Nachgezählt: Wie man Ständeratspräsident wird

Auf keinen Fall sei man Nidwaldner. Denn noch nie schafft es jemand aus die-sem Stand an die Spitze der Kantonsvertretung im Bund. Am einfachsten ist man Waadtländer! 17 Politiker aus dem Lac-Léman-Kanton standen bisher dem Ständerat vor – eine einmalige Erfolgsgeschichte! Allerdings, mit nachlassendem Effekt, denn seit 1988 wurde kein Waadtländer mehr gewählt.

Dafür gab es in den letzten 20 Jahren drei Ständeratspräsidentinnen. Josy Meier, die Konservative aus Luzern, eröffnete 1992 den Reigen. Ihr folgen die Genfer Liberale Françoise Saudan und die St. Galler Freisinnige Erika Forster-Vanini.

Sofort wird auch ein Mann nicht Ständeratspräsident. Angepasst muss er sein, um den Rat nach Innen und Aussen vertreten zu dürfen. Die zweite Legislatur ist die früheste, um erfolgreich zu kandidieren, die dritte oder vierte sind die normalen.

54 Jahre zählen die Stöckli-PräsidentInnen bei ihrer Ehrung im Schnitt. Der Neuenburger Numa Droz war 1875 mit 31 Jahren die grosse Ausnahme. Auguste Pettaval, ebenso aus dem Neuenburgischen, war 1919 mit 74 der älteste, der es je schaffte.

Noch nie brauchten die StandesvertreterInnen mehr als einen Wahlgang, um ihren Präsidenten zu küren. Dabei ziemt es sich, sich selber nicht zu stimmen. So sind die 45 Stimmen des Zürcher Riccardo Jagmetti das absolute Maximum. Filippo Lombardi, der abtretende Vorsitzende, führte mit 39 Stimmen die Liste in umgekehrter Reihenfolge an.

Nicht übersehen sollte man eines: Der Ständeratspräsident muss zählen können – genau genommen zusammenzählen können. Denn auch diese Tradition ist jüngst etwas ins Wanken geraten. Demnächst soll Elektronik nachhelfen!

StänderatspräsidentInnen werden dann wieder etwas gewöhnlicher sein. So wie ihre KollegInnen aus der Volksvertretung. In der Hierarchie der PräsidentInnen werden sie hinter Bundes- und Nationalratspräsident wieder ganz offiziell die Nummer 3 sein. Dafür kann man sich auf dem hohen Stuhl im Ständeratssaal als Nachfolger des Vorsitzenden in der Tagsatzung fühlen, der Urinstitution der Eidgenossenschaft.

Gewisse Aussichten bestehen, nach der Wahl zum Ständeratspräsidenten poli-tisch aufzusteigen. 12 Ständeratspräsidenten wurden später Bundesrat. Alain Berset ist der letzte unter ihnen. Die Regierungsparteien haben ein Monopol bei der Präsidentenwahl. Am meisten Amtsträger hatte bis jetzt die FDP.Die Liberalen-Fraktion. Es folgt die CVP-Fraktion. Mit grossem Abstand kommt die SP-Fraktion als dritte, noch knapp vor der SVP.

Fünf Mal stellte die SVP bisher den Ständeratspräsidenten. Immer waren es Berner oder Bündner. Mit Hannes Germann ist es erstmals ein Schaffhauser.

In seiner Fraktion gilt der Auserkorene als Besonnener – bereits einmal wurde er als möglicher Bundesrat gehandelt. Der gelernte Lehrer garantiert für ein einwandfreies Einmaleins. Der frühere Journalist, weiss mit öffentlichen Erwar-tungen umzugehen. Der Mitfünfziger hat auch das richtige Alter und ist mit 11 Jahren im Ständerat erfahren genug, die Regeln der Kunst zu kennen, die im ersten Wahlgang zum Erfolg führen.

Wenn ich nirgends falsch gezählt habe!

Claude Longchamp