Weshalb wer wen wählen will?

Wahlumfragen macht man nicht nur, um Parteistärken zu kennen. Wertvoller sind sie, wenn die Wahlgründe herausfinden. Hier mein Vorschlag.

Im SRG-Wahlbarometer beschreiben wir nicht nur die Parteistärken aufgrund einer Repräsentativ-Befragung. Wir klären auch die Gründe für aktuellen die Wahlabsichten. Dabei stützen wir uns auf das Trichtermodell der Wahlforschung. Wahlentscheidungen sind eine Folge des Meinungsklimas, des Personen- und Themenprofils der Parteien einerseits, der aktivierten Werthaltungen anderseits.

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Analysiert man das Partei für Partei kommt man zu folgender Einschätzung:

SVP-Wahl: Wer die SVP wählt, macht das am wahrscheinlichsten wegen ihrem Programm. Dabei geht es nicht mehr nur im Migrationsfragen, vielmehr bilden auch Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik die nachweislichen Ansatzpunkte innerhalb der eigenen Wählerschaft. Insbesondere die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Bevorzugung von Schweizer und Schweizerinnen auf dem Arbeitsmarkt und eine harte Politik gegenüber Arbeitslosen einerseits, Missbräuche im Sozialwesen wirken bei den Themenwählenden der SVP. Die Europa-Frage als explizites Thema taucht in unserer Analyse nicht (mehr) auf. SVP wählt man darüber hinaus auch, weil man es schätzt, wie sie den Wahlkampf führt. Nur mittelstark wirkt sich die Identifikation mit dem Parteipräsidenten aus. Etwa gleich wichtig sind Prädispositionen: der rechte Standpunkt, das Misstrauen in die Behörden und die Politik der Unabhängigkeit.

SP-Wahl: Auch bei der SP entscheidet das Programm – Steuergerechtigkeit und gesellschaftspolitische Fragen ziehen bei den Themenwählenden der SP am meisten. Allerdings, sie werden von Europa- und Migrationsfragen ergänzt. Da liegt für die SP, die sich hier heraushalten möchte, einiges drin. Auch bei der stärksten Linkspartei schafft die Art der Wahlkampfführung eine Identifikationsmöglichkeit. Mobilisierungskampagnen und selbstbewusste Position im rotgrünen Lager werden geschätzt. Personenorientiert ist die SP dagegen kaum – der Parteipräsident ist kein besonders starker Grund, die Partei zu wählen. Klar ist, dass man das macht, weil man links steht.

FDP.Die Liberalen-Wahl: Bei der FDP.Die Liberalen schafft der bisherige Wahlkampf die wirksamste Identifikation. Der zurückgekehrte Erfolg bei kantonalen Wahlen beflügelt die Partei. Programmatisch kann sie sich bei Wählern und Wählerinnen empfehlen, denen die Wirtschaftsentwicklung besonders wichtig ist, verbunden mit der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, der Sicherung der Europa- und der Finanzpolitik. Migrationspolitik kommt ebenfalls vor, allerdings nur noch schwach. Die Personenorientierung fällt recht gering auf, gleich auf mit dem Selbstverständnis, aus einer eher rechten Position die Partei zu wählen.

CVP-Wahl: Die Themen-Identifikation funktioniert neuerdings auch bei der CVP. Estimiert wird von den Themenwählenden der CVP der Einsatz für Arbeitsplätze, für Umwelt und Europa. All dies liegt noch vor der Familienpolitik. Geschätzt wird auch der bisherige CVP-Wahlkampf. Danach folgen die Identifikation mit dem Parteipräsidenten und eine offene Werthaltung gegenüber dem Ausland.

GPS-Wahl: Die GPS wird gewählt, weil sie eine konsequente Migrations-, Umwelt- und Energiepolitik betreibt. Positiv wirkt sich auch der Wahlkampf aus. Geschätzt wird die Partei bei linken und ökologischen Präferenzen. Die Parteipräsidenten und Parteipräsidentinnen sind dagegen unbedeutend für die Wahl der Partei.

GLP-Wahl: Die GLP empfiehlt sich bei ihren Themenwählenden wegen ihrer Umwelt- und Energiepolitik, beschränkt auch ihrer Position in der Europa-Frage und bei der sozialen Sicherheit gewählt. Ihr Wahlkampf wirkt sich ebenfalls positiv aus, wenn auch schwächer als bei den anderen Parteien. Positiv wirkt sich das Vertrauen der GLP-Wählende in die Behördenarbeit aus.

BDP-Wahl: Einfach ist das Muster, weshalb man nachweislich die BDP wählt. Die Ausländerpolitik, der eigenen Wahlkampf und das Vertrauen in die Behördenarbeit sind die drei nachweislichen Ansatzpunkte.

Mit anderen Worten: Die programmatischen Positionen der Parteien sind eindeutig am wichtigsten. Das ist nicht mehr nur ein Privileg der Polparteien, die sich wie die SVP oder die GPS hier langfristig profiliert haben. Vielmehr braucht es im Wahlkampf 2015 einen ganz bewusst gesetzten Themenmix, um Erfolg zu haben. Parteien, die sich hier verbessern, bekommen einen neue Chance. Bei der FDP sieht man das gegenwärtig am besten.