Wer wie genau war, bei der Prognose der deutschen Bundestagswahlen

Ueber das Prognose-Tool PollyVote_de habe ich schon vor den deutschen Bundestagswahlen berichtet. 2013 durchlief es sein Probephase – und bestand sie, wenn auch nicht ganz problemlos. Mein Bericht.

Wäre es nach den verschiedenen Wahlbörsen gegangen, wäre die AfD in den Bundestag gelangt und die FDP drin geblieben. Das war gleich gleich zweimal falsch. Bei der AfD lagen die Prognosemärkte als einzige daneben, bei der FDP gerieten alle Prognoseverfahren bei den diesjährigen deutschen Wahlen in Schwierigkeiten.

Nun kann man Vorhersagen nicht auf die Frage reduzieren, wer der Eintrittsschwelle in den deutschen Bundestag scheitert resp. sie überwindet. Das ist zwar qualitativ von Belang, doch gehen alle Prognoseverfahren quantitativ vor. Fairer ist es deshalb, sie daran zu messen, wie gross mittlere Abweichung bei allen Parteien ist.

PollyVote hat denn auch die quantitative Güte der verschiedenen Tools im Nachhinein verglichen. Ergebnis:

. Prognosemärkte waren am ungenauesten;
. etwas besser waren ExpertInnen;
. noch präziser waren Umfragen und
. am geeignetsten, die Wahl vorauszusehen, waren Modellrechnungen.

PollyVote ging noch darüber hinaus. Im Claim der Plattform heisst es, “Prognosen gut kombiniert”. Will heissen: Am besten ist der Mix aus der vier genannten Verfahren. In der Tat wurde das Versprechen eingelöst, denn noch einen Hauch besser als die Modellrechnungen war PollyVote selber.

Damit bestätigt sich in Deutschland, was in sich in der amerikanischen Wahlforschung vor kurzem eingebürgert hat. Statt auf eine Umfrage zu achten, schaut man auf alle. Statt Umfragen alleine beizuziehen, lässt man sich von allen serösen Instrumenten beraten.

Der mittlere Fehler dieses doppelten Kombis beträgt 0,97 Prozentpunkte pro Partei. Das Hauptproblem betrifft die CDU/CSU, gefolgt von den Grünen. Erst dann kommen die FDP und die AfD an die Reihe. Weitgehend unproblematisch waren die Einschätzungen von von PollyVote bei der SPD, den Piraten und der Linken.

Alles klar? Wie immer bei solchen Aggregatoren, die vom Schnitt ausgehen, sind einige Teilinstrumente ungenauer resp. genauer als das Mittel. Am genauesten von allen war die Website “election_de“. Denn sie lag praktisch überall richtig; mittlerer Schätzfehler: sensationelle 0,1 Prozent pro Partei.

Das Dumme nur: Die Statistiker dahinter verraten fast nichts, wie sie vorgegangen sind. Man erfährt nur, dass sie die zitterhaften Umfragen mit den langfristigen Trends kombinieren, und über die Wahlkreise vorgehen, um die Parteistärken zu prognostizieren. Wie genau das geht, bleibt ihre Mysterium.

Claude Longchamp