Empirische Politikforschung in der Praxis (I)

(zoon politicon) Am Freitag startet meine Vorlesung in St. Gallen. Sie trägt den Titel “Empirische Politikwissenschaft in der Praxis“. Sie findet im Rahmen der Masterausbildung zu “International Affairs and Government” statt.

Die Vorlesung will in das Denken, Forschen und Handeln von PolitikwissenschafterInnen einführen, die im wachsenden Feld der angewandten Forschung tätig sind. Konkret will ich den Unterschied aufzeigen zwischen dem (theoretischen) Wissen, das die Politikwissenschaft hat, und dem (praktischem) Können, das man als Politikwissenschafter in der Praxis haben muss.

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Schema zur Strukturierung der Anwendungsfelder in der Vorlesung “Empirische Politikwissenschaft in der Praxis” (anclickbar)

Ich baue die Vorlesungsteile auf folgendem Schema auf: In der Wissenschaft teilt man die Tätigkeiten normalerweise zwischen Theorie und Empirie auf, also zwischen rein rationalen Ueberlegungen, was Sache ist, und den Erfahrungen, die man als Mensch mit der Sache macht. Das leistet empirische Forschung. In der Praxis ist diese Unterscheidung wichtig, weil sie hilft, ungeprüftes und geprüftes Wissen zu unterscheiden. Danach ist sie aber nicht mehr die massgebliche Differenzierung: Vielmehr gilt nun das geprüfte Wissen als Lehre, von der man durch die Anwendung zur Praxis kommt. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass sie auf Probleme, die vorhanden sind, sinnvolle Antworten vorschlägt.

Politik basiert häufig nur auf der Kombination von Erfahrungen der PolitikerInnen einerseits, und der Praxis, die sie daraus ableiten. Forschung wird in Sachfragen beigezogen, nicht aber für die politische Arbeit selber. PolitikwissenschafterInnen in der Praxis wollen gerade das aufbrechen. Angewandte Politikforschung nun, die Lehren, die die Politikwissenschaft erarbeitet hat, mit dem Argument, die Rationalität von Entscheidungen prozessmässig zu erhöhen.

Aufbauend auf dieser These zur Vorlesung hat die Veranstaltung 6 Bestandteile:

1. Einleitung: Was ist empirische Politikforschung in der Praxis
2. Anwendungsfeld 1: Wahlen
3. Anwendungsfeld 2: Volksabstimmungen
4. Anwendungsfeld 3: Politische Kultur und Wertewandel
5. Gruppenarbeiten: Präsentation und Diskussion
6. Schlussfolgerungen

Jeder Vorlesungstag besteht aus je 4 Stunden Unterricht in Form einer Vorlesung resp. von Gruppendiskussionen.

Am ersten Freitag behandle ich die Einleitung abschliessend. Die Unterlage dazu kann hier abgerufen werden.

Ich freue mich auf die Veranstaltung, auf die aktive Teilnahme von StudentInnen, und bin auch offen für Anregungen, die via den Blog von Aussen kommen!

Claude Longchamp