Wer schafft es auf SP-Ticket für den Bundesrat?

Sechs PolitikerInnen der SP bewerben sich für die Nachfolge von Alain Berset. Es sind dies Evi Allemann, Matthias Aebischer, Beat Jans, Daniel Jositsch, Roger Nordmann und Jon Pult. Wer wird nominiert?


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Die SP nominiert in aller Regel zwei Personen: Das garantiert Auswahl, ohne den Prozess ganz aus der Hand zu geben. Die meisten Fraktionen verfahren so.
Spannender ist die Frage, ob die SP bei einem Zweier-Ticket die geschlechtsspezifische Frage offen lässt oder eine paritätische Liste favorisiert. Dann ist Evi Allemann gesetzt. Und die fünf Männer balgen sich um den zweiten Platz.
Ohne Grund wäre Allemann nicht auf dem Ticket. Sie ist Berner Regierungsrätin, war 15 Jahre lang Nationalrätin, und das mit heute 45 Jahren. Sie gehört dem rechten Flügel an, was Wahlchancen in der Bundesversammlung erhöht. Fachlich wäre sie mehrfach einsetzbar. Doch ist mit Albert Rösti bereits ein Berner im Bundesrat.
Bei den Männern gibt es meines Erachtens drei Favoriten und zwei Aussenseiter.
Unter den Favoriten hat Daniel Jositsch wohl die grössten Wahlchancen in der Bundesversammlung. Fraglich ist aber, ob er es aufs Ticket schafft. Denn vor Jahresfrist verärgerte er viele Frauen, als der den Vorrang des Geschlechts nicht akzeptieren wollte. Zwischenzeitlich zeigt er Reue, und er hat die Nomination seiner Kantonalpartei im Sack. Ob die Frauenmehrheit in der SP-Fraktion gleich tickt, bleibt aber offen. 2009 scheiterte er als Regierungsrat, doch 2023 erreichte er von allen Gewählten die höchste Stimmenzahl.
Für ihn spricht, dass der Zürcher Ständerat seit 16 Jahren im eidg. Parlament ist, aktuelle in fünf Kommissionen sitzt und als Vize der Fraktion amtet. Auch er gehört dem rechten Flügel an. Würde er nominiert und gewählt, wäre er ein designierter Justizminister.
Für Beat Jans sprechen sein Kanton Baselstadt, sein Amt als dortiger Regierungspräsident, seine Zeit im Nationalrat, seine Aemter, die er da inne hatte, und sein früheres Vizepräsidium der SP Schweiz. Jans wäre ein aussichtsreicher Aussenminister. Hinderlich ist allenfalls, dass er seit drei Jahre nicht mehr im Bundesparlament ist. Jans ist ein vielseitiger Politiker und in der Partei zentriert.
Jon Pult kann sein noch fast jugendliches Alter in die Waagschale werfen. Er ist aktuell Vizepräsident der SPS, und er präsidiert die wichtige KVF, obwohl er erst 2019 ins Parlament gewählt wurde. Zudem ist er der einzige Kandidat, der viersprachig ist. Er gilt als Favorit der Parteileitung, denn er könne im Bundesrat ein fachlicher eigentliches Gegengewicht zu Rösti werden, egal welches Departement er erhält. Doch war er nie in einer Kantonsregierung.
Auch Nordmann und Aebischer könnten in diese Rolle schlüpfen. Doch “ihr” Departement ist vergeben. Sie haben aber auch andere Handicaps zu überwinden, um überhaupt nominiert zu werden. Nordmann ist Waadtländer und würde die Ueberzahl Romands zementieren, und Aebischer gilt in der Fraktion nicht als Schwergewicht. Sie dürften deshalb nicht mehr als Aussenseiter-Chancen haben.
Nun müssen die Hearings mit der SP-Basis Aufschluss geben, wer im Wahlkampf am meisten Schub entwickeln und damit die Nominationschancen positiv beeinflussen kann.
Ich denke, momentan Allemann ist für das Ticket gesetzt, Jans, Pult und Jositsch haben alle ihre Chance, sie zu begleiten.

Claude Longchamp