Wahlumfragen im Multipack: die Chance, ein neues Instrument der Vermeidung von Unsicherheit in Umfragen einzuführen

Es ist selten genug, dass in der Schweiz gleich drei Umfragen zu Parlamentswahlen kurz hintereinander erscheinen. Doch diese Woche war es der Fall. Für einmal ist es anders: Der Fixpunkt ein Jahr vor den Parlamentswahlen lockte die “Sonntagszeitung” mit Tamedia-Zeitungen, den “Blick” gemeinsam mit “LeTemps” und die “SRG”- Medien zu einer neuen Bestandesaufnahme zu den Parteistärken.

Tabelle: Vergleich der Parteistärken gemäss den drei jüngsten Wahlbefragungen

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Die Hauptaussage
Was lehren die drei neuen Umfragen zu den aktuellen Parteistärken?

• Heute hätten die Grünen, die Grünliberalen und die FDP/Liberalen mehr Stimmen als im Oktober 2015.
• Schwächer abschneiden würden die CVP, BDP und SVP.
• Stabil wäre die SP.

Dieses Bild entsteht, wenn man die Mittelwerte aus den Umfragen nimmt. Die dahinter liegende Aggregationsmethode ist im Ausland mit vielen Wahlumfragen gebräuchlich, weil sie zufällige Ergebnisse aus einer Erhebung nachweislich minimiert. Das macht aggregierte Aussagen sicherer. Als Nachteil resultiert allerdings, dass Veränderungen eingemittet werden. Denn das Vorgehen gleicht in erster Linie Extreme aus.

Zu den Eigenheiten der drei Studienergebnisse zählt, dass auffällige Abweichungen nur ausnahmsweise vorkommen. So schliesst die Erhebung von LeeWas für Tamedia Gewinne für die SVP nicht ganz aus, und die Befragung von sotomo für die SRG macht das für die SP nicht. Hoch ist die Wahrscheinlichkeit in beiden Fällen jedoch nicht, weil sie die angegebenen Zahlen im jeweiligen Unsicherheitsbereich liegen.

Im Übrigen sind alle Unterschiede aus den drei Erhebungen nur gradueller Natur. Am grössten sind sie bei der GPS und der BDP. Homogen sind die Ergebnisse zur GLP, aber auch zur FDP.

Der Haupteindruck
Bewertet man das aggregierte Ergebnis, überwiegt der Eindruck der politischen Stabilität. Keine gemittelte Veränderung gegenüber 2015 übersteigt den Wert von 1.3 Prozentpunkten. Grob geschätzt sind das maximal 2-3 Sitzgewinne resp.-verluste pro Partei aufgrund von Wählerstärken. Nicht berücksichtigt kann man dabei die Folgen von Listenverbindungen und Verteilung der Restmandate in den Kantonen.

Leicht anders als 2015 kündigt sich das Muster der Veränderungen gegenüber der Vorwahl an. Wie 2015 könnte heute zwar die FDP zulegen, nicht mehr der Fall wäre dies aus jetziger Sicht jedoch bei der SVP. Anders als 2015 gehörten die GPS und die GLP zu den Gewinnern. Konstant wäre nur der Rückgang von CVP und BDP. Und die SP hielte sich ein weiteres Mal.

Dies reflektiert übrigens in erheblichem Masse die aggregierten Trends aus den kantonalen Wahlen. Das ist bekanntlich der beste Prädiktor bei nationalen Wahlen. Er wird immer besser, je näher die nationalen Wahlen rücken und er ist valider, je grösser ein Kanton ist. Zuverlässigste kantonale Wahl für den Nationalen Wahlgang ist deshalb die Parlamentswahl im Kanton Zürich.