Nettere Nachbarschaft wieder gefragt

Ein Händeschütteln hat höchst Symbolisches an sich. Handfläche gegen Handfläche bedeutet, dass man einander zu spüren gibt, nichts mehr versteckt zu haben. Das bekräftigt nicht nur die Friedenshaltung, es ermöglicht auch einen Schlussstrich unter die Irritiationen der letzten Wochen.

DEU DEUTSCHLAND SCHWEIZ
quelle: der spiegel

Steinmeier begrüsste an der deutsch-schweizerischen Medienkonferenz in Berlin, dass die Schweiz nach internationalem Druck nun bereit ist, bei Steuerauskünften die Standards der Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit in Europa (OECD) einzuhalten. Calmy-Rey versicherte, die Schweiz werde die Zusagen umsetzen. “Wenn wir etwas sagen, dann machen wir es auch.” Das bestehende Doppelbesteuerungsabkommen mit der Bundesrepublik solle “baldmöglichst” geändert werden. Wichtig ist der Schweiz, dass strenge Richtlinien nicht nur für die Schweiz, sondern auch von anderen Finanzplätzen umgesetzt würden.

“Wir sind nette Nachbarn”, meinte die Schweizer Aussenministerin, “und mit einem netten Nachbarn geht man nicht so um. Das hat uns sehr getroffen.” Der Deutsche wiederum sagte: “Wir wollen diese Irritationen hinter uns lassen”. Der deutsche Aussenminister mochte sich für die Aussagen des Finanzministers nicht entschuldigen, wies aber den Wege der gepflegten Nachbarschaft.

Wie eng diese ist, zeigen folgende Zahlen: 44.000 deutsche Grenzgänger arbeiten gegenwärtig in der Schweiz, 230.000 Deutsche wohnen auch in der Schweiz. Der deutsche Aussenhandelsüberschuss beträgt 23 Milliarden Franken. Nach amtlichen Schweizer Angaben belief sich das Schweizer Investitionsvolumen in Deutschland 2007 auf 27 Milliarden Euro. Damit sei die Schweiz der sechstgrösste Investor in Deutschland. Deutschland sei mit einem Investitionsvolumen von 21 Milliarden Euro der neuntgrösste Investor in der Schweiz.

Nehmen wir es so, wie es ist: Eine Annäherung hat stattgefunden. Die Interessen bleiben unterschiedlich, doch der Umgangston ist wieder wie unter Nachbarn!

Claude Longchamp