Trendsetter. Häufiger – und klar zunehmend – sind Blockbildungen, die von rechts oder links ausgehen, denn es braucht drei Parteien für eine Mehrheit. Das erhöht die Chancen der Polpartei, nicht nur auffällige parteipolitische Positionen einzubringen, sondern auch mit ihnen durchzukommen.

Ob das geling, hängt aber von verschiedenen Faktoren ab: der sachpolitischen Tendenz im Zentrum einerseits, der Kompromissfähigkeit der Pole auf der anderseits. Nimmt man die letzte Legislatur als Massstab, ging die Dynamik häufig zwischen Mitte und rechts Seite aus als umgekehrt. Doch überzeichnete die SVP ihre Position bieweilen, weil ihr die Darstellung der eigenen Position wichtiger war als die Entscheidung. So war, seit den Wahlen 2007, die Mitte/Links-Allianz unter Ausschluss der SVP im Nationalrat die häufigste Konstellation in den Schlusabstimmungen des Nationalrates.

Das ist genau das Umgekehrte als das, was man bisher im Ständerat hatte. Wie gesagt, nur wenige Sitzverluste im Zentrum der kleinen Kammer entscheiden darüber.

Claude Longchamp

Die Volatilität von Schweizer Wahlen

Schweizer Wahlen galten lange als langweilig. Die beste Prognose war, es bleibt wie bisher. Dann wurde alles anders. Das hat die Wahlforschung befruchtet, wenn auch nicht einfacher gemacht. Und man fragt sich, ob das 2011 anhält oder nicht.

Das Stichwort der Parteien- und Wahlforschung zur Messung von Instabilität heisst “volatility”. Geprägt wurde es 1979 vom dänischen Politikwissenschafter Morgen Pedersen. Auf Deutsch redet man gelegentlich von Unbeständigkeit.

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Gemeint ist nicht der Anteil konstanter oder variabler Entscheidungen von Wahl zu Wahl, die ein Bürger, eine Bürgerin fällt. Da geht man davon aus, dass die durch die Parteibindung, erworben während der Sozialisation, beeinflusst wird.
Volatilität meint vielmehr die Konstanz oder Variablität der Parteien insgesamt, gemessen an den WählerInnen- oder Sitzanteilen, die aus Parlamentswahlen hervorgehen.

In der Schweiz hat sich vor allem der Lausanner Politologe Andreas Ladner mit der Unbeständigkeit im Parteiensystem auf Bundes- und Kantonsebene befasst. Auf seinen Berechnungen aufbauend, führt unser Institut regelmässig den Volatilitätsindex. Anhand von Sitzzahlen erstellt, kann er sowohl für National- wie auch Ständeratswahlen berechnet werden.

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Der Index liesst sich wie folgt: 0 beträgt der Wert, wenn sich an der Sitzverteilung gar nichts ändert; 100 wäre er, wenn nicht mehr wäre wie zuvor.

Das Ergebnis zum Schweizer Volatilitätsindex ist eindeutig. Bis 1991 waren die Wahlen in der Schweiz tatsächlich durch Beständigkeit gekennzeichnet. Seit 1991 sind sie es eindeutig nicht mehr. Das gilt, ganz generell für National- wie auch Ständeratswahlen. Mit einer Ausnahme war die Volatilität der Wahlergebnisse zum Nationalrat aber höher als die, welche sich auf den Resultaten zu den Ständeratswahlen ableiten lassen.

Im Nationalrat ist die Unbeständigkeit seit 1991 hoch, ihren bisherigen Höhepunkt (in der neueren Wahlgeschichte) erreichte sie 2007. Im Ständerat waren die Wahlen 1991 der eigentliche Bruch mit der Stabilität. Es war das letzte Mal, dass die FDP so richtig zulegen konnte, während CVP und SP an Bedeutung verloren. 2007 erhöhte sich die Stabilität wieder. Abgerutsch war damals nur noch die FDP.

