Bundesratswahlen: Rösti ist der Favorit, doch mit wem kommt er auf welches Ticket?

Albert Rösti schafft die Nomination als Bundesratskandidat der SVP. Mit wem er auf dem Ticket stehen wird, hängt davon ab, wie viele Bewerber ins Rennen geschickt werden. Hans-Ueli Vogt und Werner Salzmann sind die aussichtsreichsten Herausforderer des Favoriten. Das jedenfalls ergibt mein Rating für die Nachfolge von Bundesrat Ueli Maurer.

Denkbare KandidatInnen
Fünf KandidatInnen für die Nachfolge von Bundesrat Ueli Maurer sind in den Ring gestiegen, drei kann man favorisieren, zwei sind kaum mehr als AussenseiterInnen.
Das machte auch die heutige Delegiertenversammlung der SVP Schweiz deutlich: Albert Rösti, Werner Salzmann und Hans-Ueli Vogt nutzten die Gunst der Stunde, um sich vor Ort beim Parteivolk zu empfehlen. Michèle Blöchliger und Heinz Tännler waren vielsagend abwesend. Vorabgeklärt ist damit das denkbare Feld der Bewerbungen.

Wichtige Faktoren der Bundesratswahl, angewandt auf die fünf KandidatInnen der SVP

Grün=Plus (*), Gelb=Neutral, rötlich=Minus (-*)
Tabelle anclicken, um sie zu vergrössern

1, 2 oder 3 Nominationen
Die grösste Unsicherheit besteht vorerst in der Frage, wie viele Nominationen die Parteigremien aussprechen.
. Eine Einer-Nomination würde die Wahlfreiheit der Bundesversammlung stark einschränken; es könnte zu Trotzreaktionen und einer unübersichtlichen Wahl mit Nicht-Nominierten kommen.
. Sollten gar drei Namen auf dem Ticket sein, gibt die Partei Steuerungsmöglichkeiten auf, kann aber unliebsame Priorisierungen vermeiden.
. Bei zwei Nominationen dürfte wohl einer der beiden Berner über die Klippe springen müssen. Denn es ist zu erwarten, dass minimal ein Berner und ein Zürcher in die Endausmarchung geschickt werden.
Parteipräsident Chiesa gibt sich vorsichtig, ist aber selbst für ein Dreier-Ticket offen.

Meine Liste mit Plus- und Minus-Punkten
Unabhängig von solchen Spekulationen habe ich versucht, denkbare Kriterien zu sichten, die KandidatInnen zu bewerten und Bilanz zu ziehen. Entstanden ist so eine Liste mit vorerst 19 Indikatoren, entlang denen Pluspunkte für eindeutige Stärken, aber auch Minuspunkte für klare Schwächen verteilt wurde. Eher neutrale Bewertungen führten weder zum Einen noch zum Andern.

Röstis Profil
In meiner Rangliste kommt Albert Rösti vorerst auf 12 von 19 Punkten, Werner Salzmann und Hans-Ueli Vogt schaffen je 8. Die beiden AussenseiterInnen bleiben letztlich nahe bei Null.
Albert Rösti ist gemäss meinem Rating der eindeutige Favorit. Andere Abklärungen haben durchwegs dasselbe ergeben.
Meine Analyse sagt zusätzlich warum. Rösti hat zahlreiche relevante Stärken:
Er ist Nationalrat mit 11 Jahren Ratserfahrung. Er hat Regierungserfahrung (wenn auch nur auf Gemeindeebene), während 8 Jahren als Gemeindepräsident. Der Berner kommt aus einem Kanton mit hoher SVP-Tradition im Bundesrat. Er ist im richtigen Alter und hat das gerade in der SVP chancenreichere Geschlecht. Als Politiker ist er ein Generalist, von der Energie- bis Gesundheitspolitik bewandert. Das macht ihn für mehrere Departement interessant.
Rösti war nationaler Parteipräsident, hat ein grosses Netzwerk und gilt als verträglicher Mensch. Blocher braucht er nicht zwingend. Sein Mentor hieß stets Adolf Ogi.
Schwächen sind seine hohe Verflechtung mit Interessengruppen, wodurch seine Unabhängigkeit leiden kann. Das wird sicher von links, wohl auch von ganz rechts zum Thema werden. Schliesslich hat er mit Werner Salzmann einen direkten Konkurrenten aus dem gleichen Kanton – ein Nachteil.
Doch dürfte man mit einem solchen solchen Profil sowohl in der Findungskommission, der Fraktion und in der Bundesversammlung chancenreich sein.

Das Profil seiner Herausforderer
Werner Salzmann weist ein ähnliches Setting auf. Er ist aber älter, eher Armeespezialist als Generalist. Seine Exekutiverfahrung im Gemeinderat von Mülchi liegt Jahre zurück. Parteiintern dürfte das kein Nachteil sein, in der Bundesversammlung empfiehlt er sich damit aber weniger als der Favorit.
Hans-Ueli Vogt ist da eine Alternative. Er kommt aus Zürich, ist Professor, Intellektueller mit Netzwerk, von Interessengruppen aber unabhängiger. In seinem Kanton hat er bei dieser Wahl keine Konkurrenz zu befürchten, denn die Tenöre sagten alle ab, bis er sich als Ausweg präsentieren konnte.

Der Ausblick
Ich denke, Rösti schafft mit diesem Vergleich die Nomination. Wer bei einem Zweier-Ticket folgt, bleibt offen.
Salzmann den Nachteil, wohl der “zweite” Bern zu sein. Bei einem Dreier-Ticket sind beide Herausforderer drauf. Alles andere macht bei dieser Aufstellung keinen Sinn.
Erfahrungsgemäss ändert aber die Dynamik, wenn die Nominationen feststehen und die anderen Fraktion in der Bundesversammlung in die Wahl eingreifen. Ich werde dann nochmals eine Bewertung vornehmen.
Gerne nehme ich jetzt schon Kommentare entgegen.