New Realignment und die Demokratische Partei unter Obama

Harald Meyerson, Washington Post, macht sich als erster Editorialist daran, den Wahlsieg Obama Demokraten im Ueberblick zu analysieren. Er spricht von einem eigentlichen Realignment, einer Neueinbindung von WählerInnen, bei der Demokratischen Partei, die ihresgleichen seit 1932 nicht mehr gesehen hat. Drei Gründe arbeitet er heraus, die ich hier gerne zur Diskussion wiedergebe.


Quelle: New York Times mit zahlreichen weitere Trendkarten

Vordergründig spricht der gestiegene Wähleranteil der Demokraten nicht nur bei den Präsidentschaftswahlen, sondern auch bei den Kongresswahlen für diese Einschätzung. Hintergründig erkennt Meyerson zwei typische Veränderungen im Wahlverhalten:

. Die Hispanics haben wieder zu zwei Dritteln für die Demokraten votiert. Das sind 10 Prozent mehr als noch vor vier Jahren; es sind auch wieder soviel zu den besten Clinton-Zeiten.
. Insbesondere die gut ausgebildeten Frauen, die im urbanen Umfeld leben, neigten 2008 klarer als früher zu den Demokraten, und sie werden auch immer zahlreicher.

Vor allem die Veränderung bei den Hispanics sieht Meyerson als entscheidend an, sei es hier doch beispielsweise Colorado, Nevada, New Mexico, aber auch Florida gelungen, eine verunsicherte Bevölkerungsgruppe für sich zu gewinnen. Den sukzessiven Wechsel der Frauen zu den Demokraten deutet er als Folge der verbesserten Ausbildung in den oberen sozialen Schichten. Obama gewann den auch in den 19 Statten mit dem höchsten Bildungsniveau ausnahmslos. Typisch hierfür seien die anhaltenden Wählergewinne in Virgina und North Carolina.

Die dritte Komponente der Neduordnung des amerikanischen Parteiensystems ist nicht soziologischer Natur. Sie hat mit einem Paradigmenwechsel in der Politik zu tun. Als Ronald Reagan “Konservative Revolution” in den 80er Jahren des 20. Jahrhundert begann, stützte sie sich auf das Gefühl, der Staat müsse weniger tun. Das ist angesichts der Rezession verschwunden. Erstmals sei wieder eine Mehrheit der AmerikanerInnen, insbesondere der jungen BürgerInnen, der Auffassung, dass man die staatlichen Aktivitäten wieder ausbauen solle. Das hat schliesslich fast flächendeckend das amerikanische Elektorat in Bewegung versetzt.

Sein Schluss: “The future in American politics belongs to the party that can win a more racially diverse, better educated, more metropolitan electorate. It belongs to Barack Obama’s Democrats.”

In der Tat fühlt man sich 2008 an historische Momente in der Wahlgeschichte erinnert, etwa an 1980 mit Ronald Reagan, an 1932 Franklin D. Rooseveld oder an 1860 mit Abraham Lincoln. Vertiefte Analysen des, was in diesen Tagen umgebrochen ist, sind angezeigt.
Claude Longchamp

Mehr interaktive Grafiken zum Wahlve.rhalten findet man hier

“damping factor” für die Umfragen zu den US-Präsidentschaftswahlen

Bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen kann der Prognosewert von Umfragen in zwei Schritten verbessert werden: durch das Mitteln der verfügbaren Umfragewerte und durch “damping”.

Der SuperTracker zu den amerikanischen Präsidentschaftswahlen ist hier bereits vorgestellt worden. Einfach gesagt geht es dabei um das Mitteln von Umfrageergebnisse verschiedener Institute zur gleichen Sache. Das verhindert Ueberinterüretationen von Trends aufgrund singulärer Befragungsergebnissen.

Will man darüber hinaus auch den Prognosewert von Umfragen erhöhen, braucht es noch eine zweite Verfeinerung veröffentlichter Umfragewerte, damping factor (“Dämpfer-Faktor”) genannt.

