Noch schwankt “20 Minuten“, wenn es um Umfragen aus dem gfs.bern geht. Sohat die Redaktion nachgehakt. Bei der KollegeInnen-Konkurrenz. Was dabei herauskam, überrascht auch mich!
Quelle: St. Galler Tagblatt
“Wer die Schweizer Politologieprofessoren nach der Glaubwürdigkeit von Claude Longchamp und seinen Studien fragt, kommt schnell zum Schluss: Claude Longchamp ist zwar keineswegs unumstritten. Die Fehler bei der Minarettabstimmung aber, so der Tenor der Experten, liege weniger an Longchamps Fähigkeiten, als dass es die Grenzen solcher Demoskopie-Prognosen aufzeige.
Michael Hermann, Sozialgeograf an der Uni Zürich, sagt: «Es ist einfach sehr schwierig, das Verhalten von Menschen vorauszusagen.» Georg Lutz, Professor für Poltikwissenschaft an der Uni Bern, meint: «Ich sage nicht, dass jemand besser Prognosen machen kann. Ich sage aber, dass man sich der Grenzen solcher Umfragen besser bewusst sein muss.»
Deshalb nehmen die Politikwissenschaftler auch die Medien in die Verantwortung. Besonders das Schweizer Fernsehen, welche die Untersuchungen bei Longchamp jeweils bestellt, muss Kritik einstecken. «Die SRG verkauft Longchamps Umfragen, die nur Bestandesaufnahmen sind, als Prognose», sagt die Politologin Regula Stämpfli.
Dies sei eine zeitlang gut gegangen, weil die Umfragen den Abstimmungsergebnissen mehr oder weniger entsprachen. «Jetzt rächt es sich, dass beim Fernsehen der Unterschied zwischen Umfrage und Prognose nie zum Thema gemacht wurde», meint Stämpfli.
Der Genfer Politologieprofessor Simon Hug vermutet, dass auch Longchamp damit nicht immer glücklich ist: «Ich habe das Gefühl, dass er oft gedrängt wird, mehr zu sagen, als er eigentlich kann.» Auch Hermann nimmt Longchamp in Schutz: «Er hat vor der Minarettabstimmung gewarnt, dass gerade diese Kampagne einen ungewöhnliche Dynamik habe.»
Die Medien hätten diesen Einwand aber kaum beachtet und lediglich die nackten Zahlen weitergegeben. Und weil Longchamp der einzige sei, der Prognosen abgebe, sei er auch der einzige, der Prügel beziehe, wenn sie daneben gingen.
Wirklichen Anlass zur Kritik gibt bei Claude Longchamp nur eine Sache: Die mangelnde Transparenz darüber, wie seine Umfrageergebnisse zustande kommen. Besonders dezidiert kommt die Kritik von den Universitätsprofessoren Simon Hug. Er meint: «Es ist fragwürdig, dass Longchamp seine Datenbasis und seine Methodik nicht veröffentlichen muss, obwohl die Umfragen von der SRG und damit mit öffentlichen Geldern finanziert werden.» In den USA und Frankreich würden Umfragedaten deshalb öffentlich gemacht.
Wenn die Daten offen lägen, würde man Longchamps Methodik nachvollziehen können, so Hug. «Es würde eine Debatte unter Politologen entstehen, dank der Fehler beseitigt und das System verbessert werden könnte.» Kann man der heute veröffentlichten Nachanalyse also trauen? «Ja», meint Regula Stämpfli: «Claude Longchamp bleibt ein solider Berufskollege, da man von ihm weiss, dass er aus Fehlern nicht nur viel lernt, sondern dann auch wirklich qualitativ Besseres herausbringt.»
Hierzu habe ich zwei Wünsche:
1. Eine Umfrage per se ist keine Prognose. Denn nur unter der Annahme, dass alle eine Meinung haben und diese nicht mehr ändern, wäre die Umfrage dem Ergebnis gleich. Doch stimmt die Annahme für keine einzigen der 53 untersuchten Abstimmungen für die SRG.
2. Abstimmungsumfragen sind nicht der letzte Stand der Dinge, weil die letzte vor eine Abstimmung 16-18 Tage vor dem letzten Abstimmungssonntag gemacht werden muss, um spätestens am 11. Tag vor der Abstimmung veröffentlich zu sein.
Zurecht wird im 20 min Artikel erwähnt, man stelle nur auf Zahlen ab, nicht auf Analysen und Interpretationen. Deshalb lege ich meine publizierten Untersuchungen immer offen. Sie steht just in time auf Internet abrufbar. In meinem letzten Blog bin ich bewusst auf solche Probleme eingegangen. Ansätze, Methoden und Vorgehenswesen sind in jedem Bericht beschrieben. Ich freue mich, wenn man sie inskünftig genauer liesst, kommentiert und mit Verbesserungen versieht.
