Wählen. In der kürzest möglichen Form behandelt.

Die Wiener resp. Innsbrucker PolitikwissenschafterInnen Sieglinde Rosenberger und Gilg Seeber haben die kürzeste Einführung in die politikwissenschaftliche Betrachtungsweise des Wählens verfasst, die ich kenne. Das Taschenbuch zählt nur gut 100 Seiten, hat aber eine Einführung, einen materiellen Hauptteil und einen Serviceteil. Es ist besonders als Einstiegslektüre ins Thema für Studierende und Interessierte geeignet.

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Der Band, 2008 erschienen, stellt Wählen in den demokratiepolitischen Kontext der Gegenwart, präsentiert ausgewählte theoretische Diskussionen und verweist auf empirische Forschungsergebnisse aus verschiedenen Demokratie, einschliesslich der Europäischen Union.

Die Einführung bestimmt Wahlen als zentrale Methode der Demokratie, weil sie einerseits die quantitativ wichtigste Beteiligungspraxis darstellen, anderseits Wahlkämpfe meist die intensivste Form der politischen Kommunikation zwischen Parteien und BürgerInnen sind. So ergibt die Analyse von Wahlen die vollständigste Annäherung an den Stand des Erhalts und der Erneuerung der Demokratie.

Im Hauptteil geht es den AutorInnen um Wahldemorkatien, Wahlrechte, Wahlverhalten und Wahlsysteme als zentrale Themen der politikwissenschaftlichen Lehre. Damit hebt sich der Band deutlich von anderen ab, die Wahlen weniger politologisch und systematisch behandeln, den Gegenstand aber aus der Perspektive des Wählens und deer Forschungen hierzu erschliessen.

Jedes Kapitel wird kurz eingeleitet, damit man erfährt, was in aller Kürze kommt und was notgedrungenermassen auch fehlt. Zur Vertiefung der stichwortartigen Darstellung gibt es jeweils Literatur- resp. Linklisten, die vorbildlich knapp gehalten sind. Bebildert ist die Einführung nicht, ausgewählte Tabellen vermitteln aber numerische Uebersichten, und zentrale Modell geben einen Eindruck der diskutierten Zusammenhängen.

Am Ende gibt es eine Exkurs zu den Zusammenhängen und Unterschieden zwischen resp, von Wählen und Abstimmen. Dabei geht es im Wesentlichen um die Erweiterung von Wahlen durch Referenden im Zusammenhang mit der EU.

Was überzeugte mich bei der Lektüre am meisten? Zunächst die sachliche Darstellung, die in gut verständlicher Sprache geschrieben ist. Das macht das Buch für nicht-Fachleute interessant. Dann die Aktualität des Bandes, der Themen wie e-Voting als neue Partizipationsform, aber auch die Kritik der Postdemokratie in die Uebersichten aufnimmt. Schliesslich kann das Buch empfohlen werden, weil es zwar in einigem österreichisch geprägt ist, sich aber auf erhellende Vergleiche mit Deutschland und der Schweiz stützt.

Claude Longchamp

Sieglinde Rosenberger, Gilg Seeber: Wählen. Wien 2008.