Prognose der Schweizer Parlamentswahlen 2019. Forschungsseminar im HS18 am IPW der Uni Bern

Kann man Wahlen prognostizieren? – Die Antworten in der Oeffentlichkeit sind kontrovers. Durchgesetzt hat sich in den (Sozial)Wissenschaften, mit speziellem methodischem Vorgehen und in bestimmten Grenzen sei das trotzdem möglich.

Wahlprognosen

Bei den US-Präsidentschaftswahlen 2016 traf der Polit-Historiker Allan Lichtman ins Schwarze. Er prognostizierte nüchtern einen Regierungswechsel mit Donald Trump. Er sollte Recht bekommen – genauso wie er alle US-Präsidenten seit 1984 richtig vorausgesagt hatte. Auch der Politikwissenschafter Harald Norpoth lag mit einem Verfahren richtig, das den nachmaligen Präsidenten aus den Vorwahlergebnissen erkennt.

Drei empfehlenswerte Vorgehensweisen
Systematische Evaluierungen von Wahlprognosen verweisen neuerdings auf drei denkbare Vorgehensweisen:
. die Aggregierung von Einzelbeobachtungen
. die Synthese verschiedener Prognosenverfahren und
. Strukturmodelle, um ein Wahlergebnis aus bekannten Verhältnissen abzuleiten.

Stand in der Schweiz
In der Schweiz steht der Einsatz solcher Vorgehensweisen erst in den Anfängen. Die “Prognosen” blieben auf Umfragen und ihre Kritik fixiert.
Das soll überwunden werden!
Ableitungen aus kantonalen Parlamentswahlen werden seit 2007 systematisch vorgenommen und haben das hier beschriebene Potenzial. Das gilt meines Erachtens auch für Ableitungen aus Volksabstimmungen während der zurückliegenden Legislaturperiode. In Frage kommen zudem gemittelte Befragungsergebnisse, Expertenpanels und Bevölkerungserwartungen.

Zielsetzungen des Forschungsseminars
Mein Forschungsseminar im Herbstsemester 2018 am Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern will die aus- und inländischen Erfahrungen evaluieren und neue Vorschläge für Schweizer Parlamentswahlen machen. Ziel ist es, die Wahlen in den National- und Ständerat 2019 vorwegzunehmen. Dabei geht es sowohl um Sitzverteilungen wie auch um Stimmenstärken.
Gesucht werden aussagekräftige Prädiktoren, die möglichst früh vor der Wahl vorliegen, diese aber richtig einschätzen können. Nach Möglichkeit sollen die Parlamentswahlen im Herbst 2019 sechs Monate im Voraus richtig erkannt werden.
Mit dem Forschungsseminar im Herbstsemester am Institut für Politikwissenschaften der Uni Bern spreche ich Masterstudierende der Sozialwissenschaften an, die gute Kenntnisse der Schweizer Politik, der hiesigen Wahlen und statistischer Verfahren mitbringen.

Erwartungen an die Teilnehmenden
Teilnehmende leisten im Forschungsseminar verschiedene Beiträge und verfassen als studentische Arbeitsgruppe eine Forschungsarbeit, die in eine (Teil-)Prognose mündet. Präsentiert werden diese während einem Workshops Ende Februar 2019, an dem auch auswärtige Experten teilnehmen und mitdiskutieren werden.
Denkbare Themen für Forschungsarbeiten sind:
• Prognosen aufgrund zurückliegender kantonaler Wahlen
• Prognosen aufgrund eidg. Volksabstimmungen während der vergangenen 4 Jahre
• Prognosen mit systematischen Experten- resp. Bevölkerungserwartungen
• Kantonsanalysen zur Bestimmung erfolgversprechender Ständeratskandidaturen
Interessenten melden sich baldmöglichst direkt im Ilias der Universität Bern an.

Claude Longchamp