So stark sind die Schweizer Parteien, wenn man nationale Umfragen und kantonale Wahlen kombiniert

Der Kanton Zürich hat gewählt. Das ist zwar nicht die letzte kantonale Wahl, aber ein prominenter Moment, um eine Bilanz zu Wahlen und Parteien in der Schweiz zu ziehen.


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Bisher lagen vor allem Umfragen zu nationalen Parteistärken vor. Demnach gewinnen GPS, FDP und GLP an Stärke. Die SP erscheint stabil, und es verlieren BDP, CVP und SVP.
Dieser Tage veröffentlichten «gfs.bern» und der «Tagesanzeiger» Zusammenstellungen zu den Wahlen nach Kantonen resp. nach Parteien. Auch das lässt bei geeigneter Gewichtung eine brauchbare Bilanz zu Parteistärken zu.

Differenzen sind gering, aber vorhanden. Das betrifft vor allem die SP, die in Wahlen besser abschneidet als in den Umfragen. Dafür gewinnen GPS und GLP in Wahlen weniger als in Umfragen, die SVP verliert mehr.
Das hat verschiedene Gründe: Auswertungen der kantonalen Wahlen erstrecken sich auf eine ganze Legislatur. Sie zeigen die mittelfristigen Trend in den Parteistärken. Umfragen sind stärker gegenwartsbezogen. Sie zeigen die kurzfristigen Verhältnisse.
In der US-Wahlforschung spricht man von «fundamentals», also grundlegenden Trends, und ihren Aktualisierungen, also ereignisabhängigen Einflüssen.
Das wichtigste kurzfristige Moment ist die politische Debatte zum Klima-Wandel. Sie setzte in der Schweiz mit der CO2-Beratung im Nationalrat resp. den Klimastreiks mit und nach dem WEF ein.
Man mag daraus allgemeinen Trends für den Wahlherbst ableiten. Veränderungen in den Parteistärken sind selbstredend durch Zürcher Phänomene überzeichnet. Sie können sich auch wieder einebnen.
Deshalb macht eine Kombination von Umfragen und Kantonsanalysen durchaus Sinn. Die aktuelle Einstufung der Parteien lautet:

. GPS (+19%p.), GLP (+1.0%) und FDP (+0.7%) gewinnen Wählende hinzu.
. Die SP (-0.1%p.) ist stabil.
. Es verlieren die CVP (-0.9%p.), BDP (1.0%p.) und SVP (-1.5%).

Die SVP bliebe bei den Nationalratswahlen 2019 wählerstärkste Partei. Die SP und die FDP würden die Plätze 2 und 3 behalten. Das würde auch für CVP und GPS als Nummern 4 und 5 gelten. Selbst wenn sie hinsichtlich der Stimmenstärker enger aufeinander folgen würden.

Claude Longchamp