Der Superwahlkampf der SVP.

Die SVP gewann die Nationalratswahlen 2007 mit dem historisch besten Ergebnis einer schweizerischen Partei seit Einführung des Proporzverfahrens für die Bestellung der Volksvertretung. Eine Analyse der Wirkungsfaktoren im Wahlkampf-Benchmark präsentierte ich während meiner achten Vorlesung zur Wahlforschung an der Uni Zürich.

28,9 Prozent der Stimmen entfielen bei den Nationalratswahlen 2007 auf die SVP. Damit etablierte sich die Partei in einer Liga, in der nur noch sie figuriert. Einzigartig war auch ihr viel bestaunter und viel kritisierter Wahlkampf

Ergebnisse der dynamischen Wirkungsanalyse
Eine Wirkungsanalyse anhand der Wahlbarometer-Umfragen zeigt in einer für die Schweiz erstmals untersuchten dynamischen Betrachtungsweise, was und wann davon mobilisierend und identifizierend war:

regression svp
Für grösseres Bild auf Grafik klicken.

Demnach waren für die WählerInnen konstant wichtig, dass sich die Partei klar rechts positionierte. Förderlich wirkte sich die hohen Identifikationsangebote insbesondere mit dem Parteipräsidenten Ueli Maurer aus. Und auch der allgemeine Eindruck, den besten Wahlkampf zu führen, überzeugte die WählerInnen.

Doch das erklärt nicht, warum sich die Kampagne der SVP in Fahrt kam. Das Geheimnis erhellen kann man erst aus der Konstellation der variablen Erklärungsansätze.

Zwei Themen zeigten vor allem im Sommer 2007 Effekte: die Debatte über die kriminelle Ausländer der Einsatz für Sicherheit in der schweizerischen Gesellschaft stärkten im August die Vorstellung der SVP als themaktivste Partei. Das verschaffte ihr nicht nur ein Profil, wie es bis am Schluss keine andere Partei kannte. Es definierte auch das Klima, in dem der mediale Wahlkampf schliesslich stattfand.

Dieser focussierte erst mit dem Geheimplan für die Abwahl von Christoph Blocher wirklich auf die SVP, weil die Ereignishaftigkeit des Dramas der Medienlogik entgegen kam. Im gleichen Zeitfenster intensivierte die SVP das kommerzielle Politmarketing weit über das Mass aller anderen Parteien hinaus.

Die Ausrichtung der Kampagne auf die Wiederwahl Blochers, die für die weltanschaulich geprägten WählerInnen bereits genügend zu erhalten hatte, brachte schliesslich die Oeffnung zu Wählenden, für weniger Themen, mehr aber Personen wichtig sind.

Kritisch war die Lage nur während der Manifestation in Bern, die eskalierte und dardurch die Medienaufmerksam nochmals einengte. Doch sicherte gerade die mediale Verarbeitung dieses Ereignisses die Verbindung der emotionalisierten Wählerschaft mit der Partei.

Vorläufige Bilanz
Drei der in der Mediengesellschaft massgeblichen Kriterien des Wahlerfolgs wurden fast ausschliesslich durch die Kampagne der SVP bestimmt: die Themenführung und die Personenorientierung lagen klar bei ihr, und das Meinungsklima weitgehend durch sie bestimmt.

Die Befindlichkeit der Wählenden war so emotional produktiv angespannt, was die Mobilisierung beförderte. Gebtrieben war die Dynamik des Wahlkampfes durch die Medien, welche die SVP nicht eindeutig favorisierten, ihr aber mehr Raum als allen anderen einräumten. Geformt wurde der Prozess zudem durch die intensivsten Aufwand während der Kampagne.

Insgesamt stiess diese für schweizerische Verhältnisse in neue Dimensionen vor, weshalb man sie auch als “Superwahlkampf” bezeichnen kann.

Claude Longchamp