1996 konnte Campbell aufgrund einer Re-Analyse früherer Wahlprognosen zeigen, dass der führende Bewerber zutreffender bewertet wird als der zurückliegende. Dieser wird regelmässig leicht unterschätzt, wobei die Differenz mit sich näherndem Wahltag abnimmt. Zu diesem Zweck hat Campbell vorgeschlagen, bei Umfragen eine Korrektur für den Zweitplatziert vorzunehmen, um präzisierte Prognosen machen zu können. Das wird in der Regel bei den publizierten Erhebungen nicht gemacht, in wissenschaftlichen Vorhersagen indessen schon.

Zurecht, denn die vor 12 Jahren vorgestellten Befunde und Korrekturen haben sich auch 2008 gezeigt und bewährt. John McCain wurd in den Umfragen vor der Wahl leicht unterschätzt. Das war zwar nicht entscheidend für die Frage, wer gewinnt oder verliert. Für die Prognose war das aber von Belang.

Ohne die Korrektur von Campbell kam McCain gemäss RealClearPolitics im Mittel der Umfragen auf 46,1 Prozent der Stimmen. Mit der Korrektur (damping factor von 0.17 dazu) lag er bei 46.8 Prozent. Nach dem vorliegenden, vorläufigen Endeergebnisse waren es effektiv 47.0 Prozent.

Die Korrektur ist nicht unwichtig: Ohne sie wären die aktuellen Umfragen wie früher auch etwas weniger treffsicherr gewesen als die elektronischen Wahlbörsen; mit der Korrektur erwiesen sich die Umfragen um einen Hauch präziser.

Claude Longchamp

Campbell J. E. (1996), “Polls and Votes: The Trial-Heat Presidential Election Forecasting Model, Certainty, and Political Campaigns,” American Politics Quarterly, 24 (4), pp.408-433.

PollyVote traf bei den Präsidentschaftswahlen genau ins Schwarze

Das beste Prognosesystem bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen war das wohl unbekannteste. Zuunrecht, kann man wenigstens im Nachhinein sagen.

Unter Prognostikern gibt es eine einfache Regel: Verwende wenn immer möglich mehrere qualifizierte Prognoseverfahren gleichzeitig; denn jedes noch so perfektionierte Vorgehen hat seine Schwächen.

Genau das macht sich PollyVote zu eigen, das bei den diesjährigen Präsidentschaftswahlen zum dritten Mal eingesetzt wurde und eine kaum zu übertreffende Präzision aufweist, wurde das Endergebnis doch auf das Prozent genau vorausgesagt.

PollyVote basiert vier verschiedenen Instrumenten, die zu je einem Viertel in die Gesamtprognose einfliessen; aus methodischen Gründe vereinfacht PollyVote alle Verfahren auf eine reine Zwei-Parteien-Wahl und wird dabei nur der Anteil für die GOP (Republikaner) geschätzt. Berücksichtigt werden

. gemittelte Umfrageergebnisse (nach RealClearPolitics); 46,8 %
. elektronischer Markt (Iowa Electronic Market): 46,7 %
. eine Expertenbefragung: 47,5 %
. quantitative Prognosen: 47,0 %

Bei der Expertenbefragung handelte es sich um ein Panel von amerikanischen Wahlexperten, das speziell für diesen Zweck gebildet wurde und sieben Mal, aber nicht nach der Delphi-Methode befragt wurde. Berücksichtigt wurde für die Prognose jedoch nur die letzte Expertenbefragung (die am tiefsten von allen lag). Die quantitativen Prognosen stützen sich auf die Modellierungen des Wahlausgangs, wie sie in jüngster Zeit aus politökonomische Sicht entwickelt worden sind. 16 Varianten sind dabei berücksichtigt worden, die im Einzelfall sehr unterschiedliche Ergebnisse lieferten, aber nur als Ganzes in die PollyVote Prognose einflossen.

