Wo die Medien von links bis rechts bei den neuerlichen Abstimmungen standen

Das Rating des Instituts foeg an der Uni Zürich gibt eine Antwort, wie die Massenmedien über die anstehenden Volksabstimmungen berichteten Denn Foeg klassiert alle Beiträge in ausgewählten Medien je nachdem, ob sie für eine Vorlage waren, dagegen oder gemischt/neutral ausfielen. Das lässt Rückschlüsse auf die Positionierung der einzelnen Medien zu.

Das Ideal und seine Weiterentwicklung
Das journalistische Ideal in Abstimmungskämpfen wird unverändert dadurch bestimmt, dass beide Seiten einer Vorlage etwa gleich zum Zug kommen. Medien verstehn sich als Forum und berichtet gemischt. Sie überlassen die Schlüsse, wie man stimmen will, den NutzerInnen. Im Foeg-Rating gibt das einen Werte nahe Null.
Mit der Polarisierung der politischen Landschaft ist jedoch mehr und mehr entstanden, dass Medien mindestens themenbezogen eine klare Haltung einnehmen. Sie berichten bewusst mit einer klar ausgerichteten Optik für oder gegen eine Vorlage.
Bei der Massentierhaltung hatte etwa die NZZaS den Lead dagegen, der Sonntagsblick dafür. Bei der AHV-Reform bildeten die Schweiz am Sonntag (dafür) und LeMatinDimanche (dagegen) die Pole. Schliesslich das neue Verrechungssteuergesetz: Da polarisierten die NZZaS (dafür) und die Sonntagszeitung (dagegen).


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Die Synthese über alle Vorlagen hinweg
Nun kann man einzelnen Ratings zu den Vorlagen (die beiden AHV-Vorlagen als eine genommen) addieren und erhält so die Positionierung der ausgewählten Medien im Links/Rechts-Spektrum. Denn die SVP, FDP und Mitte bildeten den rechten Pol mit Nein zur Massentierhaltungsinitiative und Ja zu den anderen Vorlagen, während SP und Grüne für das Gegenteil eintraten. Medien, die in die gleiche Richtung wie der eine oder andere Pol berichteten, können entsprechend klassiert werden.
Die so ermittelten Befunde lassen die folgenden Schlüsse zu:
1. Die untersuchten Wochenmedien sind klarer positioniert. Die Sonntagszeitung, der Sonntagsblick und LeMatinDimanche nahmen Stellung, wie es richtungsmässig dem linken Pol entspricht. Die NZZas, die Weltwoche und die Schweiz am Wochenende berichteten umgekehrt nahe dem rechten Pol. Keine der untersuchten Wochenzeitungen ist diesmal im Zentrum.
2. Das ist bei den Tageszeitungen und den SRG-Medien anders. Rechts positioniert sind die LuzernerZeitung, die NZZ und die Aargauer Zeitung. Links ausgerichtet ist eigentlich nur der Blick. Im breiten Zentrum positioniert haben sich alle anderen Medien, wobei der Tagi (moderat links) und LeTemps (moderat rechts) etwas abweichen. Dem Zentrum am nächsten kommt 20 Min. Die SRG berichtete ebenfalls gemischt, wenn auch leicht rechts der Mitte.


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Die Einordung
Diese Ergebnisse sind in den meisten Fällen nicht überraschend, aber interessant. Denn sie zeigen, dass gewisse Medien nicht nur eine Themenhaltung kennen, sondern ausgerichtet auf die parteipolitischen Pole berichten.
Auch frühere Auswertungen dieser Art zeigten, dass die politische Polarisierung bei Abstimmungen über die Wochenpresse läuft. Sie berichten weniger häufig, doch was kommt, ist klarer gerichtet. Nur die Sonntagszeitung, meist in einer der gemischten Gruppe, ist diesmal “links”, weil sie gleich für die Massentierhaltung und gegen die Verrechnungssteuer Position bezog.
Wenig überraschend ist auch, dass bei der Tagespresse der Blick (links) und die NZZ (rechts) die Pole bilden. Das ist meistens so. Der Blick war diesmal gegen die Verrechnungssteuer und eher für die Massentierhaltungsinitiative. Moderat kritisch war er bei der Rentenreform. Auf der Gegenseite war die NZZ für die Rentenreform und die Aenderung bei der Verrechnungssteuer. Einzig bei der Masstierhaltungsinitiativ nahm sie eine Zwischenposition ein. Deshalb ist die LuzernerZeitung diesmal dem rechten Pol noch etwas näher.
Auch die Positionierung der SRG-Medien nahe dem Zentrum entspricht der bisherigen Erfahrungen. Das hat damit zu tun, dass über alle Gefässe hinweg zu allen Vorlagen etwa gleichmässig von beiden Seiten berichtet wird. Allen Unkenrufen zum Trotz …

Bilanz
Der Grundtenor der von foeg ausgewählten und untersuchten Massenmedien war insgesamt vorlagen-positiv. Man war moderat für die AHV-Reform, die Massentierhaltungsinitiative und für die Verrechnungssteuer. Medial interessierte dabei die AHV-Reform am meisten.
Das muss nicht für jedes einzelne Medien gelten, wie das hier synthetisierte Rating zeigt. Jenseits des Forum hat sich gerade bei den Wochenzeitungen ein eigentlicher Haltungsjournalismus entwickelt, der zudem klare Nähen zu den parteipolitischen Polen erkennen lässt.