Wie das 2011 aussieht, weiss man teilweise am Sonntag abend. Um 1900 liegt die erste gesamtschweizerische Hochrechnung zur Sitzverteilung und den Wählendenanteilen für den Nationalrat vor. Beim Ständerat weiss man an sich gleich viel, doch werden die ersten Wahlgänge nicht überall zu einer klaren Sitzverteilung führen. Deshalb wird man erst Ende November 2011 die Volatilitäts-Kurve für den Ständerat berechnen können.

Mindestens beim Nationalrat wird man zwei Antworten haben: Erstens, wie stark die Parteien neu in der grossen Kammer vertreten sind, und, zweitens, wie (un)beständig die Wahlentscheidung insgesamt einzustufen ist.

Claude Longchamp

Antwort an den Wahlkampfblog: Das Profil der Wahlgründe – je Partei ausgebreitet

Die mediale Logik zu den Wahlen hat diese Woche vollends umgeschlagen: Es geht nur noch ums Spekulieren. Das verkennt den Wert der Wahlforschung, auf den man wieder zurückgreifen wird, wenn die Wahlergebnisse verbindlich vorliegend. Denn dann geht es wieder um die Frage nach den Wahlgründen.

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Im letzten Wahlbarometer haben wir ein Profil der Parteien entwickelt, das aufzeigt, was nachweislich gewirkt hat – jedenfalls bis zum letzten Umfrage:

SVP-Wahl:
Wer die SVP wählt, macht es wegen ihrem Programm: Die Positionen in Finanz- und Migrationsfragen sind relevant. Oder anders gesagt: Themen-WählerInnen schätzen die SVP wegen ihrer restriktiven Einwanderungs- und Finanzpolitik. Die Entscheidungen sind damit nicht, wie in der Öffentlichkeit häufig angenommen, einzig eine Folge der Ausländerthemen. Sie haben auch mit dem skpetischen Staats- und Steuerverständnis der Wählenden zu tun. Der Wahlkampf kommt als Zweites hinzu. Von aussen oft kritisiert, entfaltet er nach innen die erwarteten Wirkungen. Das dritte Element, das zur Wahl der SVP führt, sind die anstehenden Bundesratswahlen. SVP-Wählende wünschen sich auf alle Fälle einen zweiten (oder dritten) Bun­desrat, sei es in einer rein bürgerlichen Regierung oder via Neubelegung der Konkordanz der grossen Parteiem. Abgerundet wird das Bild durch die klare Rechtspositionierung, die Identifizierung mit dem Parteipräsidenten oder das Misstrauen in die Institutionen. Im Vergleich zu 2007 mobilisiert dies ähnlich, wenn auch eindeutig weniger fixiert auf die Personenidentifikation, die damals via Bundesrat Blocher alles überschattete.

SP-Wahl: Nichts fürchten relevante Teile der SP-Wählerschaft so, wie einen Bundesrat, aus dem sie ausgeschlossen wären. Das ist seit dem Rücktritt von Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey der wichtigste Grund, SP zu wählen. Es folgt das Programm, mit den Positionen in Fragen der öffentlichen Finanzen, der Migrationspolitik, der Umweltpolitik und der sozialen Sicherheit. Der Vorteil, der zu Beginn der Diskussion über den starken Franken und den Auswirkungen auf die Arbeitsplätze gegenüber der SP entstand, ist dagegen weitgehend verschwunden. Als nächstes folgt der eigene Wahlkampf, der eine positive Identifikation erlaubt, ergänzt durch die Positionierung der Parteien auf der Links/Rechts-Achse, der Hoffnung auf eigene Gewinne bei den Wahlen, der Identifikation mit dem Präsidenten, der Betonung solidarischer Werte und dem Einsatz für eine offene Schweiz. Dieser Mix geht etwa gleich gut auf wie jener 2007, der indessen viel stärker durch einen Anti-Blocher-Effekt geprägt war.

