New Realignment und die Demokratische Partei unter Obama

Harald Meyerson, Washington Post, macht sich als erster Editorialist daran, den Wahlsieg Obama Demokraten im Ueberblick zu analysieren. Er spricht von einem eigentlichen Realignment, einer Neueinbindung von WählerInnen, bei der Demokratischen Partei, die ihresgleichen seit 1932 nicht mehr gesehen hat. Drei Gründe arbeitet er heraus, die ich hier gerne zur Diskussion wiedergebe.


Quelle: New York Times mit zahlreichen weitere Trendkarten

Vordergründig spricht der gestiegene Wähleranteil der Demokraten nicht nur bei den Präsidentschaftswahlen, sondern auch bei den Kongresswahlen für diese Einschätzung. Hintergründig erkennt Meyerson zwei typische Veränderungen im Wahlverhalten:

. Die Hispanics haben wieder zu zwei Dritteln für die Demokraten votiert. Das sind 10 Prozent mehr als noch vor vier Jahren; es sind auch wieder soviel zu den besten Clinton-Zeiten.
. Insbesondere die gut ausgebildeten Frauen, die im urbanen Umfeld leben, neigten 2008 klarer als früher zu den Demokraten, und sie werden auch immer zahlreicher.

Vor allem die Veränderung bei den Hispanics sieht Meyerson als entscheidend an, sei es hier doch beispielsweise Colorado, Nevada, New Mexico, aber auch Florida gelungen, eine verunsicherte Bevölkerungsgruppe für sich zu gewinnen. Den sukzessiven Wechsel der Frauen zu den Demokraten deutet er als Folge der verbesserten Ausbildung in den oberen sozialen Schichten. Obama gewann den auch in den 19 Statten mit dem höchsten Bildungsniveau ausnahmslos. Typisch hierfür seien die anhaltenden Wählergewinne in Virgina und North Carolina.

Die dritte Komponente der Neduordnung des amerikanischen Parteiensystems ist nicht soziologischer Natur. Sie hat mit einem Paradigmenwechsel in der Politik zu tun. Als Ronald Reagan “Konservative Revolution” in den 80er Jahren des 20. Jahrhundert begann, stützte sie sich auf das Gefühl, der Staat müsse weniger tun. Das ist angesichts der Rezession verschwunden. Erstmals sei wieder eine Mehrheit der AmerikanerInnen, insbesondere der jungen BürgerInnen, der Auffassung, dass man die staatlichen Aktivitäten wieder ausbauen solle. Das hat schliesslich fast flächendeckend das amerikanische Elektorat in Bewegung versetzt.

Sein Schluss: “The future in American politics belongs to the party that can win a more racially diverse, better educated, more metropolitan electorate. It belongs to Barack Obama’s Democrats.”

In der Tat fühlt man sich 2008 an historische Momente in der Wahlgeschichte erinnert, etwa an 1980 mit Ronald Reagan, an 1932 Franklin D. Rooseveld oder an 1860 mit Abraham Lincoln. Vertiefte Analysen des, was in diesen Tagen umgebrochen ist, sind angezeigt.
Claude Longchamp

Mehr interaktive Grafiken zum Wahlve.rhalten findet man hier