Eigenverantwortung statt Eigennutzen

Die kulturkritische Debatte zu den zukünftigen Werten der Führungskräfte in den Unternehmen wird auch in der Schweiz immer deutlicher. Symptom hierfür ist die jüngste Sonderbeilage “Weiterbildung und Karriere” der Neuen Zürcher Zeitung.

“Eigenverantwortung statt Eigennutzen”, das könnte man als Titel über den Extrabund in der heutigen NZZ setzen. Das wird angesichts der öffentlichen Kritik am Shareholder-Value-Denken und -Handeln insbesondere in Banken bald schon zum Programm.

Einleitend zur Beilage kritisieren Doris Aebi und René Kuehni den erfolgten Kulturwandel insbesondere in der Finanzbranche. Ursache der Krise sei eine vom angelsächsischen Investment Banking beeinflusste, auf kurzfristigen Erfolg und persönliche Gewinnmaximierung ausgerichtete Mentalität. Das dichte Netz an Informationstechnologie haben dieser Veränderung global gefördert und die Bedeutung nationaler Regulatoren relativiert.

Jetzt, wo die sich selbst erzeugende Blase geplatzt sei, suche die Wirtschaft, von wütenden Kunden, enttäuschten Aktionären und verunischerten ArbeitnehmerInnen getrieben, nach einem neuen Aufbruch. Denn die Führungskräfte der Zukunft müssen einen radikale Erneuerung, die kulturelle Gegenrevolution bringen.

Dialog, Exzellenz und Aufmüpfigkeit werden als neue Leitwerte in der Ausbildung von Führungskräften empfohlen. Die Manager der Zukunft müssten eine Kultur des Vertrauens entwickeln, Gestaltungsfreiräume ermöglichen und Entwicklungsmöglichkeiten zulassen, um von der Dominanz monetärer Anreize wegzukommen.

Die beiden InhaberInnen eines Unternehmensberatungsbüros in Zürich fordern, dass Firmen Leute an ihre Spitze berufen, die Eigenverantwortung von Eigennutzen setzten, nicht der nun bekannten Gier, sondern dem unternehmerischen Interesse folgten und damit die langfristige gedeihliche Entwicklung von Unternehmen ermöglichten.

Der Aufruf aus einer liberalen, wenn auch erneuerten Sicht leuchtet durchaus ein!

Claude Longchamp