Was die neuesten Umfragen zur Nationalratswahl 2019 konsolidiert aussagen

Das neueste Wahlbarometer der SRG ist erschienen. Hier sei es in die weiteren Umfrage-Resultate in der Schweiz resp. in der EU eingebettet.

Vor zwei Tagen veröffentlichten die SRG Medien das erste von vier Wahlbarometer-Wellen im Wahljahr. Stand heute können GPS, GLP und FDP zulegen; es verlieren SVP, SP, BDP und CVP. Auf den Punkt gebracht kann man über das Ende der Polarisierung zwischen rechts und links spekulieren, dafür von einem Trend zu ökologischen und liberalen Parteien sprechen.

Vergleich der drei Umfragenreihen zu den Nationalratswahlen 2019

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Gemeinsamkeiten und Unterschieden in den drei Umfragen zu den Nationalratswahlen
Zu den Nationalratswahlen 2019 gibt es gegenwärtig drei verschiedene Umfrageserien: die erwähnte der SRG (von sotomo realisiert), die von Tamedia (gemacht von LeeWas und die von Ringier (durchgeführt von gfs.bern). Betrachtet man jede einzeln, besteht stets das Problem des Unsicherheitsbereiches. Dies kann durch eine vergleiches Betrachtungsweise minimiert werden.
Wie schon im letzten Herbst suchen wir hier den Gemeinsamkeiten und Unterschieden in den drei Umfragen. Anders als bei der letzten Auswertung im Oktober 2018 liegen die Befragungszeitpunkte diesmal weiter auseinander. Deshalb gewichten wir die Resultate der jüngsten Befragung doppelt.
Bei SP, FDP, CVP, GLP und BDP ist die Hauptaussage in allen drei Befragungen identisch. Stellt man auf den aktuellen Stand ab, können GPS, GLP und FDP bei der Parteistärke konsolidiert mit Gewinnen rechnen, derweil SP, CVP und BDP von Verlusten ausgehen müssen.
Nicht so einheitlich werden SVP und GPS bewertet. In beiden Fällen führt die Tamedia-Umfrage zu einer anderen Einschätzung. Denn gemäss ihr würde die SVP nicht verlieren, sondern gewinnen und die GPS bliebe stabil. Das sah die Ringier-Umfrage schon im letzten Herbst anders.
Bildet man den gewichteten Durchschnitt aus den drei neuesten Umfragen, kommt die GPS auf ein Plus von 1,7 Prozentpunkten, die GLP auf ein solches von 1,5 und die FDP auf ein solches von 0.8.
Die mittleren Verluste der SVP liegen bei 1,5 Prozentpunkten, die der SP und BDP bei 0.9 und die der CVP bei 0.8.

Was ist seit der neues Publikation “neu”?

Neu ist, dass die beiden grössten Parteien nun zu den Verlierern zählen. Im letzten Herbst wurden sie beide als stabil eingeschätzt. Tendenziell neu ist auch, dass die CVP nur noch ein kleiner Verlierer ist. Hauptgrund hier: Die politische Debatte entwickelte sich nach der Volksabtimmung vom vergangenen November nicht mehr eindeutig im SVP gegen SP Spektrum, war bei beiden Parteien zu Mobilisierungsschwierigkeiten geführt haben dürfte
Immerhin stimmen die Bewertungen aus Umfragen mit der Bilanz bei den kantonalen Parlamentswahlen nicht zwingend überein. Klar anders ist die Aussage aber bei der SP, die auf kantonaler Ebene zu den effektiven Sitzgewinnern zählt, auf nationaler Ebene im Umfragetief ist. Tendenziell anders sind die Aussagen bei CVP und GLP, die beide in den Umfragen besser abschneiden.
Einige Gründe dafür liegen auf der Hand: Die CVP konnte von der Bundesrätinnen-Wahl wenigstens bei der Medienaufmerksamkeit profitieren, und sie brachte sich so in Schwung für den Wahlkampf zum Nationalrat. Bei der SP hat man den Eindruck, dass sie dem ausserordentlichen Frühstart der Kampagnen, wie sie Grüne, Grünliberale und FDP hingelegt haben, nicht folgen können (oder wollen).
Letztlich werden erst weitere Umfragen resp. die letzten kantonalen Wahlen im März und April dieses Jahre gesicherte Aussagen zu diesen drei Parteien zulassen.
Mit der neuesten Umfrage ist die Volatilität im Parteiensystem gestiegen. Im letzten Herbst konnte man im Mittel von einer Veränderung in der Parteienstärke von einem Prozentpunkt ausgehen. Nun sind 1,2 Prozentpunkte. Plausibel erklärt werden kann die mit den Ereignissen der letzten Monate.
Es liegt eine grosse Volksabstimmung mit einer markanten Niederlage der SVP hinter uns, geschehen sind auch die vorgezogenen Bundesratswahlen und verschiedenen Parteien haben ihre Wahlkampagnen bereits im Januar 2019 begonnen.

Was zeigt der Vergleich Schweiz/EU?
Vergleichen mit zahlreichen Veränderungen im Ausland bleibt das Parteiensystem der Schweiz aber recht stabil. Zieht man die jüngsten Aussagen zu den Europawahlen zu Rate, wird von Gewinnen für die Liberalen resp. die Rechtspopulisten ausgegangen, halten sich die Christdemokraten knapp und verlieren die Sozialdemokraten. Die Grünen wiederum sind einigermassen stabil.

Trends in den Parteistärken in der EU (gemäss pollofpolls.com)

Für die Sprünge auf Europäischere Ebene gibt es aber nicht nur Gründe, die auf Trends in der Wählerschaft abstellen. Denn es ändert sich mit der kommenden Wahl die Zugehörigkeit Grossbritanniens zur EU, und bei den Liberalen und den Rechtspopulisten gibt es Neuzugänge von Parteien auf nationaler Ebene.
Die Schweizer Trends sind bezogen auf die SVP anders, denn in der europäischen Perspektive müsste sie zulegen, derweil die Gewinne für die beiden grünen Parteien mit 3-4 Prozentpunkten im Plus ein schweizerisches Phänomen sein dürften. Die direkten Auswirkungen des Klimastreik kurz vor der jüngsten Erhebung einerseits, aber auch das schon lange anhaltende Hoch der Volkspartei, der es mit dem Abgang von Christoph Blocher an einer markanten Führungsfigur fehlt, dürften die Hauptgründe sein.