Das beste Dutzend

Rund ein Jahr gibt es das Blog “zoon politicon”: Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen.

Gereift ist die Idee mit meinen Kursen und Vorlesungen an Hochschulen. Sie betreffen verschiedene Themen. Sie sprechen unterschiedliche Zielpublika an. Sie fordern mich nicht nur, sie regen mich auch an.

Die Idee, ein Blog für die Teilnehmenden von Veranstaltungen etablieren zu können, hat sich aber nur beschränkt erfüllt. Die Nutzung in diesem Umfeld blieb zurück; die Kommentare blieben fast gänzlich aus. Positiv gewendet heisst das, dass Kursteilnehmende lieber direkt mit dem Dozierenden kommunizieren als über das Web.

Dennoch stieg die Nutzung von zoon politicon kontinuierlich an. Seit April 2008 dokumentiere ich das mit google-analytics. 100-200 BesucherInnen hat das Blog jeden Tag, an sehr guten Tagen auch schon da Doppelte. Klar zugenommen haben meine Gäste, seit ich aus öffentlichen Ereignisse wie der amerikanischen Wahlen, den schweizerischen Bundesratswahlen oder der Volkasbtimmung über die Personenfreizügigkeit meine Material für Beiträge mit politik-, kommunikations- oder gesellschaftswissenschaftlichen Hintergrund zu gewinnen.

Verbessert hat sich gegen Ende Jahr die Plazierung des Blogs in den einschlägigen Verzeichnissen. Gibt man auf google “Politikwissenschaft” ein, figuriert dieses Blog an 16. Stelle unter allen Websiten überhaupt und ist es das erste seiner Art. Die Charts auf “Slug” zeigen, dass es etwa jeder zweite Beitrag in den ersten 24 Stunden nach Aufschalten schafft, zu den 25 meistgelesenen Beiträgen der schweizerischen Blogoshäre zu werden.

Das Dutzend, das dabei am häufigsten nachgeschlagen wurde, habe ich nachstehend versammelt. Die Beiträge wurden alle mindestens 400 Mal angeclickt, der führende mehr als Doppelt so häufig. Ein Ansporn 2009 mehr davon zu produzieren.

1. Rechne!
2. Ein erstes Bild des jüngsten SVP Wahlsieges im Kanton St. Gallen
3. Wird Demokratieforschung in der Schweiz nun konkret?
4. Politologie für die Zeitungslektüre
5. Gekonnte Analyse aus der Distanz
6. Roger de Weck: “Starke Demokratie vs. schwacher Rechtstaat”
7. Der Bundespräsident verdient Unterstützung
8. 10 Gründe, warum man in der Schweiz besser in der Regierung als in der Opposition ist
9. Samuel Huntington, Autor von “Kampf der Kulturen”, verstorben
10. 13 Gründe warum Obama US-Präsident wird
11. Die Machtfrage in der SVP
12. Die 12 grosse Kommunikationsereignisse 2008 in der Schweiz

All meinen Gästen und Interessierten wünsche ich eine gutes, friedfertiges neues Jahr.

Claude Longchamp

PS:
Es ist hier wie auf jedem Blog nicht untersagt zu kommentieren!

Unerwünschte Gäste

Leider gibt es zwei Sorten von Reaktionen auf diesen Blog, die unerwünscht sind. Zunächst zahlreiche spams, doch dann auch immer wieder Beschimpfungen aller Art, die an meine Person gerichtet werden, an meine Arbeit, oder auch an die Sozialwissenschaften generell.
Ich sperre sie diese Arten von Reaktionen systematisch, ich verfolge, soweit möglich, die Herkunft.

C.L.

Ich stelle mich vor …

Gerne stelle ich mich noch vor: Mein Name ist Claude Longchamp.

Ich bin am 14. März 1957 in Freiburg im Üchtland als Sohn von Pierre und Claire Longchamp-Stehli geboren. Ich bin in Fribourg französischsprachig, in Oberwil bei Basel und Buchs bei Aarau deutschsprachig aufgewachsen. Ich habe die Schule im Aargau gemacht und in Zürich und Bern studiert. Von meiner Ausbildung her bin ich Historiker, von meiner Tätigkeitkeit her eher Politik- oder Sozialwissenschafter.

