Profitieren die BundesrätInnen von der Finanzkrise?

Hans-Rudolf Merz (FDP) vor Doris Leuthard (CVP) und Eveline Widmer-Schlumpf (BDP). So lautet die Reihenfolge unter den BundesrätInnen, die in Zukunft eine grössere Rolle spielen sollten. Das jedenfalls geht aus dem neuesten Politbarometer hervor, das Isopublic für die Sonntagszeitung erstellt hat. Auf den folgenden Plätzen folgen Micheline Calmy-Rey (SP), Moritz Leuenberger (SP), beide vor dem neuen SVP-Bundesrat Ueli Maurer. Schlusslicht bildet Pascal Couchepin (FDP). Im Zeitvergleich wird klar: Fast von allen Bundesrätnnen wünscht man sich, dass sie inskünftig ein wichtige Rolle spielen.

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Eine wichtige Frage bleibt in der Isopublic-Befragung offen: Wie wirkt sich die aktuelle Bonus-Debatte in der Oeffentlichkeit auf das Ansehen der BundesrätInnen bei Wählerinnen und Wählern aus?

Die drei Erstgenannten polarisieren kaum. Drei Viertel wünschen sich, dass sie in Zukunft ein wichtige Rolle in der Politik einnehmen; ein Sechstel denkt das Gegenteil. Bei den drei Folgenden verschieben sich die Verhältnisse auf ungefähr zwei zu eins. Sie werden eine Stufe kritischer beurteilt. Im Negativen ist die Bilanz von Pascal Couchepin, denn er hat unter den Stimmberechtigten mehr GegnerInnen als BefürworterInnen.

Micheline Calmy-Rey ist dabei mit 96 Prozent Antworten, welche die 1231 repräsentativ ausgewählten SchweizerInnen in den drei Wochen vor der Volksabstimmung über die Personenfreizügigkeit gegeben haben, die bekannteste PolitikerIn, Ueli Maurer, mit 90 Prozent, der unbekannteste.

Die interessanteste Beobachtung betrifft die zeitliche Entwicklung der Einschätzungen. Fast alle BundesrätInnen haben sich seit Beginn der Finanzkrise verbessern können. Im Oktober 2008 kann sie, mit Ausnahme von Doris Leuthard, die praktisch unverändert beurteilt wird, weniger gute Werte. Den grössten Sprung nach vorne machte der jetzige Bundespräsident Hans-Rudolf Merz, bis zu den Wahlen 07 meist an 5. Stelle platziert. Mit +21 Prozentpunkte innert gut drei Monaten schaffte er, nach seinem Kollaps, eine spektakuläre Rückkehr.

Die Sonntagszeitung würdigt in ihrem Kommentar das bundesrätliche Engagement zur Bewältigung der Finanz- und Konjunkturkrise. Man habe das 68 Milliarde schwere Rettungspaket für die UBS geschnürt, und in zwei Etappen die Konjunktur mit verschienen Massnahmen, die 3 Milliarden Franken Wert seien, gestützt. Schliesslich sei man im Kreise der Bundesregierung bereit, das Aktienrecht stärker zu verschärfen, als es ursprünglich vorgesehen war. Damit habe man den Volksnerv getroffen.

Die Krise, die von den Finanzmärkten ausgegangen ist, lässt die Politik ansehensmässig profitieren. Das jedenfalls suggeriert die sonntägliche Publikation des Isopublic-Umfrage.

Claude Longchamp

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