FDP-Wahl: Wahlberechtigte, welche die FDP wählen wollen, sind vom freisinnigen Programm überzeugt. Identifikationspunkte ergeben sich, ohne wirkliche Zuspitzung, bei Themen wie Arbeitsplätze und Wirtschaft, Umwelt, Migration, Sozialversicherungen und Gesundheitswesen. Es folgt der Wahlkampf, der den ParteigängerInnen gefällt. Mobilisiert wird die FDP-Wählerschaft, wenn sie an den eigenen Aufschwung glaubt resp. Gewinne der SVP befürchtet. Einen rein bürgerlichen Bundesrat unter Führung der SVP will man nicht, ebenso wenig wie einen ohne SVP oder unter Verlagerung eines eigenen Sitzes zur GPS. Werte wie Eigenverantwortung, Wirtschaftsorientierung und Rechtspositionierung kommen gegen den Schluss der Wirkungsfaktoren, knapp von der Identifikation mit dem eigenen Präsidenten. Damit kann man sich als liberale Partei bei Wahlen weder in der Mitte hal­ten, noch die Stammwählerschaft ernsthaft mobilisieren.

CVP-Wahl: Die Wahlwilligen der CVP identifizieren sich in erster Linie mit dem eigenen Wahlkampf. Thematisch finden sie die CVP-Familien-, -Umwelt- und -Gesundheitspolitik gut. Anders noch als vor einem Monat bietet die CVP-Wirtschaftspolitik jedoch keine wahlrelevante Identifikation mehr. Es folgt die mobilisierende Hoffnung auf eigene Gewinne, gepaart mit der Erwartung, FDP und Grüne würden einbrechen. Beim Bundesrat befördert der Kampf für den Status Quo die Wahlbereitschaft, genauso wie die Ablehnung eines Bundesrates mit Beteiligung der GPS. Der Parteipräsident als Wahlgrund folgt auch hier am Schluss. Mit diesem Profil kann man nicht zulegen, sich allenfalls aber schadlos halten.

GPS-Wahl:
Die Wahl der GPS kann man so erklären, dass der eigene Wahl­kampf gefällt, die Umweltpolitik wichtig ist, die Hoffnung auf einen eigenen Bundesrat wirkt, die Grünen dabei klar links positioniert bleiben müssen. Die Erwartung eigener Gewinne mobilisiert, verbunden mit der Erwartung, die SP verliere. Wertemässig schafft die Ökologie Verbindungen zur GPS, ganz anders als der Parteipräsident. Damit kann man sich halten, muss keine Einbrüche befürchten, kann aber auch nicht mit wirklichen Gewinnen rechnen.

GLP-Wahl:
“Kein rein bürgerlicher Bundesrat!” denken sich die GLP-Wähle­rInnen. Der Wahlkampf der neuen Partei gefällt, genauso wie die Fokussierung des Parteiprogramms auf die Umweltfrage. Weitere verallgemeinerbare Gründe die GLP zu wählen, lassen sich nicht benennen. Immerhin, das reicht, um zu gewinnen!

BDP-Wahl:
Schliesslich die BDP, wo sich alles um den Bundesrat dreht. Die Angst vor einem bürgerlichen Bundesrat unter Führung der SVP bewegt am meisten, gefolgt von allen anderen Varianten ohne Eveline Widmer-Schlumpf. Darüber hinaus schafft der eigene Wahlkampf positive Identifikation. Die Hoffnung, die polarisierenden Parteien würden geschwächt, beflügelt den Mix, die BDP zu wählen – die voraussichtlich zweite Wahlsiegerin.

Claude Longchamp

Wahlbörsen zu den Ständeratswahlen teilweise in Bewegung

Seit Start der Wahlbörsen haben die bürgerlichen ZentrumskandidatInnen eher ehtwas zugelegt. Dennoch erwarten die Traders gerade hier Verluste im Vergleich zu 2007.

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Die Wahlbörsen zu den Ständeratswahlen finden eine wachsende Aufmerksamkeit. An jener im Kanton Zürich beteiligen sich zwischenzeitlich 246 HändlerInnen. Von den 13 offen Märkten haben nur 3 weniger als 100 Traders – Uri, Tessin und Waadt.