Claude Longchamp, Politikwissenschafter/Historiker, Institutsleiter gfs.bern

Seit 2004 bin ich Institutsleiter, Mitglied des Verwaltungsrats und Vorsitzender der Geschäftsleitung des Forschungsinstituts gfs.bern. Seither bin ich auch Verwaltungsratsmitglied des gfs-Befragungsdienstes. am GfS bin ich seit 1986 in verschiedensten Funktionen tätig gewesen.

Meine Forschungsgebiete sind vor allem die Schweizer Politik (Wahlen, Abstimmungen, Parteien), aber auch die öffentliche Meinung (generell, namentlich zum Staat, aber auch zu neuen Technologien, zur Gesundheitspolitik und zur Europapolitik). Ich mache zudem Verhaltens- und Imagestudien zu politischen Akteuren im Entscheidungsprozess.

Bis 1992 unterrichtete ich als Lehrbeauftragter an der Universität Bern im Fach Politikwissenschaft. Seither bin ich als freier, aber regelmässiger Dozent an verschiedenen Universitäten (Universität Freiburg, Universität Zürich, Universität Bern, Universität Lausanne) und an verschiedenen Fach(hoch)schulen (Winterthur, Zürich, Luzern) tätig. Ab 2008 werde ich an der Universität St. Gallen im Rahmen des Lehrganges International Affairs das Fach „Politik in der Praxis“ unterrichten. Meine sonstigen Themen in der Lehre sind vor allem Tools wie die Demoskopie zur Analyse der BürgerInnen-Meinungen, aber auch das Lobbying als konkrete Form des politischen Handelns.

Seit 1992 bin ich in ausseruniversitären Vermittlung von Forschung aktiv. Ich habe seit 1992 an alle eidg. Abstimmungssonntagen Analysen und Kommentare für die SRG SSR idée suisse gemacht. Ich habe auch die Wahlen 1995 bis 2007 für das gleiche Medienunternehmen untersucht und vermittelt. Meine Aktivitäten bei anderen Massenmedien waren früher ausgiebig. Sie sind heute, wegen eine gewissen Distanz zum vorherrschenden Thesenjournalismus geringer geworden. Ich ziehe es dafür vor, mich via Blog wie den Kommunikationsblog direkt an die Oeffentlichkeit zu wenden.

Seit 2004 führe ich zudem regelmässig historisch-politisch-kulturelle Stadtführungen durch, vornehmlich für internationale Delegationen, PolitikerInnen, Verwaltungsmitglieder und Medienschaffende. Ich führe hierzu auch den Stadtwanderer-Blog.

Claude Longchamp

Longchamp 2008: damit habe ich fast gar nichts zu tun

Begrüssung

Wer, wenn er oder sie den Titel dieses Blogs liest, denkt nicht unweigerlich an den griechisches Philosophen Aristoteles und seinen Versuch, das Wesen des Menschen zu bestimmen?

Der griechische Philosoph Aristoteles erzieht den makedonischen Prinzip Alexander (später der Grosse) indem er ihn in das Wesen des Menschen und der Politik einführt

Doch wer, wenn er oder sie sich der Philiosophie von Aristoteles erinnert, bringt es fertig, sie in der Vergangenheit oder für die Zukunft nuteznbringend einzusetzen?

Genau das ist es, was ich mit meinen Kursen an Hochschulen und Universitäten 2008 anstreben möchte:

. Zielen, die Menschen haben, bekommen und sich selber geben, nachgehen,
. die Verwirklichung individueller Ziele im Kollektiv aufzeigen,
. die Verwendung der Vernunft in der Gemeinschaft, die Politik entstehen lässt, bestimmen,
. die Herrschaftsformen, Werte und Gesetze, die das alles regeln, untersuchen, und
. die Kommunikation, die zur Steuerung von Prozessen der Willen- und Meinungsbildung entsteht, analysieren.

