Die Schulreise unserer BundesrätInnen ist ein Teil der schweizerischen Politkultur, die gleichzeitig auch immer eine Standortbestimmung vor der Sommerpause der Politik ist.
Bundespräsident Hans-Rudolf Merz im Auslauf der Rodelbahn im appenzellischen Jakobsbad
Für einmal hat der/die BundespräsidentIn mehr zu sagen als die andern Mitglieder der Bundesregierung. Denn er oder sie bestimmt, wohin die ein- bis zweitägige Reise der sieben Weisen in der Schweiz geht. Doch ist er oder sie dabei nicht ganz frei, denn die Tradition verpflichtet, in die Heimat des amtierenden Staatsoberhauptes zu wandern. Das Programm, das er oder sie dabei auswählen darf, lässt jedoch genügend Spielraum für Akzentsetzungen, welche die mitreisenden Medien auch gerne aufnehmen.
Hans-Rudolf Merz, Bundespräsident 2009, konnte so – frei von Sorgen als Finanzminister und höchster Repräsentant der Schweiz – einen Ausflug in “sein” Appenzellerland vorbereiten. Im Zentrum der medialen Aufmerksamkeit steht heute das Rodeln auf der Bahn beim Jakobsbad.
Für die einen ist es, wie wenn man durch die Gegend rast und damit fehl am Platz; für die andern zeigt sich, dass fast jedes einzelne Mitglied des Bundesrates für sich gut im Schuss ist, daraus aber kein Team wird, wenn einzelne wie Micheline Calmy-Rey aussen vor bleiben.
Nicht ohne Augenzwinkern sind die Kommentare, welche im event die Talfahrt des Bundesrates mit seiner Bankenpolitik gespiegelt sehen.
So oder so, es ist eine Geschichte, die den Uebergang zum politischen Sommerloch in der Schweiz anzeigt. Notabene auch bei mir, denn ich verabschiede mich heute in die Ferien im hohen Norden, von wo aus man die helvetische Politik mit etwas noch grösserer Distanz verfolgen kann, wenn man mag.
Claude Longchamp
Die alter Formulierung ohne Gleichschritt war besser (wer rodelt denn schon im Gleischschritt?): Für die einen war es, wie wenn man durch die Gegend rast und damit fehl am Platz; für die andern zeigte sich, dass fast jedes einzelne Mitglied des Bundesrates für sich gut im Schuss ist, einzelne wie Micheline Calmy-Ray, aber nicht mitziehen wollen und lieber aussen vor bleiben.
Apropos, die neue Formulier hat ein e zuviel im Abeer.
Sommerloch? Ich bezweifle, dass sich die Schweizer Politik inmitten der aktuellen Systemkrise ein Sommerloch leisten kann … die Banken sind immer noch Pleite, der Arbeitsmarkt kollabiert, das Verhältnis zu EU und USA ist angespannt … oder lässt man einfach UBS und Co. weiterhin die Prioritäten der Politik bestimmen?
ok ich habs nochmals verbessert!
at marius
unsere verständnisse vom sommerloch sind ungleich.
für mich ist es eine mediale leere, weil beispielsweise in der bundespolitik “vor ort” niemand kommuniziert, das heisst es keine akteure gibt, die sich mit der deutung der zustände, ihrer problematisierung und lösungen beschäftigt.
deshalb grasieren die weichen geschichten, die um personen, skandale und softevents geschehen, die dann ihrerseits breit geschlagen werden.
über die realen zustände ist damit gleich gar nichts gesagt.