#Frischgebloggt: NJJO (N) für den 25. September 2022

Heute Morgen sind die beiden letzten Umfragen erschienen. Qualitativ sagen sie das genau Gleiche aus:
– Nein zur VI Massentierhaltung,
– Ja zur Reform AHV21 und
– offen zur Verrechnungssteuer, wobei die Gegnerschaft eher grössere Chancen hat, zu gewinnen.


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Die neuen Umfragen

Die Einzelzahlen mögen differieren. Die zweite Welle der SRG Umfrage und die dritte der Tamedia Gruppen ähneln sich dennoch stark.
Die Umfrage-Reihe von gfs.bern zeigt: Bei der Massentierhaltung gibt es einen Nein-Trend, und die Mehrheit hat hier bereits vom Ja ins Nein gewechselt. So ist es auch bei Leewas.
Beim AHV-Gesetz geht der gfs-Trend auch Richtung Nein, die Ja-Mehrheit dürfte hier aber nicht mehr kippen. Das sieht auch die Leewas-Umfrage so.
Bei der Zusatzfinanzierung der AHV mit der MWSt ist der Nein-Trend zu schwach, um für eine Ueberraschung beim Ausgang sorgen. Bestätigung durch LeeWas-Befragung.
Uneinig waren sich die beiden Umfrage-Serien zu Beginn vor allem bei der Verrechnungssteuer. Jetzt sind sie auffällig ähnlich geworden: Bei gfs.bern holt das Nein stark auf, ist aber minderheitlich, bei Leewas führte es, ohne eine Mehrheit zu haben. Der Trend geht da aber Richtung Ja.
So bleibt dieser Abstimmungsausgang offen.

Die aktuellen Kurzfristprognosen
Ein Vergleich mit anderen Tools zur Meinungsbildung oder zum Ausgang lässt eine gewisse Evaluierung der Aussagen zu. Er zeigt, dass alle Kurzfrist-Prognosen ein Nein zur Tierhaltungsinitiative erwarten. Das ist bei der Verrechnungssteuer auch der Fall, wo die Umfragen etwas unsicher sind. Es stärkt die Erwartung einer finalen Ablehnung.
Bei der AHV21 gehen die Vorhersagen der verschiedenen Prognostiker jedoch auseinander: Die Zürcher Politikwissenschafter Nick Glättli und Thomas Willi modellierten aus ihren Indikatoren je zwei Ja zur Reform, der Physiker Sebastien Perseguers jedoch ein Ja und ein Nein. Er wird sich allerdings nochmals äussern.
Die Mittelfristprognosen waren für die Vorlagen etwas vorteilhafter. Sie weichen vor allem bei der Verrechnungssteuer ab. Sie waren geprägt von der behördlichen Willensbildung und sahen die Vorlage durchwegs auf der Annahmebahn. Doch schließen sie haben sie die Meinungsbildung im Abstimmungskampf ganz oder weitgehend auszuschliessen.

Die Grosswetterlage spielt mit
Die Trends entsprechen unseren Erwartungen aus dem Dispositionsansatz: Bei einer linksgrünen Volksinitiative erodiert die Zustimmungsbereitschaft mit dem Abstimmungskampf fast immer, so auch bei der Massentierhaltung. Bei einem Referendum ist das nicht zwingend so, angesichts der politikskeptischen Grundstimmung seit der Pandemie kommt es aber gehäuft vor. Das Vertrauen ins politische System ist zwar noch breit da, doch werden die verschiedenen BundesrätInnen stark unterschiedlich beurteilt. Häufig kritisiert wird indes die Kommunikation des Bundesrats. Das erschwert es dem Behörden, ihre Botschaften im Abstimmungskampf gewinnbringend vorzutragen. Unschlüssige, die sich da meist auf beide Seiten verteilen, bleiben entweder zuhause, oder für sie sind die Nein-Botschaften naheliegender.
Wir haben das zu Beginn des Abstimmungskampfes so formuliert: Angesichts der sich häufenden Krisen sind die Zukunftsaussichten negativer geworden, was gerade Unschlüssige vermehrt zögern lässt, sich auf Neuerungen einzulassen.

Ausblick
In den kommenden Tagen werden noch die wissenschaftlichen Medien- und die Werbeanalyse publiziert werden. Vor allem Erstere ziehe ich in meine Schlussfolgerungen zum Abstimmungsausgang gerne mit ein.
Bis jetzt lauten sie: Nein, Ja, eher Ja, offen, jedoch Vorteil für das Nein!

Claude Longchamp