“Wie im Samen der ganze Baum veranlagt ist, so ist im Menschen der Staat veranlagt”, sagte Aristoteles, weil er unterstellt, der Staat existiere, wo es Menschen habe. Er bilde sich als Folge der Zielverwirklichungen eben dieser Menschen aus, die als zoon politicon sich selber oder auch andere regieren wollen.

Doch Aristoteles bestimmte nicht nur den Menschen, die Politik und den Staat. Er gab nicht nur Uebersichten über das Wissen seiner Zeit, der er geprüft hatte. Er vermittelte dieses auch. Ohne Aristoteles hätte Alexander der Grosse, der ein Reich von Griechenland bis Pakistan aufbaute, keine so gründliche Ausbildung erhalten. Aristoteles war nicht nur Gelehrter, er war auch Lernender. Er wirkte nicht nur vor seinen Schüler im Gymansium, er war bildete auch die Herrscher seiner Zeit.

Das hat mich immer fasziniert!

Doch ich will mit meinen Lehrveranstaltungen 2008 nicht von der weit zurückliegenden Vergangenheit berichten. Sie werden sich auch nicht mit der unbestimmbaren Zukunft beschäftigen. Sie werden aber alle der Gegenwart gewidmet sein und sich auch mit ihrer unmittelbaren Vergangenheit und unmittelbaren Zukunft beschäftigen.

Sie sollen es dem zoon politicon, dem politisch denkenden und handelnden Menschen der Gegenwart ermöglichen, eine Perspektive zu entwickeln.

Ich werde die Lehrveranstaltungen auch nicht als Theoretiker realisieren. Ds können andere besser. Und ich will mich auch nicht auf die Empirie einschränken lassen. Das könnte ich zwar auch. Jedoch will ihc mehr: Ich will fragen, wie aus wissenschaftlichen Erkenntnissen eine politische und gesellschaftliche Praxis wird.

Ich will dem zoon politicon als Sozialwissenschafter vermitteln, wie und wann es gelingt, auf wissenschaftlichem Wege vorhandene Probleme zu erkennen, einer Lösung zuzuführen oder gar zu beheben.

Meine verschiedenen Kurse 2008 an den Universitäten St. Gallen, Fribourg, Zürich und Lausanne, an den Hochschulen Winterthur und Zürich sollen schliesslich nicht rein akademische Veranstaltungen sein. Sie sollen selber ein Teil der gesellschaftlichen und politischen Praxis werden.

Ich werde sie alle auf diesem Blog dokumentieren, und ich werde die nötigen Foren schaffen, dass die Kurse selber und ihre Produkte in der Oeffentlichkeit diskutiert und kommentiert werden können.

Ich hoffe, dieses Experiment in meinem Lehr-Jahr gelingt!

Claude Longchamp

Hochrechnungen zu den Volksabstimmungen vom 28. November 2010

trend_steuergerechtigkeit

Die Vorbefragungen unseres Instituts für die SRG ergaben bei der Steuergerechtigkeits-Initiative ein 46:39 bei 11 Prozent Unschlüssigen. Der Trend von der ersten zur zweiten Befragung war klar negativ. Das Nein nahm zu, das Ja ab. Setzt sich das fort, ist die Ablehnung wahrscheinlicher als die Zustimmung. Die grösste Unsicherheit ergibt such aus dem wichtigsten Ereignis in der Schlussphase, der Wegzugdrohung einiger Reicher, die umstritten war. Sie war nach der Befragung, ist also hier nicht abgebildet.

Bei der Ausschaffungsinitiative wren 54 Prozent bestimmt und eher dafür, 43 bestimmt und eher dagegen. Der Trend war auch hier negativ, aber nur leicht. Die Zustimmung war 18 Tage vor dem Abstimmunssonntag immer noch knapp im Ja. Die grösste Unsicherheit ergab sich hier aus der Mobilisierung. Aufgrund der Umfrage war keine Aussage über der Ständemehr möglich.

Beim Gegenvorschlag lauteten die letzten Befragungswerte 43 Prozent bestimmt und eher dafür, während 49 Prozent bestimmt und eher dagegen waren. Ein wirklicher Trend war hier nicht ersichtlich.