Eidg. Abstimmungen vom 25.9.2022: generelle Zustimmungsbereitschaft zu Beginn der Meinungsbildung

Nun liegen die Ergebnisse der SRG Umfrage aus der 1. Welle vor: Sie zeigen Ja Mehrheiten für die Massentierhaltungsinitiative, die Zusatzfinanzierung der AHV und das Rentenalter 65 für alle. Unklar sind die Mehrheitsverhältnisse bei Verrechnungssteuergesetz. Aber auch hier liegt die Ja- vor der Nein-Seite.Aktuell wollen sich 45 Prozent bis am 25. September äußern.


Lesebeispiel Tabelle
Die Grünen sagen Ja zur Massentierhaltungsinitiative. Ihre Wählenden stehen zu 87% hinter der Parole.

Unterschiedlicher Stand der Meinungsbildung

Das jedenfalls waren die Stimm- resp. Teilnahmeabsichten anfangs August. Mit den Endergebnissen sind sie nicht zu verwechseln. Denn die Meinungsbildung hat erst begonnen.
Das sieht man am besten beim Verrechnungssteuergesetz, wo bloß 44 Prozent der Teilnahmewilligen eine feste und 16 Prozent gar keine Stimmabsicht haben. Fortgeschrittener ist die Meinungsbildung bei der Massentierhaltungsinitiative. Doch auch da äußern 35 Prozent kleinere oder größere Unsicherheiten, was sie stimmen werden. Beim AHV-Gesetz machen sie 40 Prozent der Teilnahmewilligen aus, bei der Zusatzfinanzierung durch die Mehrwertsteuer 49 Prozent.
Es gilt: Je weniger fest entschieden sind, umso eher sind Verschiebungen im Abstimmungskampf noch möglich.

Erwartungen zur weiteren Meinungsbildung

Dabei muss sich die weitere Meinungsbildung nicht überall gleich entwickeln!
Namentlich bei rotgrünen Initiativen kennt man ein Nachlassen der anfänglichen Zustimmungsbereitschaft mit zunehmender Verarbeitung von Informationen. Läuft es so, lässt das einen Wechsel der Mehrheiten zu.
Bei Referenden kommt das zwar auch vor, ist aber weniger sicher. Es hängt stärker von den Kampagnen der jeweiligen Lager ab. Würde die Zustimmungsbereitschaft auch hier sinken, ist zuerst von einem Nein beim Verrechnungssteuergesetz auszugehen. Mehr müsste sich ändern, dass auch das AHV-Gesetz durchfallen und damit das Reformpaket AHV 21 scheitern würde.
Möglich ist aber auch, dass es zu einem Meinungsaufbau kommt, wobei sich Unentschiedene auf beide Seiten verteilen. Geschieht dies, werden alle drei Referendums-Vorlagen angenommen.
Es ist also noch einiges offen!

Parteibasen folgen nicht immer den Parteiparolen

Interessant sind auch die Resultate der Befragung nach Wahlabsichten. Im Prinzip folgen sie mehrheitlich den Parteiparolen. Doch gibt es auch Abweichungen.
Beim AHV-Gesetz ist eine knappe Mehrheit der SP-Wählenden dagegen, der Grün-Wählenden aber dafür. Beide Teilwählerschaften befürworten die Zusatzfinanzierung der AHV mehrheitlich.
Überhaupt ist die Parolenkongruenz der Wählenden rotgrünen Parteien mit der Parole ihrer Partei höchstens mäßig. Am höchsten ist die bei FDP, Mitte und GLP.

Unterschiede zur Tamedia-Befragung

Die Umfrageergebnisse der SRG-Reihe unterscheiden sich teilweise von jenen der Tamedia-Erhebung, die vor Wochenfrist publiziert wurden. Namentlich bei der Verrechnungssteuer sind die Befunde fast gegensätzlich.
Das hat In erster Linie mit der Erhebnungsmethode zu tun: Die Tamedia-Umfrage ist eine reine online-Erhebung, die von LeeWas noch modelliert wird. Sie neigt dazu, oppositioneller Einschätzungen zuliefern. Demgegenüber basiert die SRG Umfrage auf einem Mix von drei verschiedene Erhebungenverfahren bei gfs.bern (Telefon Fixnet, Handy und online). Das mindert Einseitigkeiten aufgrund einer Erhebungsart., vor allem zu einem frühen Zeitpunkt wie jetzt. Recht systematisch findet sich der Unterschied bei Umfragen zu Referenden, die online allermeistens regierungskritischer ausfallen.