PollyVote traf bei den Präsidentschaftswahlen genau ins Schwarze

Das beste Prognosesystem bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen war das wohl unbekannteste. Zuunrecht, kann man wenigstens im Nachhinein sagen.

Unter Prognostikern gibt es eine einfache Regel: Verwende wenn immer möglich mehrere qualifizierte Prognoseverfahren gleichzeitig; denn jedes noch so perfektionierte Vorgehen hat seine Schwächen.

Genau das macht sich PollyVote zu eigen, das bei den diesjährigen Präsidentschaftswahlen zum dritten Mal eingesetzt wurde und eine kaum zu übertreffende Präzision aufweist, wurde das Endergebnis doch auf das Prozent genau vorausgesagt.

PollyVote basiert vier verschiedenen Instrumenten, die zu je einem Viertel in die Gesamtprognose einfliessen; aus methodischen Gründe vereinfacht PollyVote alle Verfahren auf eine reine Zwei-Parteien-Wahl und wird dabei nur der Anteil für die GOP (Republikaner) geschätzt. Berücksichtigt werden

. gemittelte Umfrageergebnisse (nach RealClearPolitics); 46,8 %
. elektronischer Markt (Iowa Electronic Market): 46,7 %
. eine Expertenbefragung: 47,5 %
. quantitative Prognosen: 47,0 %

Bei der Expertenbefragung handelte es sich um ein Panel von amerikanischen Wahlexperten, das speziell für diesen Zweck gebildet wurde und sieben Mal, aber nicht nach der Delphi-Methode befragt wurde. Berücksichtigt wurde für die Prognose jedoch nur die letzte Expertenbefragung (die am tiefsten von allen lag). Die quantitativen Prognosen stützen sich auf die Modellierungen des Wahlausgangs, wie sie in jüngster Zeit aus politökonomische Sicht entwickelt worden sind. 16 Varianten sind dabei berücksichtigt worden, die im Einzelfall sehr unterschiedliche Ergebnisse lieferten, aber nur als Ganzes in die PollyVote Prognose einflossen.

Das Verfahren wurde insgesamt 14 Monate lang betrieben. Dabei gab es Schwankungen, wobei der Range von 46,8 bis 49,2 Prozent reichte. Mit anderen Worten: Die Superexperten rechneten zu jedem Zeitpunkt mit einem Sieg der Demokraten.

Wenn der Ansatz überzeugt, bleibt doch ein grössere Problem bestehen. Das Verfahren ist aufwendig und nicht viel schneller als das langsamste Instrument. Entsprechend war das öffentliche Echo trotz des Leistungsausweise auch diesmal gering. Als Hintergrund zur Evaluierung populärer Prognosen dürfte sich PollyVote inskünftig aber Durchsetzen.

Claude Longchamp