Politikwissenschafterin gewinnt Wirtschaftsnobelpreis

Mit Elinor Ostrom gewinnt nicht nur erstmals eine Frau den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Es erhält ihn, was selten genug ist, eine Vertreterin der Politikwissenschaft – und eine Forscherin, die sich für die nachhaltige Nutzung der Umwelt interessiert.

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Elinor Ostrom, Professorin für Politikwissenschaft und Trägerin des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften 2009

Elinor Ostrom habe die übliche Auffassung verändert, wonach Allgemeingüter schlecht verwaltet würden und deshalb entweder durch den Staat verwaltet oder privatisiert werden müssten, schreibt die Akademie der Schwedischen Wissenschaften in ihrer Mitteilung zur Preisverleihung. Gestützt auf zahlreiche Studien zu Alpweiden, Wäldern, Seen und Quellen sei sie zum überzeugenden Schluss gekommen, dass die Leistungen von Korporationen besser seien, als es in den gängigen Theorien vorhergesagt werde, weil sie entwickelte Mechanismen für Entscheidfindungen entwickeln würden, um Interessenkonflikte unter Wahrung der Ressourcen zu regeln. Zu den Beispielen, die Ostrom zur Untermauerung ihrer Theorie beizog, gehört auch die Walliser Gemeinde Törbel (bei Visp).

Die Geehrte ist 76jährig. Ihr Studium der Politikwissenschaft schloss sie 1954 ab; 11 Jahre später doktorierte sie. Seither wirkt sie als Professorin für Politikwissenschaft an der Indiana University in Bloomington. 1973 begründet Elinor Ostrom gemeinsam mit ihrem Mann Vincent Ostrom einen eigenen Workshop für Politische Theorie und Politikanalyse, der sich zum globalen Netzwerk für Studien zur Nutzung von Allgemeingütern entwickelte. Nach 1980 war sie die erste Frau, die in den USA einem Department für Politikwissenschaft vorstand. 1996/7 präsidierte sie auch die weltweit führende Fachvereinigung, die American Political Science Association.

Vielleicht ist es zeittypisch, dass 2009 nicht nur eine Frau den Nobelpreis gewinnt, sondern auch eine Politikwissenschafterin, welche die nachhaltige Nutzung der Oekologie mehr interessierte als die Möglichkeit des Staates oder des Marktes. Das ist mit Sicherheit sinnvoll!

Claude Longchamp

Ausgewählte Schriften:
Ostrom, Elinor (1990). Governing the Commons: The Evolution of Institutions for Collective Action. New York: Cambridge University Press.
Ostrom, Elinor (1992). Crafting Institutions for Self-Governing Irrigation Systems. San Francisco: Institute for Contemporary Studies.
Ostrom, E., Schroeder, L. & Wynne, S. (1993). Institutional Incentives and Sustainable Development: Infrastructure Policies in Perspective.
Boulder, CO: Westview Press.
Ostrom, E., Walker, J. & Gardner, R. (1994). Rules, Games, and Common-Pool Resources. Ann Arbor: University of Michigan Press.