Pro-Kampagne zur Personenfreizügigkeit: ein bisschen wie US-Wahlkampf auf dem Lande

Die Pro-Kampagne zur Personenfreizügigkeit wartet nicht, bis die Feiertage vorbei sind. Sie hebt bereits jetzt auffällig ab. Zum Beispiel mit Otto Ineichen, dem FDP-Nationalrat, der als Leader der BefürworterInnen den Abstimmungskampf in die richtige Richtung lenken soll.


Otto Ineichen, Typ “guter Unternehmer” ist Leader der Ja-Kampagne zur Personenfreizügigkeit

Wer kennt ihn nicht? Seine Firma trägt nur seinen Vornamen, und erst noch im Genitiv: “Otto’s” steht landesweit für zahlreiche Filialen des Surseers Unternehmers Otto Ineichen, der sich sich mit Günstigprodukten an untere und mittlere Einkommensklassen wendet. Und seit 2003 als FDP-Nationalrat im der Bundespolitik aktiv ist. Die Forschungsgruppe Sotomo sieht seinen Platz im Parlament leicht rechts der Mitte. Für einen FDPler ist der Luzerner Politiker eher gemässig modern. Für einen Schweizer Volksvertreter aber klar auf wirtschaftlichen Liberalisierung ausgerichtet.

Der Mann fürs Handfeste
In der Ja-Kampagne zur Personenfreizügigkeit spielt er diesmal die erste Geige: Er ist der volksnahe Mann fürs Konkrete, der direkt mit den StimmbürgerInnen reden soll. Denn er telefoniert landauf landab gegen die Gegner an.

Seine bisherigen Erfahrungen fasst er wie folgt zusammen: “Erstens bereitet die wirtschaftliche Situation vielen Leuten Sorgen. Zweitens verfängt die Angstmacher-Kampagne der Gegner.” Da hält er schon mal dagegen: “Jeder einzelne Punkt auf der Liste der Gegner entbehrt jeder Grundlage. Das haben die bisherigen Erfahrungen gezeigt. Die Ausländer zahlen mehr in die Sozialwerke ein, als sie kassieren. Die meisten sind jung, mobil und gut qualifiziert. Und einen Job erhalten sie nur, wenn ein Unternehmen sie engagiert.” Wer ins Nein tendiert, hält Ineichen mit folgenden Worten zurück: “Das Bankgeheimnis geriete bei einem Volksnein stärker unter Druck, Förderbeiträge würden gestrichen, die Exporte sinken, die Karten im Steuerstreit würden neu gemischt.”

Bei seinen Auftritten im SVP-Umfeld hat er begriffen, wie gut die Nein-Kampagne funktioniert: “Die Bauern haben Angst um den Milchpreis, die Chauffeure um ihre Jobs und die SVP-ler vor dem Rumänen an sich.” Deshalb sieht er die Exponenten der Partei in Politik und Wirtschaft gefordert: “Eine wichtige Rolle kommt auch Ueli Maurer zu. Als Bundesrat müsste er die Ja-Parole vertreten. Nächste Woche muss ich Christoph Blocher anrufen. Auch von ihm erwarte ich etwas. Seine Kinder, die in der Ems-Chemie engagiert sind, üben ebenfalls Druck auf ihn aus, wie ich höre.”

US-amerikanische Kampagnenvorbilder

Ein wenig wirkt das Ganze wir eine amerikanischer Wahlkampf auf dem Lande. Ein bewährter Exponent aus der Region wird unbelastet von seiner Partei für ein politisches Anliegen aktiv. Er wendet sich per Telefon direkt an BürgerInnen und Verantwortliche. Und die Medien begleiten ihn dabei. Das schafft Medienaufmerksamkeit, gibt Raum, um Botschaften unabhängig von Kampagneplattformen zu platzieren.

Publicity hat der Otto Ineichen im laufenden Abstimmungskampf schon einige erfahren. Denn alle wissen: Er beherrscht die einfach Sprache. Das ist für die Zielgruppenanspache entscheidend. Und keiner wäre glaubwürdiger, um die Botschaft zur wirtschaftlichen Kooperation der Schweiz mit der EU zu verkünden als der Chef des Günstigwaren-KMUs aus der Innerschweiz. Ganz gemäss seiner Eigenwerbung: Er bewegt garantiert!

Claude Longchamp

Alle Zitate von Otto Ineichen sind aus dem neueste Interview mit der Berner Zeitung