Noten für DozentInnen

Ab dem kommenden Herbstsemester befragt die Leitung der Universität Zürich die Studierenden zur Qualität ihrer Veranstaltungen online. Vorerst geschieht dies nur an einzelnen Instituten. Innert zwei bis drei Jahren sollen diese Umfragen jedoch an allen Bachelor- und Masterstudiengängen folgen.

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Das “wie” einer Veranstaltung an der Uni Zürich soll inskünftig vermehrt aus Sicht der Studierenden zum Thema werden.

Dozierende und Studierende sollen nicht nur über das jeweilige Fachgebiet miteinander ins Gespräch kommen, sondern auch darüber, wie der Stoff vermittelt wird. Bewertet werden soll inskünftig, ob der Stoff nachvollziehbar präsentiert wurde, ob die Veranstaltung lebendig gestaltet war, ob der/die DozentIn gut vorbereitet war, und ob er/sie sich persönlich engagiert hat.

Die Noten für DozentInnen werden anonymisiert gesammelt, und das Mitmachen seitens der Studierenden ist freiwillig. Das soll schlechte Benotungen von StudentInnen bei Prüfungen als Folge ihrer Bewertungen für ihre DozentInnen verhindern.

Verhindert wird vorerst auch, dass die entstehenden Ranglisten der DozentInnen publik werden. Denn anders als bei den weltweiten Bewertungen der Universitäten, wird man nicht erfahren, wer der/die beste ProfessorIn an der Hochschule ist.

Zu erwarten ist allerdings, dass es bald schon einen Graumarkt-Bereich für entsprechende Informationen geben wird, wie man ihn etwa bei Spitalbewertungen schon länger kennt. Namentlich die Top-positionierten in Rankings sind deren besten Multiplikatoren. Früher oder später entstehen daraus Ranglisten, die öffentlich zugänglich gemacht werden. Zu erwarten ist dies nicht zuletzt auch, weil der Druck durch unkontrollierbare Ratings wie www.meinprof.ch immer stärker werden dürfte.

Zürich ist mit dem Projekt der Benotung von DozentInnen nicht Trendsetter in der Schweiz. In Fachhochschulen sind solche Rankings schon länger bekannt, an den Universitäten St. Gallen, Freiburg und Lausanne sowie an der ETH gibt es sie ebenfalls schon. Bern, Basel, Genf, Neuenburg und Luzern kennen das Instrument indessen noch nicht.

Claude Longchamp