“damping factor” für die Umfragen zu den US-Präsidentschaftswahlen

Bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen kann der Prognosewert von Umfragen in zwei Schritten verbessert werden: durch das Mitteln der verfügbaren Umfragewerte und durch “damping”.

Der SuperTracker zu den amerikanischen Präsidentschaftswahlen ist hier bereits vorgestellt worden. Einfach gesagt geht es dabei um das Mitteln von Umfrageergebnisse verschiedener Institute zur gleichen Sache. Das verhindert Ueberinterüretationen von Trends aufgrund singulärer Befragungsergebnissen.

Will man darüber hinaus auch den Prognosewert von Umfragen erhöhen, braucht es noch eine zweite Verfeinerung veröffentlichter Umfragewerte, damping factor (“Dämpfer-Faktor”) genannt.

1996 konnte Campbell aufgrund einer Re-Analyse früherer Wahlprognosen zeigen, dass der führende Bewerber zutreffender bewertet wird als der zurückliegende. Dieser wird regelmässig leicht unterschätzt, wobei die Differenz mit sich näherndem Wahltag abnimmt. Zu diesem Zweck hat Campbell vorgeschlagen, bei Umfragen eine Korrektur für den Zweitplatziert vorzunehmen, um präzisierte Prognosen machen zu können. Das wird in der Regel bei den publizierten Erhebungen nicht gemacht, in wissenschaftlichen Vorhersagen indessen schon.

Zurecht, denn die vor 12 Jahren vorgestellten Befunde und Korrekturen haben sich auch 2008 gezeigt und bewährt. John McCain wurd in den Umfragen vor der Wahl leicht unterschätzt. Das war zwar nicht entscheidend für die Frage, wer gewinnt oder verliert. Für die Prognose war das aber von Belang.

Ohne die Korrektur von Campbell kam McCain gemäss RealClearPolitics im Mittel der Umfragen auf 46,1 Prozent der Stimmen. Mit der Korrektur (damping factor von 0.17 dazu) lag er bei 46.8 Prozent. Nach dem vorliegenden, vorläufigen Endeergebnisse waren es effektiv 47.0 Prozent.

Die Korrektur ist nicht unwichtig: Ohne sie wären die aktuellen Umfragen wie früher auch etwas weniger treffsicherr gewesen als die elektronischen Wahlbörsen; mit der Korrektur erwiesen sich die Umfragen um einen Hauch präziser.

Claude Longchamp

Campbell J. E. (1996), “Polls and Votes: The Trial-Heat Presidential Election Forecasting Model, Certainty, and Political Campaigns,” American Politics Quarterly, 24 (4), pp.408-433.