Uebersicht über Modellrechnungen und Beobachtungen zu den Volksabstimmungen vom 13. Juni 2021

Morgen erscheinen wohl neue Umfragen zu den eidgenössischen Volksabstimmungen vom 13. Juni 2021. Der Tamedia-Verlag ist wieder an der Reihe. Es werden erstmals Trends ersichtlich werden. Was weiss man jetzt schon zum Ausgang der fünf Vorlagen?

Uebersicht der berücksichtigten Tools
Die erste Antwort auf die Frage nach dem Abstimmungsausgang lautet: Volksabstimmungen gehen gleich aus wie im Parlament.
Die ist zwar nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz sicher richtig!
Es ist bekannt, dass die Opposition in Volksabstimmungen im Mittel meist etwas stärker ausfällt. Bei Gesetzesreferenden gibt es deshalb meist mehr Nein, bei Volksinitiativen meist mehr Ja. Doch ist die Differenz häufig nicht enorm. Deshalb scheitern die allermeisten Volksbegehren, und viele Behördenvorlagen werden angenommen.

Drei Arten von Modellrechnungen eigenen sich für einfache Prognosen aufgrund die Behördenposition:
. Umrechnungen aus Schlussabstimmungen, welche den verstärkten Oppositionsfaktor berücksichtigen,
. Analysen des Bundesbüchleins, die dieses auf neuralgische Begriffen hin absuchen und
. der Parolenspiegel, der den Grad der Zustimmung bei wichtigen politischen Kräften widergibt.
Keine dieser drei Vorgehensweise ist perfekt. Denn alle unterstellen einen Normalfall der Meinungsbildung nach der Parlamentsentscheidungen. Maximale Wirkungen von Kampagnen lassen sich so nicht abschätzen.
Dafür braucht es genauere Beobachtungen im Abstimmungskampf:
. Kontinuierliche Umfragen bei den Teilnahmewilligen,
. Börsen, bei denen Expert:innen auf den wahrscheinlichen Ausgang wetten und
. Medienanalysen im Abstimmungskampf gehören dazu.
Zusammen entsteht ein umfassendes Bild. Richtig erstellt, mündet es im Abstimmungsergebnis.

Was die Modellrechnungen sagen
Die drei vorgeschlagenen Modellrechnungen sehen die gleichen Ausgänge wie im Parlament. Angenommen werden demnach das Covid19- Gesetz, das C02-Gesetz und das PMT-Gesetz. Abgelehnt werden die Trinkwasserinitiative und Pestizidinitiative (siehe Tabelle 1).


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Das knappste Ergebnis resultiert wird bei der Extrapolation aus den Schlussabstimmungen im Nationalrat bei der Trinkwasserinitiative. Das ist auch bei der Allianzstärke aufgrund der Parteiparolen so. Doch nennen beide Tools sehen eine Nein-Mehrheit.
Die Analyse des Abstimmungsbüchleins stimmt damit überein, macht aber keine Angaben zu Ja/nein-Verhältnissen.
Die klarste Zustimmung erwarten die Modelle beim COvid19-Gesetz. Die Prognose aufgrund der Parlamentsmehrheit sieht ein 2:1 für die Ja-Seite voraus. Leicht mehr resultiert aus der Allianzstärke der befürwortenden Parteien.
Die Analyse des Abstimmungsbüchleins stimmt damit überein, macht aber keine Angaben zu Ja/nein-Verhältnissen.

Was die Beobachtungen sagen
Bei den Trendbeobachtungen liegen bisher Wettbörsen und Umfragen vor. Konkret geht es um das Wett-Panel von «50plus1» und die Umfragereihen von «LeeWas» und «gfs.bern». Noch nicht erschienen sind Medien- und Werbeanalysen.


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Die Wettbörse rechnet mit einem Ja zu den drei Behördenvorlagen und der Ablehnung der Volksinitiativen.
Deutlich im Ja sind die Erwartungen der Börsianer beim PMT- resp. beim Covid19-Gesetz. Am häufigsten wird da mit einem finalen Ja-Wert von 60%+ gerechnet. Beim CO2Gesetz erwartet die Wettgemeinschaft eine Zustimmungsquote zwischen 50 und 60 Prozent. Und die beiden Volksinitiativen scheitern hier mit einem Nein-Anteil von 50 bis 60 Prozent scheitern.
Die Umfragen von «LeeWas» und «gfs.bern» bestätigen das bei den Gesetzesreferenden. Sie zeigen aber eine Differenz bei beiden Volksinitiativen. Mindestens für den Moment weisen beide Serien Ja-Mehrheit bis 55 Prozent aus.
Mit Blick auf den Abstimmungsausgang sollte man diese Differenz zu den Modellrechnungen nicht stark gewichten. Denn die Erfahrung lehrt hier, dass die Ablehnung von Volksinitiativen mit dem Abstimmungskampf wächst. Das hat damit zu tun, dass zahlreiche Personen aus dem Zentrum zu Beginn eher positiv gestimmt sind, am Ende aber doch Nein stimmen. Kampagnen verstärken das, ein sehr hoher Problemdruck kann es aber auch verhindern.

Was man häufig übersieht
Zwei weitere Informationen folgen aus Umfragen im Abstimmungskampf.
Die erste nennen wir Prädisponierung. Es gilt: Bei geringer Vorbestimmtheit ist der Spielraum für gute Kampagnen grösser. Kontrollierend hierzu kann man den Grad verwenden, mit dem Argumente die geäusserten Stimmabsichten stützen. Am geringsten ist die Prädisposition der Entscheidung beim PMT Gesetz, was mit der nur zögerlichen Kampagne dazu zu tun hat.
Die zweite ergibt sich aus, wenn man die Teilnahmewilligen den Ausgang der Abstimmungen schätzen lässt. Das ist zwar kein Ersatz für Stimmabsichten, aber ein Hinweis für das wahrgenommene Klima. Dieses wird beim Covid19- resp. PMT-Gesetz positiv eingestuft, nicht aber beim CO2-Gesetz. Erwartet wird, dass die beiden ersten Vorlagen Die Schätzung lauten im Mittel auf 51 Prozent Nein. .
Bei den beiden Landwirtschaftsinitiativen erwarten die Menschen, die sich äussern wollen, dass sie mit einem Nein-Anteil von 52 Prozent angelehnt werden. Man traut also der eigenen Zustimmungsbereitschaft nicht ganz, dass sie zur Mehrheit führt.
Die Schätzung des Ausgangs folgt alleine aus den “gfs.bern” Umfragen. “LeeWas” erhebt diese Informationen zwar auch, behält sie aber zurück und macht die der Oeffentlichkeit nicht zugänglich.

Was das alles heisst
Die finale Tabelle dieses Blogbeitrags vermittelt die Uebersicht zu allen hier gemachten Abklärungen.


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Gelaufen erscheint die Entscheidung zum Covid19Gesetz. Die einzige Unsicherheit ergibt sich aus der Prädisponierung. Sie dürften ohne Ueberraschungsmomente im Abstimmungskampf Ja lauten.
Aussichten auf Annahme haben auch die beiden anderen Gesetzvorlagen. Doch ist hier die Sicherheit geringer. Das gilt insbesondere für das CO2 Gesetz. Die Prognosen lauten auf Ja, die Stimmungslage bleibt aber skeptisch.
Eher mit einer kommenden knappen Nein-Mehrheit sollte man bei den beiden Volksinitiativen rechnen.
Wie gesagt: Morgen mehr!