Das Verfahren wurde insgesamt 14 Monate lang betrieben. Dabei gab es Schwankungen, wobei der Range von 46,8 bis 49,2 Prozent reichte. Mit anderen Worten: Die Superexperten rechneten zu jedem Zeitpunkt mit einem Sieg der Demokraten.

Wenn der Ansatz überzeugt, bleibt doch ein grössere Problem bestehen. Das Verfahren ist aufwendig und nicht viel schneller als das langsamste Instrument. Entsprechend war das öffentliche Echo trotz des Leistungsausweise auch diesmal gering. Als Hintergrund zur Evaluierung populärer Prognosen dürfte sich PollyVote inskünftig aber Durchsetzen.

Claude Longchamp

Immer mehr gute, aber auch schlechte Umfragen bei den Präsidientschaftswahlen

Nimmt man die provisorischen Resultate der Wählendenanteile beider Spitzenkandidaten bei der amerikanischen Präsidentschaftswahl von gestern, kommt Barack Obama auf gerundete 53 Prozent, während John McCain ebenfalls gerundete 47 Prozent erreicht. Die vorläufig finale Differenz zwischen den beiden beträgt rund 6 Prozentpunkte. Mit diesen Kennziffern kann man die Präzision der verschiedenen Vorhersagen evaluieren.

In einem Punkt waren sich die fünfzehn Umfrageserien, die vor den amerikanischen Präsidentschaftswahlen 2008 realisiert wurden, einig: Barack Obama werde gewinnen. Ueber das Ausmasses an Unterstützung für ihn resp. für seinen Gegenspieler gab es aber einige Differenzen:

Fünf Schlussbefragungen kommen dem Endergebnis sehr nahe; es sind dies:

. Opinion Research (CNN) 53:46 (Differenz=7): 714 voraussichtlich Wählende / 30.10. – 1.11.
. Ipsos (McClatchy) 53:46 (7): 760 / 30.10. – 2.11.
. Battleground-Lake 52:47 (5): 800 / 2.-3. 11.
. PEW Research 52:46 (6): 2587 / 29.10. – 1.11.
. Rasmussen Reports 52:46 (6): 3000 / 1. – 3. 11.

Keine eindeutige Aussage kann man zur Stichprobengrösse machen: 3 verwendeten relativ kleine Stichproben, 2 arbeiteten mit grossen.

Alle anderen 10 Institute, die sich an der Messung von Wählendenpräferenzen zu den Präsidentschaftswahlen beteiligten, schnitten allesamt schlechter ab. Am meisten wichen Zogby und Gallup vom effektiven Endergebnis ab.

Immer deutlicher gute und schlechte Prognosen nebeneinander
Im Vergleich zu früheren amerikanischen Präsidentschaftwahlen beteiligten sich damit deutlich mehr Institute an diesem Wettbewerb.

Doch müssen zunehmend zwei Gruppen gemacht werden: solche, die gut, und solche, die schlecht abschnitten.

Nimmt man die fünf guten Institute in diesem Jahr, waren sie präziser als die sechs besten Institute bei den Vorwahlen. NImmt man indessen alle Institute, war der mittlere Fehler diesmal grösser.

Nicht unproblematisch ist, dass es schwierig ist, im Voraus die guten von den schlechten zu unterscheiden. So gehörten Zogby und TIPP bisher er zu den Befragungsagenturen mit präzisen Wahlvorhersagen, erfüllt diesmal das Kriterium aber nicht. Anderseits war Battleground-Lake vor vier Jahren nicht präzise, und Rasmussen beteiligte sich bei den öffentlichen Wahlumfragen gar nicht. Regelmässig in der Spitzengruppeist PEW Research.

