Propaganda ohne Grenzen

Wenn es um politische Werbung geht, kennt die SVP keine Grenzen. Weder inhaltliche, noch räumliche. Ihre Agentur GOAL krempelt im Moment für die FPOe im Vorarlberg die Politlandschaft um.

segert

Alexander Segert, gebürtiger Hamburger, heute 45, Geschäftsführer der Zürcher Agentur GOAL, kennt nur eine Devise: “KISS – Keep it simple and stupid”. Denn sonst ist politische Werbung nicht eingängig, wie er der sonst eher biederen schweizerischen Oeffentlichkeit mit schwarzen Schafen, hinterhältigen Raben, roten Ratten und den gerupften Hühnern seit Jahren mit erheblicher Multiplikatorwirkung vorführt.

Jetzt wendet Segert seine Methode für die FPOe im benachbarten Vorarlberg an. “Schluss mit falscher Toleranz”, lässt er auf Plakaten klagen und zielt auf die wachsende Präsenz von Muslimen im westlichsten Bundesland Oesterreichs: Deutsch sei für Koranlehrer Pflicht, türkische Dolmetscher dürfe es nicht geben, und auf Minarette sei zu verpflichten, sind seine Themen. Die Bildsprache ist allerdings zahmer als in der Schweiz. Nationale Gefühle der OesterreicherInnen sollen mit der Flagge geweckt werden, die am untern Bildrand unterzugehen droht.

“Wer provoziert, gewinnt, wenn schon nicht die Wahlen, so doch die Oeffentlichkeit”, kommentierte dieser Tage der Wiener “Standard“. “Alles tipptopp”, bilanziert Segert im Zürcher Tages-Anzeiger seine Kampagne. Denn die erwartete Wirkung blieb nicht aus: Hanno Loewy, Leiter des jüdischen Museums in Hohenems bat die FPOe um eine Erklärung, wer heute als “nicht heimisch” gelte. Deren Spitzenkandidat, Dieter Egger, gab in einer Rede zurück: “Exil-Juden aus Amerika in hoch subventionierten Museen” sollten sich nicht in inner-österreichische Angelegenheiten einmischen. Womit er sich den ebenso scharfen Antisemitismus-Vorwurf vom bisherigen Koalitionspartner OeVP einhandelte: “Das ist eine Grenzüberschreitung, die wir nicht legitimieren wollen”, meinte ihr Obmann Herbert Sausgruber.

Durch solche Provokationen bekommt der Wahlkampf der FPOe die gewünschte Fahrt. In- und ausländische Medien berichten meist skandalisiert, sodass in der Provinz das Wir-Gefühl jener gestärkt wird, die sich ganz allgemein übergangen fühlen. Genau das ist die tiefere Absicht der Wahlwerbung von GOAL, denn nachweislich mobilisiert dieses Vorgehen vor Wahlen unschlüssige ProtestwählerInnen, während die Botschaften der anderen Parteien medial verblassen.

Eben: Propaganda ohne Grenzen …

Claude Longchamp