Elektorenstimmen verteilen

Sechs Prognosen für die Elektorenstimmen bei amerikanischen Wahlen folgt der ElectoralCollegeCalculator bei den US-Präsidentschaftswahlen 2012. In ihren Einschätzungen differieren die Vorhersagen graduell; alle haben sie aber Präsident Barack Obama vorne. Eine Uebersicht.

ElectoralCollege nennt man die Versammlung der Elektoren, denen die Wahl des amerikanischen Präsidenten obliegt. Bestimmt werden sie in den einzelnen Bundesstaaten. Deshalb sagen nationale Umfragen oder gleichwertige Analysen nicht alles Nötige aus.

Spezialisiert auf die Berechnung der Elektorenstimmen hat sich die Website “ElectoralCollegeCalculator“. Man kann sie auf mehrere Arten nutzen; um seine eigene Prognose zu machen, und um die relevante Forecastings zu konsultieren.


Vier Karten: ElectoralVote (aktuell identisch mit FrontloadingHQ und RealClearPolitics, FiveThirtyEight, PrincetonElection und ElectionProjection, sortiert nach Vorteil Obama (Grafiken anclicken um sie zu vergrössern)

Sechs Basis-Prognosen listet der ElectoralCollegeCalculator permanent auf. 60 Tage vor der Wahl sehen alle sechs Amtsinhaber Barack Obama vorne. Es variiert jedoch der Vorsprung, denn ausgewiesen werden zwischen 285 und 332 Stimmen für ihn.

Uebersicht über die Projektionen der Elektorenstimmen für Obama und Romney gemäss den sechs führenden tools:
332:206 ElectoralVote
332:206 FrontloadingHQ
332:206 RealClearPolitics/NoTussUp
317:221 FiveThrityEight/NewYorkTimes
309:229 PrincetonElectionProjection
285:253 ElectionProjection

Die Unterschiede in den Stimmenzahlen haben einen Grund: Die Methoden der Zuordnung sind nicht einheitlich. Das hat zur Folge, das namentlich die Elektorenstimmen in Florida (29) und Ohio (18) konträr verteilt werden.

Solche Unsicherheiten der Bestimmung haben dazu geführt, dass andere Monitor ganz auf Zuordnungen unsicherer Stimmen verzichten. Am radikalsten geschieht dies bei 270towin, einer ebenfalls auf diese Frage spezialisierter online-Plattform. Hier hat Obama 201 sichere Stimmen, und Romney bringt es auf 191. Uneindeutig sind 146. Namentlich sind das jene von Nevada, Colorado, Iowa, Wisconsin, Michigan, Ohio, Pennsylvania, New Hampshire, Virgina, North Carolina und Florida.

Uebersicht über die Verteilung der Elektorenstimmen mit explizit unsicheren Zuordnungen nach tool:
247:191 (100) Huffinton Post (Co, Io, Wi, In, WV, NC, Fl)
225:191 (122) Karl Rove (Nv, Co, Io, Wi, Mi, Oh, Va, NC, Fl)
221:191 (126) RealClearPolitics (Nv, Co, Io, Wi, Mi, Oh, NH, Va, NC, Fl)
201:191 (146) 270towin (Nv, Co, Io, Wi, Mi, Oh, Pa, NH, Va, NC, Fl)

Karl Rove, früher Präsidentenberater von George W. Bush und eigentlicher Promotor solcher Detailanalysen, wartet dabei mit einer weiteren Spezialität auf. Er unterscheidet selbst die Sicherheit der Stimmenverteilung je Kandidat, und er glaubt im zu Ende gegangenen Vorwahlkampf erkannt zu haben, dass gerade die weiche Unterstützung für Präsident Obama zurück gegangen sei resp. eine offene Situation häufiger vorkomme als dies noch vor kurzem der Fall war. Damit steht er allerdings recht alleine da, denn die meisten anderen Analysen sehen in den relevanten battleground states Obama unverändert in Front.


(Grafik anclicken, um sie zu vergrössern)

Freude haben übrigens die meisten Schweizer Zeitungen an der offenen Situation, stützen sie sich doch in der Regel auf solche Uebersichten. Das verheisst Spannung – fast mehr als nötig, könnte man bemerken!

Claude Longchamp