Kein sog. Bradley-Effekt in den Wahlumfragen

Nicht bewahrheitet hat sich der in den Medien breit diskutierte Bradley-Effekt, wonach Obama wegen seiner Hautfarbe effektiv weniger Stimmen machen werde als in Umfragen angegeben. Zutreffend war vielmehr die Einschätzung von Dan Hopkins, der alle amerikanischen Umfragen diesbezüglich untersucht hatte und für den Zeitraum nach 1996 ein Verschwinden des Bradley-Effektes nachwies.

Claude Longchamp

Frauen wählten Obama und gaben den Ausschlag

Die ersten Ergebnisse der exitpolls zu den amerikanischen Präsidentschaftswahlen lassen einen Schluss zu: Die Frauen wählten gestern mehrheitlich Barack Obama, und sie gaben bei dieser Wahl den Ausschlag.

Barack Obama und seine Frau Michelle, der neue Präsident und die neue First Lady, bei ihre Stimmabgabe.
Barack Obama und seine Frau Michelle, der neue Präsident und die neue First Lady, bei ihre Stimmabgabe.

Zwar liegen die definitiven Endergebnisse der Präsidentschaftswahl einen halben Tage nach Wahl noch nicht vor. Doch rechnet man mit eine Stimmenverhältnis von 52 oder 53 Prozent für Obama und 46 oder 47 Prozent für McCain. Wie sich diese zusammensetzen, lässt sich aus den exit polls ableiten. Gut 17000 Interviews, die bei einer repräsentativen Auswahl Wählender gemacht wurden, geben hierzu Auskunft.

56 Prozent der wählenden US-Frauen gaben demnach ihre Stimme dem demokratischen Duo Obama/Biden. Bloss 43 Prozent von ihnen wählten McCain/Palin. Bei den Männern wäre die Mehrheit unklar geblieben: Die Wahllokal-Befragung ergibt hierein Verhältnis von 49 zu 48 zugunsten der Demokraten.

Da sich auch etwas mehr Frauen als Männer an der Wahl beteiligten, gaben sie nicht nur den Ausschlag bei Sieg und Niederlage. Dank ihnen können sich die Demokraten nicht nur in den beiden Parlamentskammern, sondern auch im Präsidentenamt auf eine Mehrheit stützen.

Ueberwältigend ist die Mehrheit für Obama bei der schwarzen Bevölkerung. Eine Mehrheit aller nicht-weissen Gruppen unter den Wählenden votierte für ihn. Die Geschlechterunterschiede treten dabei in den Hintergrund. Wenn schliesslich mehr Frauen als Männer für die Demokraten stimmten, ist das ein Effekt, der trotz allem bei der weissen Bevölkerung entstand. Hätten nur die weissen Männer wählen dürfen, hätte McCain mit 57 zu 41 die Präsidentschaft gewonnen.

Weiters zeigen die exitpoll Befragungen der grossen Fernsehanstalten und AP, dass das Alter einen Einfluss auf die Stimmabgabe hatte. Vor allem bei den Unter-30jährigen siegte Obama mit zwei Drittel der Stimmen. Beschränkt signifikant sie die Zusammenhänge mit der Schichte. Zwar votierten tiefere Bildungs- und Einkommensklassen für die Demokraten als für die Republikaner; bei den oberen Schichten gibt es aber keinen einheitlichen Trend.

Der Sieg der Demokraten entstand im Verlaufe der Kampagne, weil es ihnen gelang, die unabhängigen Wählerschichten mehrheitlich für sich zu gewinnen. Die beiden Parteilager waren dagegen weitgehend geschlossen. Die letzte Woche ging übrigens an die Republikaner, die so ihren Rückstand in allen Umfrageserien noch leicht verringern konnten.

Claude Longchamp

exit polls: aufwendig und nicht unproblematisch

Wenn die Wahllokale schliessen, schlägt die Stunde der exit poll, der grossen Befragungen vor den Wahllokalen. Für die politische Kommunikation ist das wichtiger als das amtliche Endergebnis. Der enorme Zeitdruck der Oeffentlichkeit ist aber nicht unproblematisch, namentlich was die olgen für die Genauigkeit der Aussagen betrifft.