Und noch etwas: Am meisten würde mich freuen, wen Journalisten aufhöhren würden, aus allem und jedem eine “todsichere Prognose” zu machen. Auch hierzu lohnt es sich, in meinem Bericht zur Minarett-Initiative nachzuschlagen.
Wie erklären Sie der Öffentlichkeit, dass alle Ihre Interpretationen von Umfragen VOR Abstimmungen und Wahlen so formuliert sind, dass sie der Linken den grösst möglichen Nutzen bringen. Würden Sie das als zufällig, parteiisch, manipulativ oder “sozial erwünscht” bezeichnen?
Meine persönliche Analysen VOR Abstimmungen und Wahlen waren ohne Ausnahme immer genauer als die von gfs – ich stützte mich dabei immer auf den gesunden und unvoreingenommenen Menschenverstand.
Rauf Dir doch deswegen nicht die Haare. Genau Du solltest wissen wie der Mensch wandelbar ist. Diejenigen die Dir bei Erfolg fast hinten dreinkrochen, zerfetzen Dich nun.
Tatsache ist, dass Du bis anhin bei den Umfragen ziemlich exakt lagst. Den Fehler sollte man nun nicht bei Dir suchen, sondern sich mal Gedanken darüber machen, warum der Schweizer Bürger sich nicht mal mehr bei einer Umfrage die Wahrheit zu sagen getraut. Da sollte man ansetzen, anstatt auf Dir rumzuhacken. Wovor hat der Bürger Angst? Nun gut, wenn man nach der Abstimmung die verletzenden und anschuldigenden Aussagen gewisser Poliker hören musste, so ist klar, dass der Bürger lieber schweigt oder wie in Deinem Fall lügt.
Auch bringt uns die VOX-Analyse nicht weiter. Die zeigt lediglich auf, dass Mitglieder der verschiedensten Parteien, der Wahlempfehlung ihrer Mutterpartei nicht folgten.
bravo Ate.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass man vor Abstimmungen keine Umfragen machen sollte und schon gar nicht veröffentlichen.
Die Priorität sollte sein, die Für und Gegen-Argumente zu kommunizieren. Und zwar von unabhängiger Seite.
Was mich freut, ist der “Ungehorsam” gegenüber seiner eigenen Partei.
Das spricht für den Stimmbürger. Dass eigentlich ja nicht über Minarette gestimmt wurde, sollte aber vor allem der SVP zu denken geben, da hat sie doch die falsche Initiative gemacht. Das Resultat war trotzdem super, weil nun alle (Regierung + Parteien)einen Denkzettel eingefangen haben. Ich hoffe nur, die lernen was.
was genau sollten denn die regierung und die parteien lernen? Deiner meinung nach?
+1 @rehcolb, lieber anständig Informatieren (und ein Klima schaffen wo beiden Meinungen laut ausgesprochen werden dürfen—diese Kritik geht ganz klar an unsere linken Medien) anstatt vor Abstimmungen mit Umfragen um sich werfen, da bin ich auch dafür!
s/Informatieren/Informieren/ … auf dieser Webseite sitzt irgendwo das Fehlerteufelchen und fügt Tippfehler in all unsere Posts ein (ob es an der Schreibmaschinenschrift im Eingabefenster liegt? “font: normal normal normal 1.2em/normal ‘Courier New’, Courier, monospace;” was ist das auch für eine Einstellung???)
Ich werde bei meinem Webmaster nachfragen!
@amade
lernen könnten die, dass sie die Stimmung im Volk erkennt, und entsprechend handelt, bevor es zu spät ist.
Z.B. die Verhandlungen rund ums Gesetz zum legalen Steuerbetrug (genannt Bankgeheimnis) wurde schon längst gefordert,
auch die Stärkung der Aktionäre, die dann in der Aktionärsrechtrevision von Blocher ein jämmerliches Ende nahm.
@Adrian
da würde ich mal keinen Unterschied zwischen likns und rechts machen.
Da sind Fehlinformationen bis zur faustdicken Lüge an der Tagesordnung.
Mein Webmaster sagt, es sei nix mit dem Tippfehlerteufelchen. Es werde so wieder gegeben, wie es eingetrippt werde.
Meine Vermutung war dass die (zumindest in Safari) seeeehr kleine Schriftgrösse zu Fehlern im “OSI Layer 8” führt (dass die anderen Layer fehlerfrei arbeiten, davon gehe ich aus :).