Auf zur neuen Wahlforschung!

Zum zweiten Mal in Folge werde ich im Herbstsemester 2010 an der Universität Zürich die Vorlesung zur Wahlforschung halten: eine grosse Herausforderung für einen Praktiker der Forschung im Tummelfeld der Theoretiker zu bestehen!

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Lichthof Hauptgebäude Uni Zürich, wo ich im Herbstsemester wieder unterrichten werde

Die erste Austragung der Vorlesung war ein voller Erfolg. Mehr als 50 Studierende kamen zu dieser (nicht-obligatorischen) politikwissenschaftlichen Veranstaltung. Ihr Feedback war überwiegend positiv. Gelobt wurden der gebotene Stoff, die Art der Präsentation während den Vorlesungsstunden, und der Bogen von der Theorie zur Praxis. Begeistert war man von den Bezügen zur Aktualität, zu Beginn der Stunden – wenn sie auch gelgentlich zu lange waren. Wie überhaupt, die Menge der Unterlagen und Themen, die angesprochen wurden wohl etwas zu gross waren.

Nun bekomme ich im Herbstsemester eine gute Gelegenheit, die Schwachpunkte anzugehen und die Starkpunkte auszubauen. Dafür habe ich den besten Prüfling der erster Runde, (Blogger) Simon Lanz, angestellt. Er überarbeitet gegenwärtig alle Unterlagen aus Sicht eines Lernenden.

Am 24. September beginnt die Vorlesung. Der Einstieg wird den Bundesratswahlen gewidmet sein, konkret der Frage, wie man sie gesamtgesellschaftlich analysieren, im politischen System verorten kann, und welche Beweggründe die ParlamentarierInnen die eine oder andere Kandidatur favorisieren lassen. Frischeres Material dafür kann man nicht haben.

Der erste Teil der anschliessenden Semesterveranstaltung wird den theoretischen Ansätzen gewidmet sein, wie sie in den verschiedenen Sozialwissenschaften entwickelt worden sind, um die Ausprägung von Parteiensystem zu untersuchen, ökonomische und psychologische Elemente im Wahlverhalten zu bestimmen, und die Transformation von Wahlkämpfen in der sich abzeichnenden Mediengesellschaft zu bestimmen.

Der zweite Teil wird sich mit der doppelten Praxis beschäftigen: der Grundlagenforschung einerseits, die von UniwissenschafterInnen betrieben wird, um sich bestehende Theorie zu testen, und der Anwendungsforschung anderseits, die mit dem Zweck betrieben wird, die im vielfältiger werdenden Realitäten zu untersuchen. Dabei werde ich mich, anders als das erste Mal, nicht fast ausschliesslich auf Wahlen, Wahlkämpfe und Wahlentscheidungen konzentrieren, sondern, ausgehend vom Schweizer Beispiel, Abstimmung und Wahlen etwa gleichwertig behandeln. Der Ausblick wird den Wahlen 2011 gewidmet sein: der Neubestellung des Parlamentes und – nicht zu vergessen, der Regierung!

Ich freue mich auf die grosse Herausforderung, eine zeitgemässe, spannende und fliessende Vorlesung an der Universität Zürich halten zu können.

Claude Longchamp