40 Jahre Politikwissenschaft an der Universität Genf

40 Jahre alt wurde dieser Tate das Département de science politique der Universität Genf. Die Feier hierzu fand am Donnerstag im Rahmen des Jahreskongresses für Politikwissenschaft, in der Calvin-Stadt abgehalten, statt.

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Pascal Sciarini, Direktor des Départements de science politique in Genf, bei der Präsentation des ersten Mitarbeiterteams 1969/70(foto: cal)

Stefano Bartolini, Leiter des Robert Schuman Instituts an der Universität Florenz, rüttelte die gelehrte Gesellschaft gleich zu Beginn auf: Die Frage, was Politik sei, werde gar nicht mehr gestellt, klagte er. Selber nähert er sich einer Lösung auf zwei Arten an: Das Feld der Regierungpolitik sei das, von dem man sich nicht entfernen können und in dem gemeinsame Regeln gelten würden. Das sei nicht das der Anarchie, das der Autorität und das der Natur. Aber eben das der Politik, und damit müsse sich das Fach beschäftigen, sagte der vormalige Professor in Genf.

Dusan Sidjanski, der erste Direktor des Departements zeichnete die Anfänge der universitären Politikwissenschaft in Genf nach. Man sei unter dem Vorbild, aber auch der Vorherrschaft von Geschichte und Recht gestanden. 1968 sei ein Ruck durch die Uni gegangen, aus dem das Kernteam des späteren Départements entstanden sei. Begonnen habe man in Genf mit lokalen, dann mit nationalen Themen. Erst mit der Zeit sei die europäische Dimension hinzu gekommen. Heute sei sie aber entscheidend. Besonders gefreut hat Sidjanski deshalb, dass ihm sein füherer Assistent, José Emanuel Barroso, heute Präsident der EU-Kommission, zur Imstitutsgeburtstag gratuliert und ihn zum Berater erhoben habe.

Pascal Sciarini, der jetzige Direktor, kündigte eine Umbenennung des Departementes an. Bald schon werde es “Département de science politique et de rélations intérnationales” heissen. In der nachträglichen Diskussion wurde sogar darauf verwiesen, es könnte ein eigene Fakultät “Rélation intérnationales” entstehen, mit science politique im Zentrum. Grund sei der Erfolg des 2005 lancierten Lehrgangs, einem eigentlichen Renner an der Universität.

Dennoch ergaben sich an dieser Veranstaltungen Fragezeichen zur Perspektive des Fachs. Auf der einen Seite wurde darauf verwiesen, die Professonalisierung sei vor allem mit Spezialisierung erreicht worden. Auf der anderen Seite sei nicht zu übersehen, dass die Akademisierung schneller vorangeschritten ist, als die Bewährung der Politikwissenschaft in der Praxis. Das ist sicher richtig; die Spezialisierung hat die Einsichten näher zu konkreten Problemen gebracht. Vielleicht könnte man sagen, konzentriert man sich heute aber zu sehr um technisch-methodische Fragen, als um das, was die Politik unverändert spannend macht.