Frischgebloggt: Was uns die Zuger Wahlen lehren

Stabilität, Neumobilisierung und Wahlsiegerin GLP. Das sind die Stichworte der jüngsten kantonalen Wahl. Was bedeuten dies? Meine Kurzanalyse.


Quelle: wikipedia

Die Befunde
Die Wahlen im Kanton Zug sind vorbei. Stabilität in unseren Zeiten haben die Entscheidungen im Regierungsrat geprägt.
Auch im Parlament änderte sich wenig. Gerade 3 von 80 Sitzen wechselten die Partei: Der Mitte-Partei gehen zwei verloren, der SP einen. Bekommen werden zwei die Grünliberalen, einen die FDP.
Das bestätigen auch die Anteile an Wählenden. Gegenüber 2018 steigerte sich die GLP um 2.2%p, die FDP um 1%p und die ALG um 0.6%p. Das spricht für eine ökologischen und liberalen Mini-Trend.
Gestiegen ist vor allem die Wahlbeteiligung. Gemäss dem Politologen Sean Müller lag sie bei 44%. Das ist mehr als 2018 und für eine kantonale Wahl über dem Mittel.

Mobilisierungseffekte
Es wird im Kanton Zug keine statistische Analyse der Wählenden-Ströme geben, sodass man auf begründete Spekulationen angewiesen bleibt. Dass massiv Wählende die Partei gewechselt haben, ist unwahrscheinlich. Wahrscheinlich ist, dass alle von Neuteilnehmenden profitiert haben, wenn auch ungleich viel.
Die Blöcke rechts und links haben nun etwas geringere Wählenden-Anteile. Bei den Bürgerlichen ist das ein Minus von 1.4%p. Rotgrün wurde um 1%p kleiner. Zusammen sind das 2.4%p.
Fast gleich viel ist die GLP gewachsen. Marginal profitierten die übrigen Parteien.
Gemäss Panaschierstatistik hat die GLP fast alles auf GLP-Listen und der Blankoliste gemacht. Wenige Stimmen kamen von anderen Parteilisten, da am ehesten von der ALG, FDP und Mitte.

Wahlsieger GLP
Diese Bilanz ist nicht neu. Denn die GLP profitiert meist von Personen, die unter veränderten Wahltrends eine Chance sehen, dass ihre Stimme politisch etwas bewirken könnte. Das kommt bei jungen Menschen gehäuft vor, aber auch bei Parteiungebundenen im mittleren und höheren Alter gibt es das. Zudem zeigen Wechselwählerstatistiken aus anderen Kantonen, dass die GLP regelmässig etwas Stimmen aus dem grünen und liberal-bürgerlichen Lager bekommt.
Diese Erkenntnisse passen zu den Wahlergebnissen im Kanton Zug. Die GLP ist eine neue Kraft, die sich zwischen den Blöcken etablieren konnte. Diesmal hat sie ihre Abgeordneten sichtbar verjüngt. Viele Wählende anderer Parteien dürfte sie weder von rechts noch von links gewonnen haben. Aber Neuwählende dürften sie spürbar gewählt haben. Die Kandidatur für den Regierungsrat, die überraschend gut angeschnitten hat, dürfte da ein wichtiger Grund gewesen sein.

Polarisierung(sfrust) statt Klimawahl
Eine andere Geschichte betrifft die verringerten Blockstärken rechts und links. Auf der bürgerlichen Seite ist das für die jüngste Zeit nichts Neues. Auffälliger ist aber, dass auch Rotgrün schwindet.
Man kann das zunächst als Innerschweizer Phänomen sehen. Denn der grösste Verlust für Linksgrün war im Kanton Nidwalden, gefolgt vom Nachbarn Obwalden.
Doch gibt es auch eine zeitliche Auffälligkeit. Denn in allen kantonalen Wahlen 2022 wurde Rotgrün gemeinsam schwächer. Gewiss, die Grünen verloren dabei nur einmal, die SP immer.
Bisher dominierte die These, dass Verschiebungen von SP zu Grünen entscheidend waren. Vielleicht war das in Zug auch so. Wahrscheinlicher sind aber höhere Mobilisierungseffekte bei der ALG durch die gemeinsame Kandidatur für den Regierungsrat, die aus ihren Reihen kam.
Wichtiger als das erscheint mir aber, dass die Trends von 2019 abgeflacht sind. Beim Linksrutsch habe ich das schon mehrfach vermutet. Und vom Grünrutsch bleibt immer deutlicher vor allem die Stärkung der GLP übrig.

Claude Longchamp