Was geschieht, wenn niemand nur für eine Landwirtschaftsinitiative stimmt.

Das ist die spannendste Tabelle, die gfs.bern zur 1. Befragungswelle im Vorfeld der eidg. Volksabstimmungen vom 13. Juni 2021 heute morgen veröffentlicht hat. Sie handelt von den kombinierten Stimmabsichten bei den beiden Landwirtschaftsinitiativen.

Was Sache ist
Gemäss gfs.bern wollen aktuell 55 Prozent für die Pestizidinitiative stimmen. 54 Prozent sind es bei der Trinkwasser-Initiative.
Auf den ersten Blick ist das fast identisch. Stimmt! Nicht richtig ist allerdings der Schluss, dass es jeweils die gleichen Stimmberechtigten sind.
Die Spezialauswertung des Forschungsinstituts zeigt, dass bisher 48 % der Teilnahmewilligen zweimal Ja stimmen würden. Zweimal Nein würden 35% auf ihren Stimmzettel schreiben.
Es verbleiben rund 17 Prozent!
1.4 Prozent sind zweimal unschlüssig. 15.3 Prozent haben in einem Fall eine Stimmabsicht.
Am meisten davon wollen für die Pestizid-, aber gegen Trinkwasserinitiative stimmen. Fast gleich viele wollen genau anders herum abstimmen.
2% sind gegen die Pestizidinitiative, aber unsicher, was sie zur Trinkwasserinitiativen sagen sollen. 1.4 Prozent sagen Nein zur Trinkwasserinitiativen, haben aber keine Meinung zur Pestizidvorlage.
Nur für die Pestizidinitiative und 1 x Mal unentschieden sind 1.6 Prozent; nur für die Trinkwasserinitiative und 1 x unentschieden machen 0.9 Prozent aus.

Was das bedeutet
Das bedeutet zunächst, dass die differenzierte Stimmabgabe wenigstens für den Moment viel häufiger vorkommt, als man auf den ersten Blick meint. Das macht auch Sinn. Denn im politischen Zentrum gibt es mehr Sympathien für die Trinkwasserinitiative, bei den Linksgrünen mehr für die Pestizidinitiative.
Eine gesplittete Stimmabgabe kann zu unvorhergesehenen Ergebnissen führen. Das wäre der Fall, würden eine Vorlage angenommen und die anderen abgelehnt werden. Wer das mehr Chancen hat, ist aufgrund der Auswertung von gfs.bern letztlich unklar.
Die Tabelle legt aber auch nahe: Würden alle mit bisher geteilter Meinung 2 x Ja stimmen, kämen beiden Vorlagen mit gegen 65 Prozent Zustimmung durch. Und würden die gleichen 2 x Nein stimmen, scheiterten beide Volksinitiativen, denn sie bekämen 52 Prozent Nein-Stimmen beim Volksmehr.
Wird aus das Stimmensplitting verzichtet, steigen die Chancen für beide Vorlagen. Macht es weiter Schule, kann es sein, dass zwei Drittel für eine Neuerung sind, aber beide Vorlage am 13. Juni durchfallen.