Letzte Vorbereitungen im CNN-Studio für die exitpolls von heute (Quelle: CNN)

Um bei den heutigen Wahlen in den Vereinigten Staaten von Amerika den Präsidenten bestimmen und das Wahlergebnis einer Erstanalyse unterziehen zu können, haben sich die news Organisationen ABC News, Associated Press, CBS News, CNN, FOX News and NBC News zum National Election Pool zusammengeschlossen. Gemeinsam beauftragen sie nach 2004 zum zweiten Mal Edison Media Research und Mitofsky International, die Wahllokalbefragung durchzuführen.

Ziel der grossangelegten Erhebung in allen Gliedstaaten Sieger und Verlierer korrekt zu bestimmen. Das ist 2004 und 2006 gelungen.

Die sehr schnelle Durchführung von Befragung, Verarbeitung, Analyse und Kommentierung ist aber nicht ohne Probleme bei der Genauigkeit. Trotz erneuertes Projektorganisation 2004 wichen die kommunizieren Endergebnisse anfänglich ausserhalb des Stichprobenfehlers vom späteren offiziellen Resultat ab. Zu gut dargestellt wurden damals die Demokraten von John Kerry, während Bushs Republikaner unterschätzt wurden.

Beträchtlich sind nebst den organisatorischen Aufwendungen auch jene der Informationspolitik. Sichergestellt werden muss, dass keine der konkurrierenden news-Agentur bevorteilt informiert wird. Hierzu werden alle Informationen vom New Yorker “Quarantine Room” aus verteilt, der bis zur Resultatverkündung hermetisch von der Aussenwelt abgeriegelt ist.

Die Exit Poll erscheinen in der heutigen Wahlnacht, noch bevor die effektiven Wahlergebnisse aus den Gliedstaaten eintreffen, welche die verbindliche Verteilung der Elektorenstimmen ergeben. Gewonnen hat, wer 270 der 538 Elektoren hinter sich weiss. Sicher wird man vorsichtig mit den Daten aus den exit polls umgehen, denn man ist nach den letzten Wahlnächten gebrannt. Das heisst nicht, dass es Barack Obama nicht schafft.

Claude Longchamp

Wie genau sind die amerikanischen Vorwahlumfragen in der Regel?

Im Jahre 2004 kamen die Umfrageserien, die bis vor den Wahltag erstellt worden waren, im Schnitt bis auf 2 Prozentpunkte an das effektive Ergebnis heran. Sie waren damit im Schnitt etwas besser als vier Jahre zuvor. In der Richtung haben die Umfrageserien von 2000 und 2004 jeweils den Republikaner Bush leicht überschätzt. Auch das spricht für eine Wahlsieg von Barack Obama, der in den letzten Umfragen mit durchschnittlich 7,6 Prozent führt.

6 der 8 Institute, die 2004 eine Projektion erstellten, sahen richtigerweise Georges W. Bush (50.7%) als Sieger vor John Kerry (48.3%). Am genauesten waren damals die Vorhersage von TIPP (50.1 zu 48.0). Sie gab Bush 2.1 Prozentpunkte Vorsprung. Mit etwas abnehmender Genauigkeit folgten damals die Institute PEW, Battleground-Tarrence und Harris, beide knapp vor Zogby und Gallup. Eigentliche Fehlprognosen lagen bei Democracy Corps und Battleground-Lake vor.

Im Jahr 2000 war die Sache komplizierter, weil Al Gore (48.4%) effektiv einen halbe Prozentpunkt mehr Wählerstimmen hatte als Georges W. Bush (47.9%). Diese wurde dank eine hauchdünnen Mehrheit bei den Elektoren gewählt. Die Umfragen wiederum sahen Bush ist als klaren Sieger. Nur Zogby hatte Kerry vorne, und Harris kam dem bizzaren Endresultat mit 47:47 am genauesten.