Seit meiner letzten Zwischenbilanz hat sich nicht alles verändert, einiges aber schon.
. Im Kanton Zürich ist SP-Kandidat Hardegger vom 1. auf den vierten Platz zurückgefallen. Knapp vorher kommen Diener (GLP), Blocher (SVP) und Gutzwiller (FDP).
. SP-Kandidat Cavalli ist im Kanton Tessin vom 1. auf den dritten Rang abgerutscht. Vor ihm liegen neu Lombardi (CVP) und Morisoli (Lega).
. Im Kanton Uri hat SVP-Bewerber Planzer den Spitzenplatz abgeben müssen. Neu sind Stadler (GLP) und Baumann (CVP) vor ihm.
. Kleiner Aenderungen zeichnen sich im Kanton Aargau ab, wo gegenwärtig Giezendanner (SVP) vor Egerszegi (FDP) zu liegen käme.
. Im Kanton Thurgau hat zudem CVP-Bewerberin Häberli-Koller SP-Kandidatin Graf-Litscher überholt.

Keine der Bewerbungen, die nicht schon vor Wochenfrist über dem absoluten Mehr war, ist es heute. Umgekehrt gilt, keine der Kandidaturen, die darüber lag, ist nur unter dem Strich. Sehr nahe ist allerdings Pirmin Bischof im Kanton Solothurn. Da kann man nicht entscheiden, was Sache ist.

Uebers Ganze gesehen hat sich damit eine vorläufig Stabilität eingestellt. Die Ansichten der Trader-Gemeinschaft zu den Ständeratswahlen sind nicht abschliessend, aber weitgehend gemacht. Generell haben die bürgerlichen ZentrumskandidatInnen etwas Boden gut gemacht, meist zulasten der SP oder der SVP. Nur Giezendanner im Aargau trotzt diesem Trend.

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Stand: 18. Oktober 2011

Was die Wahlbörsen zu den Ständeratswahlen Wert sind, ist schwer einzuschätzen, denn der Test wird erstmals gemacht. Am Sonntag abend weiss man einiges mehr. Dann wird sich auch zeigen, ob die übergeordneten Erwartungen stimmen. Gemäss dieser separaten Wetten würden, ähnlich wie im Nationalrat, CVP und FDP verlieren (je drei Mandate Minus), am meisten an die SVP (+3) resp. etwas an SP, GPS und GLP (je +1). Das spricht, wenn es sich bewahrheitet, für eine zunehmende Polarisierung – und für einen Mehrheitsverlust von CVP und FDP.

Claude Longchamp

Harmonisierung statt Polarisierung

Die letzte Woche vor den Parlamentswahlen ist angebrochen – das ist auch die Woche des Blicks von aussen auf die Schweiz. Eine kleine Bilanz zum Gespräch mit der ORF.

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Raphaela Stefandl, bekannte Moderatorin von “Vorarlberg-heute”, ist seit kurzem neue ORF-Korrespondentin für die Schweiz. Das Geschehen beobachtet sie vom grenznahen Dornbirn aus. Heute war sie bei mir in Bern.

Natürlich ging das Gespräch um die Wahlen – und um den Wahlkampf. Ihre These war, der starke Schweizer Franken laste über dem Land. Was bisher ein Vorteil war, kehre sich nun in einen Nachteil. Das hätten die SchweizerInnen kurz vor der Wahl begriffen, weshalb sie im Kampf um die Parlamentssitze nicht aufs Aeusserste setzten, sondern das gemeinsame Interesse betonten.

