Stadt Zürich: Rotgrün baut Mehrheit im Stadtrat aus, wird im Gemeinderat aber von glp gestoppt

Im Zürcher Stadtrat, der Regierung der grössten Schweizer Stadt, legt Rotgrün zu: Die SP sichert ihre 4 Sitze, und die Grünen gewinnen einen hinzu. Diesen verliert die FDP, neu mit zwei Vertretern im Stadtrat. Die CVP behält ihren Sitz.

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Die neugewählten Stadträte: André Odermatt (SP), Claudia Nielsen (SP) und Daniel Leupi (Grüne)

Auch nach 20 Jahren Opposition scheiterte die SVP mit ihrem erneuten Versuch, wieder in die Stadtregierung einzuziehen. Ihr beiden Vertreter landeten auf den Plätzen 11 und 12, deutlich von der Hürde für den Einzug in die Regierung entfernt. Vor ihnen liegt noch Urs Egger von der FDP, der bestrebt war, den dritten Sitz der FDP nach dem Rücktritt von Kathrin Martelli zu sichern. Er erreichte das absolute Mehr knapp, schied aber als Ueberzähliger aus.

Der SP gelang es, ihre bisherige Sitzzahl zu halten. Neu gewählt wurden André Odermannt und Claudia Nielsen. Sie komplettieren das SP-Quartett mit Stadtpräsidentin Corine Mauch und dem Bisherigen Martin Waser. Bei den Grünen schaffte Ruth Genner die Wiederwahl glatt, und neu wird ihre Partei auch durch Daniel Leupi im Stadtrat vertreten sein. Damit erneuert sich das rotgrüne Regierungsbündnis personell stark. Bei der FDP und CVP werden die drei Bisherigen Martin Vollenwyder und Andreas Türler resp. Gerold Lauber bestätigt.

Ergebnisse und “Prognosen”
Im Vorfeld der Wahl spekulierte der Tages-Anzeiger über die künftige Zusammensetzung. Ein bürgerlichen Wende schloss er angesichts der eher oppositionellen SVP-Kandidaten richtigerweise als wenig wahrscheinlich aus. Darüber hinaus erwog ihr Kommentator drei Szenarien: den Status Quo mit 5 rotgrünen und 4 bürgerlichen VertreterInnen, das Gleiche, aber mit einer Gewichtsverlagerung von der SP zu den Grünen und den Ausbau der rotgrünen Mehrheit.

Jetzt zeigt sich, dass das dritte Szenario richtig gewesen wäre. Widerlegt wird damit die Prognose des Tages-Anzeigers, entwickelt aufgrund einer repräsentativen Stadtbefragung. Diese legte zwar auch einen Sitzgewinnen für die Grünen nahe, doch gingen die Medienleute davon aus, dass er zulasten der SP gehen würde. Nun verliert die FDP verliert einen Sitz an die Grünen. Die Differenz resultiert aus dem Zeitpunkt der Erhebung, einen Monat vor der Wahl gemacht, und der journalistischen Ueberinterpretation als Prognose.

Hauptergebnisse bei Gemeinderatswahlen
Bei den Gemeinderatswahlen sind die Grünliberalen die grossen Gewinnerinnen. Mit einem WählerInnen-Anteil von 9,8 Prozent etablierten sie sich als 5. stärkste Partei. Gëgenüber der letzten Wahl legten sie um satte 7 Prozentpunkte zu. Leicht gewonnen haben auch die Grünen (neu 11,4 %, +0,5 %pkte.) und die Alternative Liste (4,2%; +0,5%pkte.). Verluste gibt es für die SP (30,3%;-3,4%pkte.), die aber grösste Stadtpartei bleiben. Ebenfalls schwächer als vor vier Jahren abgeschnitten haben die CVP (5,7%, -2,4%pkte.), die EVP (3,1%; -1,4%pkte.) in der Mitte, die FDP (14,0; -1%pkt.) im bürgerlichen Lager und die SD (1,9%; -0,6%pkte.). Praktisch gleich stark geblieben ist die SVP (18,6%, +0,2%pkte.).

Damit sind die Grünliberalen die eigentliche Sieger der Parlamentswahl. Sie sind neu mit 12 Sitzen im 125köpfigen Stadtparlament vertreten und für die Mehrheitsbildung entscheidend.