Voranalysen der Zürcher Kantonsratswahlen 2011 im Vergleich

In vier Wochen wählt Zürich, der bevölkerungsreichtste Kanton der Schweiz, sein Parlament neu. Was sagen die Analysen zu Wahlabsichten und Gewinn-/Verlust-Erwartungen einen Monat vor dem entscheidenden Moment?

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Wird am kontroversesten eingeschätzt: BDP gemäss Wählbörse Sieger, gemäss Wahlbefragung irrelevant

Die Börse auf “Wahlfieber” ortet 30 Tage vor der Wahl zwei Sieger: die BDP und die Grünliberalen. Sie liegen, abgesehen von Tagesschwankungen, bei 5 resp. 8 Prozentpunkten. Bei der BDP sind das lauter Gewinne, denn die Partei tritt in Zürich erstmals zu Wahlen an. Bei der GLP, der zweitjüngsten Partei würde das ein Plus von 2 Prozentpunkten bedeutet.

Bei der FDP des Kantons Zürich ist an der Wahlbörse von Stabilität die Rede. Wie bei letzten Wahlen wir ein Wert von 16 Prozent erwartet. Erheblich wären die Rückgänge bei SVP und CVP, beschränkt bei Grünen, EVP und SP, wen die Wettgemeinschaft Recht hat.

Faktisch erwartet man bei den Börsianern, dass es unter den kleinen Mitte-Parteien eine Umgruppierung gibt, während die Linke und Rechte etwas schwächer würde.

Dem widerspricht die bisher einzige Wählerbefragung, von Isopublic für verschiedene Zürcher Medien realisiert. Sie hielt vor drei Wochen einen Rechtsruck fest, mit Gewinnen insbesondere für die SVP. Die GLP hätte gehalten oder leicht zugelegt, die FDP wäre stabil. Kaum messbare Gewinne würden für die BDP resultieren.

Verluste in den frühen Wahlabsichten gab es für die EVP, in beschränktem Masse auch für die Grünen, die CVP und die SP. Hier werden auch Angaben für die Kleinparteien gemacht, die gleich blieben, oder wie die AL minimal zugelegt hätte.

Beide Instrumente sind nicht gleich: Die Wahlbefragung versucht, anhand eines repräsentativen Ausschnitts aus der Bevölkerung, Aussagen über die jeweils aktuellen Entscheidungen zu eruieren, während die Börse Erwartungshaltungen über Gewinne und Verluste unter Wettfreudigen vergleicht.

Internationale Erfahrungen zeigen, dass beide Instrumente in der Regel besser sind als ExpertInnen-Urteile oder Schätzgleichungen, die Wirtschaftslage, Regierungspopularität und ähnliches modulieren. Welche von beiden Tools das bessere ist, kann man nicht generell feststellen, nur fallweise überprüfen.

Claude Longchamp