Parteistärken im Stadt/Land-Kontinuum

Ich war vor einiger Zeit perplex: Alle reden über den politischen Stadt/Land-Graben, aber niemand weiss, wie stark die politischen Parteien da sind. Denn weder die amtliche Wahlstatistik zu den Nationalratswahlen 2019 des BfS, noch das FORS, das eine Auswertung dazu auf Befragungsbasis erstellt hat, machen dazu konkrete Angaben.

Deshalb habe ich bei den Bundesstatistikern nachgefragt, ob es möglich ist, die Stimmenanteile der politischen Parteien gemäss der neuen Raumeinteilung des BfS zu erhalten. Für 2019 habe ich das eben bekommen, für die Jahre davor fehlen sie unvermindert.
Unterschieden wird neuerdings zwischen Kernstädten, dem übrigen städtischen, dem intermediären und dem ländlichen Raum.

Drei neue Ergebnisse
Erstens, bei allen Parteien, die 2019 einen Sitz im Nationalrat machten, variieren die Stärken entlang der neuen Siedlungseinteilung.
In den Kernstädten am stärksten sind die SP, Grünen, Grünliberalen, PdA und Lega.
Ihre grösste Stärke erreichen die SVP, die CVP, die BDP und die EDU in den ländlichen Gemeinden.
Die FDP und die EVP sind entweder im übrigen städtischen oder im intermediären Raum am stärksten.

Zweitens, von den städtisch geprägten Parteien sind die Grünen verglichen mit ihrer nationalen Parteistärke am heftigsten im Stadt/Land-Kontinuum polarisiert. Es folgen die SP und die GLP.
Bei den ländlichen Gemeinden fallen sie Vergleichswerte bei der BDP am meisten auseinander, gefolgt von der SVP, CVP und EDU.
Letztlich kaum polarisiert sind in dieser Hinsicht die FDP und die EVP.

Drittens, zusammen hat zur Folge, dass in den Kernstädten die SP führt, vor den Grünen, der SVP, FDP und der GLP.
Auf dem Land ist die SVP top, vor der CVP, FDP, SP und den Grünen.
Im übrigen städtischen und im intermediären Raum ist die Reihenfolge praktisch gleich wie national.

Neuer Wunsch
Natürlich wäre es sich auch interessant, die zeitliche Entwicklung zu sehen. Denn wohl erst mit dem Trend würde man den relevanten Eindruck bestätigen – allenfalls auch widerlegen – können, dass sich die parteipolitische Polarisierung in den Kernstädten und auf dem Land in den letzten 3 bis 4 nationalen Wahlen verstärkt hat.