Was lernt man daraus?

Erstens, die Differenz zwischen den beiden Spitzenkandidaten wurde 2000 falsch, 2004 aber richtig erkannt. Der Fehler liegt zwischen 2 und 3 Prozentpunkten.
Zweitens, die republikanischen Bewerber werden nicht einfach unterschätzt, egal ob sie Herausforderer oder Amtsinhaber sind.
Drittens, auf ein Institut abzustellen, ist nicht einfach, da Harris nicht mehr dabei ist, und TIPP und TIPP“>Zogby, die beiden besten bei einer Wahl bei der anderen kleinere Probleme hatten.

Wenn Obama diesmal in allen Umfrageserien mit durchschnittlich 7,6 Prozent (wenn auch mit unterschiedlichen Differenzen von 2 bei Battleground Tarrence bis 11 Prozent bei Zogby resp. Gallup führt, kann, egal wie gross der Vorsprung letzten Endes sein wird, nichts mehr schief gehen.

Weder für ihn, noch für die Umfrageinstitute als Ganzes.

Claude Longchamp

Die letzte funktionierende Börse …

54 Prozent der Stimmen erhält Barack Obama, 47 Prozent gehen an John McCain. Das ist Prognose, welche die Wahlbörse der Iowa University am Vortag des election day ermittelt hat. 90 Prozent der Händler gehen zudem davon aus, dass der demokratische Bewerber gewinnt, 10 Prozent glauben noch an den Sieg des Republikaners.


Das Experiment

1988 begann das Tippie College of Business der Iowa University zu wissenschaftlichen Zwecken mit elektronischen Wahlbörsen zu experimentieren. Seit 1996 wird dieses Instrument regelmässig bei nationalen Wahlen in den USA, aber auch verschiedenen anderen Ländern eingesetzt.

Wahlbörsen funkitionieren wie richtige Börsen, doch geht es nicht um die Bewertung von Firmen, sondern die Wahlergebnisse von Parteien oder Kandidaten. Es gibt Wahlbörsen, bei denen echtes Geld eingesetzt wird; sie funktionieren aber auch mit Spielgeld. Abzocken ist nicht das Ziel der Wahlbörsen, die mit wissenschaftlicher Absicht geführt werden. So setzt man beim Experiment der Iowa University echtes Geld ein, doch sind die Beiträge limiert.

Anders als bei Repräsentativ-Befragungen, die individuell geäusserte Wählerwillen aggregieren, funktionieren Wahlbörsen nach dem Prinzip, dass die Masse recht hat. Wenn sich genügend Händler einfinden, die selber Wetten wollen, aber auch andere Wetten bewertenl, stellt sich ein bewerteter Marktwert von Parteien oder Kandidaten ein.

Die amerikanischen Präsidentschaftwahlen
Die aktuellen Quotierungen der amerikanischen Präsidentschaftsbewerber im Iowa Electronic Market haben sich über die Zeit mit wenigen Ausnahmen nur beschränkt verändert.

Eigentlich ging man von Anfang an davon aus, dass Barack Obama gewinnen würde. Die jetzigen Verhältnisse pendelten sich schon bald ein, und sie blieben trotz regem Handel insgesamt weitgehend unverändert.

Stark erhöht hat sich aber in den letzten Wochen die geschätzte Wahrscheinlichkeit eines demokratischen Wahlsieges bei den Präsiedentschaftwahlen.

Mein Kommentar
Wenn Wahlbörsen bei einfacher Ausgangslage recht schnell plausible Schätzungen von Wahlausgängen liefern, sind sie doch kein Ersatz für Wahlbefragungen. Denn sie geben “nur” die Grössenordnungen, allenfalls auch die Wahrscheinlichkeiten von Wahlergebnissen an. Sie lassen keine Rückschlüsse zu, wer wie und warum so stimmen wird, nur, dass so gestimmt wird. Zudem ist bis jetzt kein namhaftes Experiment bekannt, bei dem es Wahlbörsen, aber keine Wahlbefragungen gegeben hat.

