Das letzte Wochenende vor dem amerikanischen Präsidentschaftswahlen hat begonnen. Es sind die Tage der Dramatisierungen vor allem in den Massenmedien. Vorsicht ist angesagt.
Alles rechnet mit dem Sieg des Demokraten Barack Obama. Jede Verdoppelung dieser Nachricht hat deshalb keinen Newswert mehr, selbst wenn sie stimmt. Deshalb liesst man mehr vom Gegenteil, auch wenn es nicht stimmt.
Selbst das informative Netzwerk der grossen deutschschweizer Zeitungen (Tagesanzeiger, Bernerzeitung und Baslerzeitung) macht jetzt auf Dramatisierungen. “Obamas Vorsprung zerrinnt”, kann man heute in fetten Lettern lesen.
Als Beleg hierzu werden recht beliebig Umfragen verwendet, deren Ergebnisse einander gegenüber gestellt werden, um einen Trend zu haben, den man dann auch flink noch extrapolieren kann!
Besser als das ist es auf jeden Fall, sich nur an die Serien der bewährten Institute zu halten, oder aber einzig die rollenden Mittel aller, nicht ausgewählter Umfragen zu verwenden.
Letzteres leistet beispielsweise der SuperTracker der unabhängigen Wahlplattform 538. Alternativ dazu kann man auch den Trend von Real Clear Politics verwenden. Die Entwicklung, die so aufscheint, ist viel konstanter, und die Prognose, die daraus für den Wahltag gemacht werden kann, viel eindeutiger.
Momentan führt Obama bei 538 mit durchschnittlicher 7 Prozentpunkten, und es wird erwartet, dass dies am Wahltag 6 sein werden.
Von einem dramatischen Umschwung in letzter Minute kann nicht die Rede sein. Doch hat das in der gängigen Berichterstattung der Massenmedien kurz vor dem Ereignis keinen news-Wert.
Claude Longchamp
Wär ja auch tragisch, mal einen ganzen Tag ohne Schlagzeilen aus Gawd’s own Country…
[…] Zoon Politicon bringt einen Beitrag zur bevorstehenden Wahl zur Präsidentschaft der USA und hebt auf die Tendenz der Medien ab, kurz vorher noch einmal unter Verwendung der Ergebnisse beliebiger Umfragen und deren Interpretation als einer “Trendwende” zu dramatisieren. Besser als das ist es auf jeden Fall, sich nur an die Serien der bewährten Institute zu halten, oder aber einzig die rollenden Mittel aller, nicht ausgewählter Umfragen zu verwenden. […]
Mehr zu diesem Thema findet sich in der Bilanz der Umfragen zu den Wahlen 2004, deren Aussagekraft verbessert wird, wenn man sie miteinander kombiniert.
http://www.forecastingprinciples.com/Political/PDFs/SPSA%2010th%20draft%201-10-05.pdf
Selber habe ich zwar immer ein wenig davor gewarnt, das in der Schweiz zu machen, und besser Umfragen eines Instituts mit den Umfrgen desgleichen in Verbindung zu bringen, um Trends zu bestimmen.
In den USA gibt es allerdings deutlich mehr brauchbare Umfragen, sodass man sich der pragmatischen Methode, die auf die Einmittung von Fehlern jedweder Art abzielt, auch besser bedienen kann.