NR-Sitzprognosen den Medien sehen nur moderate Verschiebungen kommen

Nun kommen die journalistischen Sitzprognosen. Sie sehen die bürgerliche Mehrheit im Nationalrat leicht gestärkt, die grünen Kärfte leicht geschwächt.

Innert weniger Tage sind zwei journalistisch gemachte Sitzprognosen zum neuen Nationalrat erschienen. Zurerst war CHMedia, dann kam Tamedia.


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Beide Vorschauen haben Gemeinsamkeiten. Sie gehen von einer leichten Verschiebung in der grossen Kammer nach rechts aus. Im Detail zeigen sich auch Unterschiede.

Aussagen
Verliererinnen sind beide Male die GPS und die GLP. Sie waren 2019 die grossen Gewinnerinnen. Nun kommt es zu einer moderaten Gegenbewegung. Beide Parteien dürften aber stärker als 2015 bleiben.
Gewinne gibt es in beiden Hochrechnungen für die bürgerlichen Parteien SVP, FDP und Mitte. Sie waren das letzte Mal die Verliererinnen. Auch das ist eine beschränkte Korrektur in die Gegenrichtung.
Etwas ungleich sind die Tools bei der SP. Tamedia nennt hier leichte Gewinne, CHMedia sieht ein Halten.
Die Hochrechnung von CHMedia ist insofern interessanter, dass die kleinen Parteien explizit ausgewiesen werden. Demnach legen EDU/Massvoll und die Lega je einen Sitz zu, derweil die EVP und die PdA/Sol. je einen einbüssen. Solidarité würde aus dem Parlament ausscheiden, Massvoll einziehen.
CHMedia bezeichnet die Mitte als Wahlsiegerin, Tamedia nennt da die SVP. In beiden Fällen gibt es vier Sitzgewinne. Eine grosser Sieger ist das nicht. Es es sind mehr Sitze als das letzte mal.

Machart
Sitzprognosen dieser Art reflektieren die konsolidierten Erwartungen der entsprechenden Medienredaktionen. In der Regel bilden die jüngsten Umfragen die wichtigste Referenz. Kantonale Wahlergebnisse kommen hinzu. Zudem werden die Auswirkungen von Listenverbindungen geprüft.
Gerechnet wird in der Regel von unten nach oben. Vor allem KorrespondentInnen in den Kantonen plausibilisieren und konkretisieren die Erwartungen, beispielsweise auch der ParteistrategInnen.
Beide Hochrechnungen sind meines Erachtens konservativ. Sie gehen von insgesamt geringen Verschiebungen aus. Bei CHMedia wandern 12 Sitze, bei Tamedia 7. Diese Prognose bezieht sich allerdings nur auf die 6 grösseren Parteien.

Bewertung
Entweder unterschätzen beide Vorschauen einen Monat vor der Wahl die Veränderungen, oder die Parteienlandschaft hat sich 2023 weitgehend stabilisiert.
Trifft letzteres ein, kann man die voraussichtlichen Sitzstärken der Tabelle entnehmen. Die SVP bleibt stärkste Partei, vor der SP, der Mitte und der FDP gleichauf, aber vor den Grünen. Die bürgerlichen Parteien kommen auf 117 Sitze und bauen damit ihre Mehrheit um 7 Sitze aus. An sich können sie auch ohne SP regieren oder GLP den Nationalrat bestimmen.
Mitte/Links bleibt in der Minderheit, die SP ist darin aber klarer die stärkste Partei.
Der Druck auf die Bundesratszusammensetzung dürfte geringer sein als 2019, denn die beiden grünen Parteien ausserhalb dürften geschwächt aus der Wahl hervorgehen. Zusammen dürften sie auf 36-37 statt 44 Sitze wie bisher kommen.

Claude Longchamp