Da konnte ich nur nicken. Philipp Hildebrand, unser Nationalbank-Präsident, sei zum einflussreichsten Wahlkämpfer geworden, fügte ich bei. Zur vorherrschenden Polarisierung der Politik zwischen rechts und links EWR-Beitritt, habe er, erstmals in einem Wahlkampf, eine Art Harmonisierung geschaffen. Zwar sei die Politik der Nationalbank anfangs des Jahres erheblich ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Christoph Blocher, sekundiert von der Weltwoche, haben sie attakiert, weil man in den rechtskonservativen Kreisen die Intervention beim Wechselkurs für unnötig hielt. Doch dann schwoll der abgehobene Diskurs zum breiten Politikum an. Von der SP eingebracht, drehte sich die Diskussion um die Anbindung des Schweizer Frankens an den Euro. Sekundiert wurde die Linke nicht nur durch Gewerkschaften und Konsumentenschutz; auch die Exportindustrie und der Tourismus machten sich Sorge zur drohenden Arbeitsplatzverlagerung ins Ausland oder den Rückgang der Umsätze. Schliesslich kam es zum Kurswechsel beim Wechselkurs: Nationalbank und Bundesrat entschieden sich, einen Wechselkurs von 1.20 zwischen Franken und Euro mit allen Mitteln zu verteidigen – und beruhigten damit die Lage. Parteipolitische Potenziale für den Wahlkampf bot diese Frage kaum mehr.

2007 war das alles noch anders. Wirtschaftsfragen spielten im Schweizer Wahlkampf keine nennenswerte Rolle. Es dominierten Sicherheitsfragen, rund um die AusländerInnen, die seitens der SVP für die Kriminalität in der Schweiz verantwortlich gemacht wurden. Die Initiative der Nationalkonservativen traf den Zeitgeist und verstärkte ihn, weil sich alle damit und ihrer Symbolisierung mit dem Schäfchenplakat beschäftige. Schliesslich resultierte ein toller Wahlerfolg für die SVP. 2011 war die Einwanderung zwar erneut die Vorgabe der SVP, doch mobilisiert das Thema vor allem nach innen. Das Klima des Wahlkampfes prägten andere Momente: der Atomunfall in Fukushima zuerst, der starken danach und schliesslich der erneute Milliardenverlust der UBS. Keines dieser Ereignisse war geplant, jedes hatte seinen Ursprung im Ausland, wirkte sich aber auf die Befindlichkeit in der Schweiz aus.

Immerhin, ergänzte ich, wenn der Wahlkampf diesmal weniger kontrovers gewesen sei als noch vor 4 und 8 Jahren, habe das auch innenpolitische Ursachen. Die Linke habe nicht mehr auf jede Provokation der Rechten reagiert, denn das habe regelmässig Medienaufmerksamkeit für die SVP-Themen erzeugt. Bei den Zürcher Kantonalwahlen habe man dieses Verhalten erstmals angewendet – mit Erfolg, denn SP und GPS hielten sich, während die SVP erstmals in ihren neuen Hochburgen eine Wahl verlor. Unterstützt worden sei dies durch das Auftreten zweier neuer Parteien, der GLP und der BDP, die, bei übertriebenem Drehen an der Spirale des extremen Positionswahlkampfes für moderate WählerInnen rechts und links ein denkbares Auffangbecken darstellten. Einzig die Kämpen der Jungparteien, fällt mir beim Schreiben dieses Beitrags auf, duellierten sich nach vergangener Art, unterstützt von der Boulevardpresse und gewissen Internetforen, die Gegenwelten schufen, welche auch Vandalismus, besonders gegen Wahlplakate, beförderten.

Mein Gast schrieb eifrig mit, führte das Interview darauf aufbauend, sodass ich gespannt bin, was, voraussichtlich am kommenden Donnerstag, in der österreichischen ZiB2 gesendet werden wird.

Claude Longchamp

Wahlbeteiligung von Tag zu Tag

48,3 Prozent der Wahlberechtigten beteiligten sich 2007 an den Nationalratswahlen. 9 von 10 wählten nicht mehr an der Urne, sondern mit der Post. Bei Weitem nicht alle machten das aber vorzeitig, viele zögerten bis gegen den Schluss. Eine Zwischenbilanz zu 2011.

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An diesem Freitag lag, gemäss NZZ am Sonntag, die Wahlbeteiligung in den Städten Zürich, Bern und Genf höher als gleich viel vor den Eidgenössischen Parlamentswahlen 2007. Nur in Basel war sie tiefer als damals. Das alles spricht für eine insgesamt vergleichbare Wahlteilnahme wie bei den letzten Erneuerungswahlen für das Schweizer Parlament.

