Wie wirken Wahlverfahren aus Parteiensysteme. Meine dritte Vorlesung.

Der Wählerwille setzt sich nicht direkt in Sitze um. Denn dazwischen wirkt das Wahlverfahren. Es hat viele Einflüsse, zum Beispiel auf das Parteiensystem.
In der Schweiz sieht man das an der Zusammensetzung von National- und Ständerat gut.
Im Nationalrat sind sieben Fraktionen, gebildet aus 11 Parteien. Im Ständerat sind es gerade fünf. Im Nationalrat dominieren die Polparteien, im Ständerat das Zentrum. Im Nationalrat gibt es seit 1995 einen Trend nach rechts, im Ständerat nach links. Im Nationalrat gibt es heute eine potenzielle Mehrheit von rechts. Im Ständerat sind Mehrheiten aus der Mitte, aber auch Mitte/Links möglich.
Dabei waren die Wählenden 2015 weitgehend identisch.
Nach den dramatischen Veränderungen der letzten 25 Jahren gilt das Parteiensystem der Scheiz nicht mehr als moderat-pluralistisch, aber als polarisiert-pluralistisch.
Die SVP bildet den stärksten Pol, rotgrüne Parteien den Gegenpol. Mit der FDP entsteht immer sichtbarer ein liberaler Pol. Und würden GPS und GLP fusionieren, würde man wohl auch von einem grünen Pol reden.
Würde auf Bundesebene wie in zahlrechen Kantonen der neue Doppelproporz eingeführt, nähme auch die Zersplitterung weiter zu. Parteien wie SVP, SP, FDP und CVP würden Sitze verlieren, Parteien wie die GPS, GLP, BDP, EVP, EDU und PdA solche gewinnen.
Gewinnen dürften auch Jungparteien, die so Chancen auf Mandate mit eigenen Listen bekämen.