Wie wirken Wahlsysteme? Meine dritte Vorlesung zur Wahlforschung am IPZ

Gemeinhin glaubt man, bei Wahlen setze sich der Volkswille direkt in Sitze um.
“Weit gefehlt!”, denn dazwischen wirkt das Wahlsystem.
Der Schweizer Ständerat wird nach dem Majorzverfahren gewählt, der Nationalrat nach dem Proporz.
Faktisch bestimmen die gleichen Wähler und Wählerinnen, doch die Ergebnisse sind anders.
Im Nationalrat dominieren die Polparteien, im Ständerat das Zentrum. Der Nationalrat entwickelt sich nach rechts, der Ständerat nach links. Im Nationalrat sind seit 2015 knappe Mehrheiten aus SVP und FDP möglich, im Ständerat beispielsweise solche aus CVP und CVP.
Das hat auch Vorteile: Der Nationalrat sorgt für Pluralismus in den Debatten, der Ständerat für Regierbarkeit des Systems.
Würde bundesweit der Doppelproporz eingeführt, wie er seit Neuestem in einigen Kantonen gilt, verlören Parteien wie SVP, SP, FDP und CVP Sitze, alle anderen gewännen solche.
Gewinnen würden wohl auch die Jungparteien, die so zu Mandate auf eigenen Listen kämen.
Das Abbild der Wählenden im Nationalrat wäre proportionaler, aber auch zersplitterter.