Philosophische Follower der Philosophen

via drunks-and-lampposts

Es gibt einige Stammbäume der Philosophie, neu existiert auch eine Followeranalyse der PhilosophInnen untereinander. Dank Methoden, die sich in Twitter-Analysen bewährt haben.

Man nehme die Wikipedia. Am besten die hochwertigste, englische Ausgabe. Man suche nach Philosophinnen, und man extrahiere den Term “beeinflusst von”. Daraus entsteht … eine Follower-Analyse – unter PhilosophInnen, die manvisualisieren kann, was Simon Raper auf dem Blog “Drunks¬Lampposts” geleistet hat.


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Gelesen wird das riesige Netzwerk wie folgt: Je grösser ein Knoten, desto einflussreicher die Person. Je näher zwei Punkte, desto direkter der Einfluss. Beispielsweise beginne man bei Immanuel Kant, der auf Georg Hegel wirkte, mit Folgen für grosse Denker wie Soren Kirkegaard, aber auch Karl Marx oder Friedrich Nietzsche. Damit nicht genug: Man kann auch bei Platon beginnen, genauso wie bei Achmad Sirhindi, Thomas von Acquin, Rene Descartes, David Hume, Gottfried W. Leibniz oder Jean-Jacques Rousseau. Geeignete Ausgangspunkte mit mehr Gegenwartsbezug sind Ludwig Wittgenstein, Jean-Paul Sartre, Michel Foucault, Noam Chomsky und viele andere.

Sicher, das ganze unterliegt Einschränkungen: Skizziert wird nur, was die englische Wikipedia festhält. Verzeichnet sich wurden auch bloss die direkten Einflüsse, von Philosoph zu Philosoph. Indirekte, beispielsweise von Platon auf die Gegenwart, die nicht über Aristoteles gehen, findet man nicht. Und schliesslich: Feine Verbindungen fallen der Uebersicht zum Opfer. Zudem haben frühe Vertreter der Philosophiegeschichte eine höhre Chancen, “gross raus” zu kommen, denn Gegenwartsphilosophen wie Jürgen Habermas oder Slavoj Zicek können per definitionem die gleiche Gefolgschaft entwickelt haben.

Und dennoch: Eine so komplette Uebersicht der Philosophiegeschichte, die einem rasch weithilft, wo man nicht selber Experte ist, kenne ich jedenfalls nicht.

Ein Fortschritt der visual data science, die mir Kenner und Können Martin Grandjean vermittelt hat! Und so frage ich, wann die erste Netzwerkanalyse der Politikwissenschft erscheint.

Claude Longchamp