17. Juni 2012: Es zeichnet sich eine unterdurchschnittliche Stimmbeteiligung ab.

Wenn es um die Stimmbeteiligung geht, kennt der Kanton Genf kein Abstimmungsgeheimnis. Anders als andere Kantone macht er jeden (Arbeits)Tag transparent, wie hoch die Teilnahme ist. Das lässt den Rüäckschluss zu, am Abstimmungssonntag von einer unterdurchschnittlichen Mobilisierung auszugehen.


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Stichtag Dienstag, 12. Juni 2012: 30,5 Prozent der Genfer Stimmberechtigten haben ihre Stimme zu den 3 eigenössischen Vorlagen abgegeben. Das vermeldet der Kanton auf der hauseigenen homepage.

Aus keinem anderen Kanton bekommt man solche Informationen. Denn das Stimm- und Wahlgeheimnis gilt überall sonst sowohl was die materielle wie auch die formelle Stimmabgabe betrifft: Sprich, man bekommt keine Daten zu Ja/Nein-Anteilen, aber auch keine zur Beteiligung. In Genf sieht man das seit geraumer Zeit anders. Da werden nur die Informationen zu den Sachentscheidungen geheim gehalten, der Rest ist frei.

Aus der Sicht der Wahlstatistik eröffnet das interessante Prognosemöglichkeiten: einmal, was die Stimmbeteiligung in Genf betrifft, sodann auch zur gesamtschwiezerischen.

Der Kanton selber schätzt aufgrund der Erfahrungswerte, dass die finale Stimmbeteiligung bei knapp 46 Prozent sein dürfte. Konkret: 5 Tage vor Schluss haben noch rund 16 Prozent Stimmberechtigte ihre Entscheidung nicht abgegeben, werden es aber noch tun.

Zudem weiss man aus Auswertungen des Bundesamtes für Statistik, dass die Genfer Beteiligungswerte normalerweise über dem gesamtschweizerischen Mittel liegen: 5-6 Prozent sind der Schnitt. Mit anderen Worten: Ein Beteiligungswert um die 40 Prozent in der ganzen Schweiz ist momentan am wahrscheinlichsten.

Ganz fix sind die kantonalen Hochrechnungen nicht; sie schwanken ûm die 47 Prozent herum. Bei der Extrapolation auf die Schweiz hängt jedoch davon ab, ob es genf-spezifische Einflüsse hat: Zum Beispiel die Ersatzwahl in den Regierungsrat, oder das Interesse an Wohnungsfrage (und damit am Ja zur Bausparinitiative) resp. an einer öffnungsorientierten Aussenpolitik (und damit an der (Ablehnung der) Staatsvertragsinitiative).

So oder so, angesichts der rund 45 Prozent, die das nationale Mittel gegenwärtig beträgt: für den Abstimmungssonntag zeichnet sich eine unterdurchschnittliche Stimmbeteiligung ab.

Claude Longchamp