Was die Wettbörse 50plus1.ch kann – und was sie zum 13. Juni 2021 zeigt

Gestern veröffentlichte die Wettbörse «50plus1.ch» ihre ersten Aussichten zum Ausgang der eidg. Volksabstimmungen vom 13. Juni 2021. Hier die ersten Ergebnisse und exklusiv eine Evaluierung der Wahlbörse.

Aktuelle Aussagen
Die Wettgemeinde bei @50plus1ch erwartet für den kommenden Abstimmungssonntag

. drei Ja zu den Behördenvorlagen (Covid19 Gesetz, CO2 Gesetz, PMT Gesetz) resp.
. zwei Nein zu den Volksinitiativen (Trinkwasserinitiative, Pestizidinitiative)

Dreimal ist sich die Wettgemeinde (ziemlich) sicher, zweimal ist sie gespalten. Bei der PMT- Abstimmung gehen 51 % von einem Ja aus; der häufigste Tipp liegt aber zwischen 40-49 Prozent. Bei der Trinkwasserinitiative wird am meisten auf ein knappes Ja zwischen 50 und 59 Prozent gewettet. Aeusserst knappe 50.2 Prozent denken aber, am Ende resultiere ein Nein.
Beides ist noch etwas verwirrlich. Das heisst auch, dass es noch keine klare Tendenz unter den BörsianerInnen gibt.


Bemerkung: Angaben in Klammern sind Schätzungen meinerseits aufgrund des Stimmverhaltens im Nationalrat
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Mindestens in zwei der fünf Abstimmungen ist damit höchste Spannung angesagt.
Das belegt auch der Parolenspiegel. Denn in beiden Fällen sind die Lager unüblich unklar. Beim PMT reicht die Opposition von links bis in die GLP. Bei der Trinkwasserinitiativen umfasst sie auch die EVP. Und in beiden Fällen gibt es noch weiter reichende Abweichungen vor allem bei Jungparteien.

Kurzevaluierung der Wettbörse
Nach Parolen, Umfragen und Medienanalysen haben sich Wettbörsen als brauchbare Instrumente der Vorschau entwickelt. Führend ist in der Schweiz das Tool von Prof. O. Strijbis am Institut für Politikwissenschaft an der Uni Zürich.
Die Treffergenauigkeit des Instruments kann anhand des Startwertes für Zustimmung/Ablehnung, des Endwertes hierzu und am häufigsten vorausgesagten Endwertbereich beurteilt werden. Die nachstehende Tabelle zeigt dies für alle 12 Vorlagen der laufenden Legislaturperiode.


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Am höchsten ist die Zuverlässigkeit bei der Wahrscheinlichkeit für ein Ja oder Nein kurz vor der Abstimmung. In 11 von 12 Fällen wurde hier das Richtige vorweggenommen. Der Ausreisser betrifft die Verhüllungsinitiative. Da prognostizierte die Wettbörse fälschlicherweise ein Nein. Bei der Konzernverantwortungsinitiative gelang ihr dafür ein veritabler Volltreffer en bei der Konzernverantwortungsinitiative. Denn es wurde korrekt ein Volks-Ja und Stände-Nein vorausgesagt.
Interessanterweise ist selbst der Startwert (10 Tage nach Börsenöffnung) recht robust. Hier wird in 9 von 12 Fällen (oder 75% der Fälle) bereits die richtige Mehrheit vorausgesagt. Falsch war sie wiederum bei der Verhüllungsinitiative. Das Gemeldete traf anfänglich auch bei den Kinderabzügen und der elektronischen Identifizierung nicht zu. Immerhin wurde in diesen beiden Fällen der Meinungsumschwung richtig erkannt. (Relativierend muss hier beigefügt werden, dass die Umfragen die Trendwende vorwegnahmen.)
Dabei folgen die Börsianer nicht immer der einfachsten Prognoseregel. Demnach würden Behördenvorlagen immer angenommen, und Volksinitiativen stets abgelehnt. Beispielsweise war sich die Wettgemeinden von Beginn weg im Klaren, dass das Jagdgesetz scheitern würde.

Weniger genau ist der vorhergesagte Endwertbereich, diese selbst in der letzten Publikation nicht. Obwohl bisweilen mit einem grossen Range geschätzt, stimmte er drei Mal nicht – selbstredend beim Verhüllungsverbot nicht, aber auch bei den «bezahlbaren Wohnungen» und den Kinderabzügen war er nicht zutreffend.

Mit anderen Worten: Wahlbörsen sind schon früh recht gut brauchbar, um ein Ja oder Nein in der Volksabstimmung zu erkennen.

Was das für die Abstimmungen vom 13. Juni heisst
An den drei eindeutigen Einschätzungen der Wettbörse von gestern gibt es kaum etwas zu rütteln. Angenommen werden dürften das Covid19- und CO2-Gesetz. Geringe Chancen hat dafür die Pestizidinitiative. Unsicherheiten bestehen eigentlich nur dann, wenn es im Abstimmungstag zu grossem Ueberraschungen kommen sollte. Die würden durch Ereignisse sichtbar, mit denen die Opposition erst während der konkreten Meinungsbildung punkten könnte.
Bei den beiden Vorlagen, bei denen die Wettbörse klar gespalten ist, machte jede frühe Prognosen dagegen keinen Sinn. Der Ausgang der Trinkwasserinitiative resp. des PMT Gesetzes ist offen. Da entscheidet der noch weitgehend ausstehende Abstimmungskampf.