Das Wahlfieber schwillt an

Wahlbörsen sind, nebst Wahlbefragungen, ein zwischenzeitlich verbreitete Methode der Analyse von Parteistärken vor Wahlen. Anders als bei Umfragen, geht es nicht nur um (fortgesetzte) Momentaufnahmen. Vielmehr geht es um Prognosen.

wahlfieber

Wahlfieber ist eine der Plattformen, die routinemässig Wahbörsen für Schweiz Wahl anbietet. Das ist auch für die kommenden Nationalratswahlen der Fall.

Gefragt ist, das Wahlergebnis der grösseren Parteien frühzeitig zu schätzen. Jede Schätzung kann aber verändert werden, wenn sich dafür ein Käufer der Parteiaktien findet.

Die Erwartungen zu den Parteistärken für den Nationalrat lauteten am 1. August – oder 10 Tage nach dem Start:

SVP: 28.5 (-0.4% gegenüber 2007)
SP: 19.3 (-0.2%)
FDP.Liberale: 14.4 (-3.3%)
CVP: 13,1 (-1,4%)
GPS: 10.8 (+1.2%)
GLP: 5.3 (+3.9%)
BDP: 3.9 (+3.9%)
Uebrige: 4,7 (-3.3%)

Zulegen würden demnach die neuen Parteien wie die GLP und BDP. Von einem Zuwachs geht man auch bei den Grünen aus. Verluste gäbe es vor allem bei der FDP, beschränkt bei CVP und kaum bei SVP und SP.

Gestoppt wäre damit der Rechtstrend der letzten Wahlen. Vielmehr könnte man von einer Wahl zugunsten ökologischer Parteien sprechen. Das Polarisierungsmuster wäre endgültig zu Ende, die moderaten Kräfte wären aber auf mehr Parteien verteilt.

Damit liegt die Wahlbörse nicht neben dem, was Wahlbefragungen aktuell ergeben. Auch sie gehen von Gewinnen bei GLP und BDP aus und schliessen solche für die GPS je nach Zeitpunkt der Erhebung nicht aus.

Bestätigt wird damit, dass Wahlbörsen den Wahlbefragungen folgen. Ob sie, wie 2007 etwas grössere Abweichungen zeigen als die beste Wahlbefragung wird sich weisen.
In einem sind die Wahlbörsen weniger informativ als die führenden Wahlbefragungen, machen sie doch keine Angaben für die Wahlbeteiligung, dem heute vielleicht wichtigsten Indikator bei Schweizer Wahlen.

Ein Unsicherheit ergibt sich allerdings. Gemäss Hauptwette würden auch die kleinen Parteien zu den Verlieren zählen. Für sie wird aber eine separate Börse erstellt, die andere Schätzungen ergibt. So rechnet man da mit einer GLP-Stärke von 6.9 Prozent. Jene der BDP liegt bei 4.5 Prozent. Selbst die äussere Linke käme demnach auf 3.0 Prozent. Das wäre dann eine noch stärkere Erosion der etablierten Kräfte.

Ich werde die interessante Spielerei jeweils zum 1. des Monats kommentieren, und auch in den letzten 10 Tagen, wie man in der Schweiz keine Umfragen mehr veröffentlichen darf.

Claude Longchamp