Wo stehe ich politisch? – Die Antworten auf diese Frage sind meist durch nationale Selbstverständnisse verzerrt. Denn was in den USA normal ist, braucht es in Europa nicht zu sein, und was für Südostasien gilt, lässt sich nicht unbedingt auf Afrika übertragen.
Der political compass auf dem www lädt ein, sich global zu positionieren. Dazu wurde ein Fragebogen mit 62 Fragen zu Themen entwickelt, die weltweit diskutiert werden. Wer ihn ausfüllt, bekommt seine Antwort auf dem politischen Kompass.
Dieser ist nicht nur auf die links/rechts-Achse angelegt, die seit der französischen Revolution gebräuchlich ist, um das generelle Verhältnis von Markt und Staat zu bestimmen. Er enthält auch die Achse, die zwischen autoritäten und libertären Vorstellung einer Gesellschaft aufgespannt wird.
Das ergibt ein Fadenkreuz politischer Positionen, aber auch politischer Kulturen.
Sozialwissenschaftlich von Belang ist, dass auch einige typische Intellektuelle eingeordent werden. So steht Noam Chomsky (“Rogue Stuates”) für die linkslibertäre Position, Samir Amin (“The Liberal Virus”) wird als linksautoritär eingestuft, rechtsautoritär ist Irving Kristol (“Neo-Conservatism”) und Milton Friedman (“Capitalism and Freedom”) steht für rechtslibertäres Denken.
So fällt auf, dass die angelsächsischen PolitikerInnen im rechten, autoritären Quadranten erscheinen. Bei John McCain war das evident, während das bei Barack Obama in deutlich gemässigterem Masse der Fall ist.
Auch zwischen den EU-Staaten gibt es einige Unterschiede. Die neuen Migliedstaaten aus dem Osten neigen durchwegs zu autoritäreren Positionen, als dies vor allem in den nordischen Ländern der Fall ist. Ihnen allen entgegen stehen Freiheitskämpfer wie Nelson Mandela oder der Dalai Lama, die deutlich linker, aber auch libertärer positioniert sind.
Und wenn Sie jetzt wissen wollen, wo Sie stehen, dann versuchen Sie es hier selber. In 10 Minuten wissen Sie mehr Vergleichbares darüber!
Claude Longchamp
Die Einteilung in diesem Fadenkreuz erinntert stark an die Grundlagen, die Herbert Kischelt gelegt hat. Er ging davon aus, dass sich der Raum für die politischen Parteien (in Europa) verändert hat, und zwar zwischen den Polen “sozialistisch-libertär” einerseits, “kapitalistisch-autoritär” anderseits. Typisch hierfür ist die Entstehung grüner Parteien (auf dem ersten Pol), resp. rechtsautoritäre Parteien (auf dem zweiten Pol).
Eine Darstellung der Zusammenhänge für Deutschland findet sich hier:
http://www.kai-arzheimer.com/fpoe/image001.png
Die Veränderung sieht er als Folge des sozialen Wandels in fortgeschrittenen westlichen Gesellschaften, weshalb das Konzept auch nicht einfach auf gegenwärtige östliche Gesellschaften übertragbar ist.