In die gleiche Richtung gehen auch die letzten Informationen aus den Wahlbeobachtungen: Sowohl das Wahlbarometer der SRG SSR als auch die SRF-Wahlbörse rechnen mit einer Beteiligung 49 Prozent der Wahlberechtigten.

Die briefliche Stimm- und wahlabgabe ist zwar fast überall zum Standard geworden. 9 von 10 nutzen diese Form. Doch wird nicht durchwegs vorzeitig gewählt. Nirgends kann man das besser beurteilen als im Kanton Genf. Denn da veröffentlicht die Staatskanzlei neuerdings Tag für Tag die vorläufigen Werte für die Wahlbeteiligung. Am Samstag dieser Woche lage sie bei 19 Prozent – mit einem mittleren täglichen Zuwachs von rund 4 Prozentpunkten. 2007 beteiligten sich rund 47 Prozent der GenferInnen an den Wahlen.

Hauptgrund dafür, dass man mit der Wahlabgabe zuwartet, ist die Entscheidungsambivalenz. Je ausgeprägter sie ist, desto länger wartet man mit dem definitiven Ausfüllen. Bei Schweizer Parlamentswahlen sind das eher die Entscheidungen beim Ständerat und die Personenentscheidungen im Nationalrat. Sie werden meist später gefällt als der digitale Entscheid, welche Partei(en) man unterstützen will.

In gut einer Woche wissen wir, was daraus wird!

Claude Longchamp

Kantonale Umfragen zu den Wahlen: Tessin überrascht gleich mehrfach

Die Wahlen vom 23. Oktober 2011 werden in den Kantonen ausgezählt, wo auch die Sitzverteilungen vorgenommen werden. Das macht kantonale Umfragen interessant; sie sind aber auch mit Risiken verbunden – wie die jüngste im Kanton Tessin zeigt.

8 NationalrätInnen hat der Kanton Tessin. Gegenwärtig kommen 3 von der FDP (28%), je 2 von der CVP (24%) und SP (18%), und 1 Vertreter stellt die Lega (14%).

Das soll alles anders werden, sagt eine am Mittwoch veröffentlichte Umfrage von ad hoc information. Die Rede ist neu von je 2 Sitzen für FDP (23%), CVP (19%) und Lega (16%), während SP (15%) und SVP (13%) auf je einen kommen würden. Erneut ohne Nationalrat blieben die Grünen. Perfekt wäre die Sensation, denn die Erhebung sieht bei der FDP den schweizerischen Parteipräsidenten Fulvio Pelli nur auf Platz 3, hinter Nationalrat Iganzio Cassis und verdrängt vom vormaligen Präsidenten der Kantonalpartei, Giovanni Merlini.

Am Donnerstag nun doppelte das Giornale del Popolo mit Ergebnissen zu den Ständeratswahlen nach. Demnach kommt es im 1. Wahlgang zu einem eigentlichen Patt: In Führung liegt der Kandidat der Lega, Sergio Morisoli (25%), gefolgt von Fabio Abate (24%), Franco Cavalli (ebenfalls 24%) und dem Bisherigen Ständerat, Filippo Lombardi (23%). Das macht einen zweiten Wahlgang für beide Sitze wahrscheinlich.

Das alles verblüffte dieser Tage nicht nur die politische Oeffentlichkeit, überrascht sind auch die Demoskopen. Spärlich sind die verpflichtenden Informationen, zu dem, was gemacht wurde. Nicht nachvollziehbar sind die Angaben zu den Chancen der Personen. Das Datum der Befragung wird nicht bekannt gegeben, ist aber entscheidend. Immerhin, von 1000 telefonisch Befragten TessinerInnen ist die Rede. Das ergäbe eine Fehlerquote von +/-3.5 Prozentpunkten. Die Projektion von Parteistärken auf Sitze mag zwar gerade auf kantonaler Ebene interessant sein, ist aber bei so engen Verhältnissen ausgesprochen riskant – und gänzlich unüblich.

Claude Longchamp