GLP und die politische Mitte sind die erwarteten Sieger der Zürcher Kantonalwahlen

Die GLP ist der erwartete Sieger bei den Zürcher Kantonalwahlen. Das geht aus dem Instrumentenvergleich von Wahlumfragen und Wahlbörsen hervor. Beide Messverfahren sehen in der Folge eine gestärkte Mitte hervorgehen, in der die Grünliberalen zum dominanten Partei würden.

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10 Tage vor Wahl dürfen in der Schweiz keine neuen Umfragen publiziert werden. Das verlangen die Richtlinien des Branchenverbandes der Umfrageinstitute. Sie gelten für demoskopische Instrumente, nicht aber für quasi-demoskopische. Deshalb wird es ab heute keine weitere Repräsentativ-Befragung zu den Kantonsratswahlen in Zürich geben, während die Wahlbörse bis zum Wahltag fortgesetzt werden wird. Brauchbare Instrumentenvergleich können damit nur jetzt gemacht werden.

Der grösste Unterschied zwischen Umfrage und Börse resultiert bei der SP. Die letzte Wahlbefragung gibt ihr gerundete 21 Prozent; die aktuelle Wahlwette 18 Prozent. Vor vier Jahren lag man effektiv bei 19,5 Prozent. Das ist genau in der Mitte der beiden Messwerte.

Auch bei der BDP gehen die Ansichten etwas auseinander. Die Börse sieht sie bei 4,5 Prozent und damit ganz nahe bei der entscheidenden 5 Prozent-Marke für den Einzug ins Parlament. In der Umfrage machten die BDP-Bekundungen genau 2 Prozent aus. Erwähnenswert ist schliesslich der Unterschied bei der EVP, die gleich wie die BDP in der Wahlwette besser abschneidet als in der Repräsentativ-Befragung.

Die Wahlbefragung von Isopublic, die Wahlabsichten eines Querschnitts misst, legt in der Trendbetrachtungen einen Meinungsumschwung nahe, der von einem Rechts- zu einem Linksrutsch führte. Als Grund dafür wird die Wende durch den Japan-Effekt angeben. In der Wahlbörse, die Erwartungshaltungen eruiert, findet sich davon wenig. Gewinn- und Verlusterwartungen schwanken nur wenig.

In einem Fall ist die Reihung der Parteien anders: Die Börsianer erwarten, dass die GLP die GPS knapp überflügelt; die Befragung geht von einem ebenso knappe Vorsprung der älteren auf die jüngeren grüne Partei aus. Faktisch geht es hier darum, wer sich als vierte Partei im Zürcher Kantonsparlament etablieren kann.

Politisch gesprochen erwarten die Börsianer eine klare Konzentration der Kräfte Richtung Zentrum, focussiert auf die GLP und die BDP. Die vier kleineren Parteien werden zusammen bei 26 Prozent gesehen. Das wären 8 Prozentpunkte mehr als vor vier Jahren. Damit würde man sogar die Linke (SP/Grüne) konkurrenzieren, die von 30 auf 28 sinken und sich die Rechte (SVP/FDP) von 46 auf 42 Prozent zurückbilden aber immer noch stärkster Block bleiben würde.

In der Umfrage ist die Abstufung klarer: 43 Prozent für die Rechte, 32 für die Linke und 21 Prozent für das Zentrum, abgesehen von 4 Prozent für Kleinstparteien. Die Wahlverlieren würde damit wiederum die Rechte, halten könnte sich aber die Linke und Gewinnerin wäre das Zentrum.

Welches Messinstrument 10 Tage vor der Wahl brauchbarer ist, wird man erst am Wahlabend entscheiden können. Bis jetzt schnitten Repräsentativ-Befragung vor Wahlen meist etwas besser ab.

Claude Longchamp