Immerhin, Wahlbörsen sind ein Element der Bestimmung öffentlicher Meinung nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in der Politik geworden. Ich würde fast eine Wette eingehen, dass sie besser funktionierende Börsen sind als jene an der Wahlstreet. Solange jedenfalls man sie zu Erkenntniszwecken für die Realpolitik betreibt, und sich um spekulative Gewinne in der Fiktivwirtschaft zu erzielen …

Claude Longchamp

Die Zeit der Dramatisierungen

Das letzte Wochenende vor dem amerikanischen Präsidentschaftswahlen hat begonnen. Es sind die Tage der Dramatisierungen vor allem in den Massenmedien. Vorsicht ist angesagt.

Alles rechnet mit dem Sieg des Demokraten Barack Obama. Jede Verdoppelung dieser Nachricht hat deshalb keinen Newswert mehr, selbst wenn sie stimmt. Deshalb liesst man mehr vom Gegenteil, auch wenn es nicht stimmt.

Selbst das informative Netzwerk der grossen deutschschweizer Zeitungen (Tagesanzeiger, Bernerzeitung und Baslerzeitung) macht jetzt auf Dramatisierungen. “Obamas Vorsprung zerrinnt”, kann man heute in fetten Lettern lesen.

Als Beleg hierzu werden recht beliebig Umfragen verwendet, deren Ergebnisse einander gegenüber gestellt werden, um einen Trend zu haben, den man dann auch flink noch extrapolieren kann!

Besser als das ist es auf jeden Fall, sich nur an die Serien der bewährten Institute zu halten, oder aber einzig die rollenden Mittel aller, nicht ausgewählter Umfragen zu verwenden.

Letzteres leistet beispielsweise der SuperTracker der unabhängigen Wahlplattform 538. Alternativ dazu kann man auch den Trend von Real Clear Politics verwenden. Die Entwicklung, die so aufscheint, ist viel konstanter, und die Prognose, die daraus für den Wahltag gemacht werden kann, viel eindeutiger.

Momentan führt Obama bei 538 mit durchschnittlicher 7 Prozentpunkten, und es wird erwartet, dass dies am Wahltag 6 sein werden.

Von einem dramatischen Umschwung in letzter Minute kann nicht die Rede sein. Doch hat das in der gängigen Berichterstattung der Massenmedien kurz vor dem Ereignis keinen news-Wert.

Claude Longchamp

Vor dem Finale

Die amerikanischen Präsidentschaftswahlen stehen vor der Entscheidung. Am nächsten Dienstag wird bestimmt, wer der 44. Präsident der USA ist. Alle Zeichen deuten auf eine recht klaren Sieg von Barak Obama hin.


Optimistisches Szenario: Verteilung aller Elektorenstimmen

www.electoral-vote.com, eine der relevanten Hochrechungen von Umfragen auf Stimmen, rechnet aktuell mit einem konfortable Sieg Obamas, der sich im April des Wahljahres abzuzeichnen begann. Ernsthaft in Bedrängnis geriet der demokratische Bewerber danach kaum.


Pessimistisches Szenario: Verteilung der nur sicheren Elektorenstimmen

Einzig nach dem Konvent der Republikaner drehte McCain, jetzt um seine Vize-Kandidatin Sarah Palin verstärkt auf. Der Effekt war jedoch nicht von Dauer, nicht zuletzt wegen dem Börsencrash an der Wallstreet, denn seither sind die Republikaner, John McCain und Sarah Palin klar in Rücklage geraten und konnten die Demokraten mit ihrem Duo Obama/Biden voll aufdrehen.

Wie genau sich die optimistische resp. pessimistische Vorhersage von “electoral-vote” bewahrheiten, wissen wir in 5 Tagen.

Claude Longchamp