Oekonomenstimme(n)

Jan-Egbert Sturm ist der Schweizer Oeffentlichkeit kein Unbekannter, nimmt der Leiter des KOF doch regelmässig Stellung zu den Konjunkturaussichten. Nun hat er das Projekt “Oekonomenstimme” mitinitiiert, mit dem er und seine Kollegen mit einem Blog in den wirtschaftspolitsischen Diskurs der Oeffentlichkeit eingreifen will. Eine Rundschau “vor Ort”.

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Die Präsentation der KOF-Zahlen hat zwar grosse Ressonanz. Doch erfolgt sie nach einem streng ritualisierten Medienschema. Das hinterlässt Lücken, ungedeckte Erwartungen und Mängel in der Vermittlung, die von Tageszeitungen und Wirtschaftsmagazinen nur ansatzweise behoben werden. Blogs eröffenen darüber hnaus bisher kaum vorhandene Möglichkeiten, die Expertendiskurse sichtbar zu machen.

Genau mit diesem Ziel ist die Plattform www.oekonomenstimme.org jüngst begründet worden. Pate stand das Forum www.voxeu.org, das sich konsequent in Englisch innert kurzer Zeit zum prominenten Treffpunkt für die Diskussion ökonomischer Themen entwickelt hat. 34 Oekonomen haben sich nun verpflichtet, ebenso konsequent auf Deutsch ihre Gedanken in Kolumnenform als Oekonomenstimme in die hiesige Oeffentlichkeit einfliessen zu lassen.

Die Erwartungen an das Blog sind hoch, das zeigt sich unter anderem auch daran, dass die Tags zu den Beiträgen nach der JEL-Klassifiaktion erfolgen, die für die Verortung von Fachartikeln nach amerikanischen Muster gebräuchlich ist. Bis das wirklich Sinn macht, wird es aber noch einige Zeit brauchen.

Vorläufig interessanter sind die Nutzungszahlen, die zeigen, dass die erste Kontroverse mit Ressonanz den Auftritt von Oekonomen in der Oeffentlichkeit selber betrifft. Rüdiger Bachmann,deutscher Forscher an der University of Michigan, fasst dabei zusammen, wie sich alte Ordinarien und Jungspuntökonomen verbale Gefechte zur Profilierung des Faches bei Gegenwartsfragen lieferen. Der “neue Methodenstreit“, wie er das nennt, macht zwei Ausrichtungen des Fachs deutlich, die generationenabhängig sind:

Das sind auf der einen Seite die ordnungspolitisch beeinflussten Traditionalisten, ganz bewusst normativ ausgerichtet, die mit Interventionsgeschick in den öffentlichen Diskurs intervenieren, sei es in die Finanzpolitik, die Wirtschaftspolitik, oder auch die Mehrung des Glücks von Menschen. Auf der anderen Seite finden sich die Modelltheoretiker, stark empirisch ausgerichtet, die beanspruchen, an der Spitze des Fachs zu stehen, gleichzeitig aber auch eine Fachsprache pflegen, die abstrakt, formal und mathematisch ausgerichtet ist, und im öffentlichen Diskurs nicht ankommt.

Mehr als 2000 Mal ist der Beitrag im ersten Monat angeklickt worden. Das verspricht einiges. Dafür habert es noch mit den Kommentaren. Gerade mal drei Anmerkungen wurde bis anhing öffentlich gemacht. Damit bleibt die grösste Verheissung des neuartigen Fachblogs vorerst uneingelöst.

Das braucht es sich noch einen Entwicklungszyklus. Wer weiss, vielleicht propheizeit und Jan-Egbert Sturm bald, wann der einsetzt!